Bitterstoffe neu gedacht: BitterLiebe hat Bitterstoffe modern gemacht und aus einer Nische eine Erfolgsgeschichte geformt. Mit Social Media, „Die Höhle der Löwen“ und klarem Fokus auf Qualität wuchs das Start-up rasant. Gemeinsam mit Arcus Capital gelang der Sprung vom Gründerprojekt zum Scale-up – und die Weichen für Internationalisierung und 100-Millionen-Ziel sind gestellt.
BitterLiebe gilt heute als die Marke, die Bitterstoffe zurück in den Alltag gebracht hat. Doch der Ursprung war überraschend unspektakulär: eine Familienfeier. „Unsere Schwiegermutter ist Heilpraktikerin. Statt Espresso oder Schnaps gab es nach dem Essen eine Bittertinktur. Die Wirkung hat uns fasziniert“, erzählt Andre Sierek, CEO und Mitgründer von BitterLiebe. Aus dieser Erfahrung entstand 2018 die Idee, Bitterstoffe als moderne, leicht zugängliche Produkte auf den Markt zu bringen. Was zunächst mit 6.000 EUR Startkapital und 600 Fläschchen Tropfen begann, entwickelte sich schnell. Die Gründer bauten von Anfang an auf Social Media als Aufklärungskanal – ein Novum in einem damals angestaubten Markt.
Durchbruch mit „Die Höhle der Löwen“
Der erste große Schub kam 2019 mit dem Auftritt in „Die Höhle der Löwen“. Judith Williams stieg als Investorin ein und öffnete Türen in Handel und Teleshopping. Parallel professionalisierte das Team Prozesse, baute Logistik und Produktion aus und setzte früh auf eine Multichannelstrategie: Drogerien, Onlineshops, Amazon, Apotheken und TV. „Wir wollten Bitterstoffe so breit wie möglich integrieren – und so viele Kundentouchpoints schaffen wie möglich“, so Sierek.
Der richtige Partner für den nächsten Schritt

2020 trat Arcus Capital, ein Beteiligungsunternehmen aus München, auf den Plan. „BitterLiebe war kein klassisches Private-Equity-Investment – noch jung, noch klein, aber mit enormem Wachstum und klarer Positionierung im Wachstumsmarkt Nahrungsergänzungsmittel“, erinnert sich Daniel Bachmeier, Investment Director bei Arcus Capital. Entscheidend für den Deal waren nicht nur das Geschäftsmodell, sondern auch die Gründerpersönlichkeiten. „Andre und Jan haben sich perfekt ergänzt, waren hoch motiviert und hatten Herzblut für das Thema. Das war uns genauso wichtig wie die Zahlen.“ Auch die Gründer sahen in Arcus Capital den passenden Partner: „Wir wollten jemanden, der uns hilft, Strukturen aufzubauen, ohne uns die unternehmerische Freiheit zu nehmen. Arcus hat uns genau das ermöglicht: Unterstützung, wenn wir sie einfordern – Vertrauen, wenn wir eigene Wege gehen“, sagt Sierek.
Wachstum mit System: Sortiment, Pricing, Vertrieb
Um BitterLiebe auf die nächste Stufe zu heben, legten Gründer und Investor gemeinsam drei zentrale Hebel fest: Sortiment, Pricing und Vertrieb. „Am Anfang haben wir bewusst mit wenigen Produkten gearbeitet, um Fokus zu behalten und Liquidität zu schonen. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem man die Marke weiterentwickeln muss“, betont Sierek. Mit Arcus entstand deshalb eine klar strukturierte Erweiterung – von den Bittertropfen zu Tees, Kapseln und probiotischen Produkten. „Unser Ziel war es, BitterLiebe als umfassende Magen-Darm-Marke zu positionieren“, ergänzt Bachmeier.

Auch an der Preispolitik wurde gefeilt. „Wir hatten immer den Anspruch, höchste Qualität zu liefern – jede Charge geprüft, eigene Humanstudien. Aber unsere Preise spiegelten das nicht wider“, erinnert sich Sierek. Gemeinsam mit Arcus entschied man sich für eine Premiumpositionierung. „Die Kundinnen haben das akzeptiert, weil sie Qualität schätzen. Negative Reaktionen blieben fast völlig aus.“
Der dritte Hebel war der Handel. Nach ersten Erfolgen bei dm wollte BitterLiebe den nächsten Sprung schaffen. „Ein Head of Sales war entscheidend, um die großen Handelsketten professionell zu betreuen“, so Bachmeier. Kurz darauf folgten Listungen bei Rossmann, Migros und Budnikowsky. „Mit Arcus an unserer Seite konnten wir mutige Entscheidungen treffen und die Türen zum Handel nachhaltig öffnen“, resümiert Sierek.
Vom Start-up zum Scale-up

Die Strategie zahlte sich aus: Innerhalb von drei Jahren verfünffachte BitterLiebe seinen Gewinn. Umsatz und Reichweite wuchsen stark, während die Marke an Strahlkraft gewann. „Das Entscheidende war, dass wir inhaltliche Ziele wie Sortiment, Handel und Teamaufbau erreicht haben – die Zahlen folgten fast automatisch“, sagt Sierek. Mit zunehmendem Erfolg rückte die Internationalisierung auf die Agenda. „Der US-Markt bietet ein größeres Potenzial als ganz Europa – bei weniger regulatorischen Hürden“, erklärt Sierek. Für diesen Schritt benötigte BitterLiebe einen neuen Partner mit globaler Erfahrung. Ende 2023 übernahm Vendis Capital die Beteiligung von Arcus.
Perspektiven: BitterLiebe 2030

Heute liegt der Umsatz von BitterLiebe bei rund 30 Mio. EUR. Das Ziel für die kommenden fünf Jahre ist klar: die 100-Millionen-Marke. „Wir wollen, dass BitterLiebe auch in 20 Jahren noch eine bekannte Marke ist, die Menschen hilft. Dafür brauchen wir Strukturen, die ein dreistelliges Millionenwachstum tragen können“, sagt Sierek. Arcus Capital zieht ebenfalls eine positive Bilanz: „Wir haben gemeinsam alle wesentlichen Ziele erreicht – Sortiment, Vertrieb, Organisation. BitterLiebe ist ein Musterbeispiel dafür, wie Unternehmer und Investoren partnerschaftlich Wachstum gestalten können“, resümiert Bachmeier.
„Fokus und Qualität sind die Schlüssel zum Erfolg“
Interview mit Daniel Bachmeier, Investment Director, Arcus Capital
Unternehmeredition: Herr Bachmeier, was hat BitterLiebe für Sie zu einem besonderen Investment gemacht?
Daniel Bachmeier: Es war der Mix aus einem klaren Markttrend, einem frischen Ansatz und zwei Gründern mit Leidenschaft. Bitterstoffe hatten ein verstaubtes Image, BitterLiebe hat sie neu erzählt. Uns hat überzeugt, dass Andre und Jan nicht nur schnell wachsen wollten, sondern auch bereit waren, die Organisation professionell aufzubauen.
Wie würden Sie Ihren Beitrag als Investor beschreiben?

Wir verstehen uns als Sparringspartner. Unser Ansatz besteht darin, aktiv zu begleiten, statt zu führen. Bei BitterLiebe haben wir geholfen, die Weichen zu stellen – etwa bei den Fragen, wann man das Produktportfolio erweitert oder wie man Vertrieb und Marketing professionalisiert. Am Ende waren es aber die Gründer, die die Entscheidungen getroffen haben. Dieses Vertrauen in die Unternehmerpersönlichkeit ist für uns zentral.
Welche Learnings nehmen Sie aus dieser Partnerschaft mit?
BitterLiebe hat erstens gezeigt, wie wichtig Fokus ist. Lieber mit wenigen, klaren Produkten groß werden, statt sich zu verzetteln. Zweitens: Qualität ist das zentrale Differenzierungsmerkmal – gerade in einem reifenden Markt wie Nahrungsergänzung. Und drittens: Eine loyale Bestandskundenbasis ist ein enormer Hebel. Wer es schafft, Kunden langfristig zu binden, legt die Grundlage für nachhaltiges Wachstum.
Wir danken für das Gespräch!
Das Interview führte Eva Rathgeber.
👉 Diese Fallstudie ist auch in der Magazinausgabe der Unternehmeredition 3/2025 erschienen.
Kurzprofil
BitterPower GmbH
Branche: Nahrungsergänzungsmittel
Gründungsjahr: 2018
Firmensitz: Mannheim
Mitarbeiter: 45
Umsatz 2024: +25 Mio. EUR





