Volles Haus und die Kanzlerin

Mehr als 400 Unternehmer trafen sich vom 11. bis 13. Juni zum Tag des Familienunternehmens in Berlin. Mittendrin Kanzlerin Angela Merkel. Nettigkeiten und Kritik hielten sich die Waage. Vor allem mit der Erbschaftsteuer sind die Unternehmer unzufrieden.

Wie es sich gehört, gab es vom Vorsitzenden der Stiftung Familienunternehmen, Brun-Hagen Hennerkes, zunächst lobende Worte für Kanzlerin Angela Merkel: Für den erfolgreichen G7-Gipfel oder ihren Einsatz in der Ukraine Krise. Bald waren dann aber der warmen Worte genug gewechselt. Hennerkes beklagte die immer noch nicht geklärte Griechenland-Frage und die Entwertung des Euro. Sein wichtigstes Thema war allerdings die Erbschaftsteuer. Mit ihr sind die großen Familienunternehmer ganz und gar nicht einverstanden. Wie gewöhnlich waren sie in Berlin stark vertreten und repräsentierten 500.000 Arbeitnehmer und einen Umsatz von insgesamt 130 Mrd. Euro.

Hennerkes wirft der Regierung vor, dass der aktuelle Entwurf lediglich Schönheitsreparaturen gegenüber den ursprünglichen Eckpunkten bringe. Eine zu starke Einschränkung der Verschonung von Betriebsvermögen könne der von Familienbetrieben geprägten Unternehmenslandschaft in Deutschland irreparable Schäden zufügen, so Hennerkes.

Für Angela Merkel hat derweil die Erbschaftsteuerreform nicht oberste Priorität. Sie widmete sich zunächst Themen wie der Geldpolitik der EZB, der großen Herausforderung der Digitalisierung im Zusammenhang mit der Industrie 4.0 und dem Datenschutz. Merkel plädierte dafür, ein positives Verhältnis zu Daten aufzubauen.

Letztlich kam sie dann doch noch auf das Thema Erbschaftsteuer zu sprechen und das Podium wurde hellhörig. Ihr gehe es um den Erhalt der Arbeitsplätze und darum, dass der Entwurf, den Bundesfinanzminister Schäuble ausgearbeitet hat, vor dem Bundesverfassungsgericht besteht.

Eine Absage erteile sie dem Wunsch der Stiftung Familienunternehmen, sich mehr Zeit für die Formulierung des Gesetzesentwurfes zu lassen. Merkel will noch vor der parlamentarischen Sommerpause den Entwurf durch das Kabinett beschließen lassen. www.familienunternehmen.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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