Geschäfte mit Geigen

Violin Assets kauft und verkauft Geigen, Bratschen und Cellos an institutionelle Anleger und Privatkunden. Ein Investment, das sich für vermögende Kunden in den vergangenen 100 Jahren rentierte, wenn man in die richtigen Instrumente investierte.

In Zeiten von Nullzinsen, Wirtschaftskrisen und volatilen Märkten setzen Anleger verstärkt auf Sachwerte. Durchaus sind sie sich bewusst, dass sie damit nicht die höchsten Renditen erzielen. Dafür scheint das Risiko begrenzt zu sein. Werterhalt steht im Fokus. Wie etwa bei ausgewählten Streichinstrumenten: In den vergangenen 100 Jahren erzielten sie eine durchschnittliche Rendite zwischen fünf und acht Prozent. Abzulesen ist das an der Fuchs-Taxe. Sie gilt als anerkanntes Referenzwerk zur Preisbestimmung von Streichinstrumenten. Doch sollten Investoren darauf achten, dass hohe Preise lediglich für anerkannte Instrumente mit einer eindeutigen Zuschreibung erzielt werden.

Je älter, desto teurer

Die Preise, die für werthaltige Instrumente aufgerufen werden, sind beachtlich: „Ab rund 30.000 Euro kann man in die Anlage Streichinstrumente investieren“, sagt Christian Reister. Zusammen mit seinem Partner Jost Thöne leitet er das Unternehmen Violin Assets. Jahrelang arbeitete er beim Bankhaus Metzler. Thöne, ausgebildeter Bratscher, stammt aus einer Komponistenfamilie und handelt seit mehr als 30 Jahren mit Geigen. Zusammen hatten die beiden 2014 die Idee, Unternehmern, Stiftungen, Family Offices und wohlhabenden Privatleuten den Zugang zu Instrumenten zu verschaffen.

Im Angebot haben sie ausschließlich Bratschen, Geigen und Cellos. Nur diese seien werthaltig. „Die Nachfrage nach den Instrumenten steigt stetig“, sagt Reister. Längst interessieren sich nicht nur Sammler und Musiker für die Instrumente. Es sind vor allem Anleger, die bislang keinen Zugang zum Thema hatten. Einige treten nach dem Kauf als Mäzen auf und überlassen die Instrumente den Musikern. Andere verwahren sie lediglich. Anders als Oldtimer, die bewegt werden müssen, brauchen Strichinstrumente nicht ständig im Einsatz zu sein. „Historische Instrumente müssen nicht bespielt werden, um nicht an Wert zu verlieren“, sagt Reister. Doch ist es wie bei teurem Wein: Je älter die Instrumente, desto höher der Preis. Eine große Rolle spielen dabei der Name des Erbauers, der Erhaltungszustand und der Klang. Momentan hat Violin Asset auch eine Stradivari im Angebot. Preislich liegt diese im mittleren einstelligen Millionenbereich. Allerdings bekommt auch Reister nicht jeden Monat so ein Instrument angeboten.

Violin Assets als Beimischung

Investoren sollten sich bewusst sein, dass der Exit, also der Wiederverkauf der Instrumente, nicht von heute auf morgen funktioniert. Man sollte Zeit mitbringen, da die Instrumente keine liquide Assetklasse sind. Auch sollten Investoren die Sachwerte nur als Beimischung ins Depot nehmen. Experten raten dazu, nicht mehr als zehn Prozent des Gesamtwertes dafür einzusetzen. Noch gibt es die Instrumente lediglich in physischer Form zu kaufen. „Vielleicht gibt es diese irgendwann auch als strukturiertes Produkt“, sagt Reister. Dann wäre auch der Wiederverkauf einfacher.

www.violin-assets.com

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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