Verkauf an Corporates als Nachfolgelösung

Aktuell boomt der M&A-Markt. Nachfolgeregelungen werden aktiver angegangen, auch aufgrund attraktiver Kaufpreise. Dabei spielen Verkäufe an strategische Erwerber, zunehmend auch ins Ausland, eine bedeutende Rolle. Für Nachfolgeregelungen gilt: Wann, wenn nicht jetzt?

Timing ist nicht allein eine Altersfrage

Alexander Renner war gerade mal 46 Jahre alt, als er 2011 die seinem Bruder und ihm gehörende Theisen Baumaschinen AG, mit Umsatzerlösen von rund 90 Mio. Euro an die finnische börsennotierte Cramo Plc. veräußerte. Er hat bei dieser Entscheidung nicht in seinen Personalausweis geschaut, sondern hatte die weitere strategische Ausrichtung des von ihm sehr erfolgreich ausgebauten Familienunternehmens mit Wurzeln bis ins Jahr 1886 im Blick gehabt. Mit Cramo sollte das Unternehmen auf eine höhere Entwicklungsstufe gestellt werden. Renner hat nicht sein Rentenalter abgewartet, um dann die Nachfolge zu regeln, sondern eine echte Marktchance wahrgenommen. Dazu gehören Mut und die Zuversicht, auch nach dem Unternehmensverkauf eine sinnvolle Beschäftigung zu finden.

Verkauf aus Position der Stärke

Mut und das richtige Timing bei der Unternehmensnachfolge hatte auch Karl Schlecht, als er 2012 sein Lebenswerk, die schwäbische Putzmeister Gruppe, an den chinesischen Wettbewerber Sany Heavy Industry übertrug. Der Verkauf des führenden Betonpumpenherstellers (Umsatzerlöse 660 Mio. Euro) ist eine Meilenstein-Transaktion. Erstmals in Deutschland wurde kein Sanierungsfall, sondern ein ertragsstarker „Hidden Champion“ für 525 Mio. Euro (Unternehmenswert einschließlich Nettoverschuldung) an eine chinesische Firma verkauft. Auch hier spielte das strategische Rational für den Gründer die wichtigste Rolle. Die beiden Unternehmen ergänzen sich hervorragend und der Erwerber passt auch von der Mentalität. So wurde herausgestellt, dass Sany in der Kommunikation sehr direkt sei und man nicht über Probleme, sondern über Lösungen spreche. Das sind Vorgehensweisen, die dem deutschen Mittelstand entsprechen. Auch aus der Position der Stärke heraus entschied sich Ralf Weidenhammer (Jahrgang 1961) mit seiner Familie 2014, die Weidenhammer Packaging Group GmbH an den US-amerikanischen Verpackungskonzern Sonoco Products Company für 286 Mio. EUR zu verkaufen. Zuvor war das Unternehmen achtzehn Jahre in Folge gesund gewachsen. Bei Umsätzen von 244 Mio. Euro erwirtschaftete es ein EBITDA von 42 Mio. Euro. Für den Markt- und Technologieführer in Europa sollen sich mit Sonoco zusätzliche Wachstumsperspektiven mit neuen Kunden und in neuen Märkten ergeben. Eine andere Unternehmens-, aber noch nicht Unternehmer-Nachfolge regelten 2014 die geschäftsführenden Gesellschafter des Schokoladen-Produzenten Piasten GmbH & Co. KG. Sie hatten das Unternehmen 2005 von Cadburry als Management-Buy-out übernommen und es nun nach neun Unternehmerjahren an Katjes verkauft. Dabei haben sie sich verpflichtet, in den nächsten fünf Jahren für Piasten als Geschäftsführer tätig zu bleiben. Piasten erwirtschaftete 2013 bei Umsätzen von rund 92 Mio. Euro ein EBITDA von 2,7 Mio. Euro und ergänzt die Produktionspalette von Katjes um das auch international wachsende Zuckerwarensegment der Dragees.

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