Venator Germany GmbH stellt Antrag auf Insolvenzverfahren

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland sank im November 2024 leicht, bleibt aber deutlich über dem Vorjahresniveau. Prognose: Anstieg 2025.
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Die Venator Germany GmbH mit Sitz in Duisburg hat beim Amtsgericht Duisburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Das Amtsgericht ordnete daraufhin die vorläufige Insolvenzverwaltung an. Zur vorläufigen Insolvenzverwalterin wurde Rechtsanwältin Sarah Wolf von der Kanzlei Anchor bestellt. Ziel sei es laut Wolf, den Geschäftsbetrieb am Standort Duisburg zu stabilisieren und eine tragfähige Lösung für die Zukunft des Unternehmens zu erarbeiten.

Langjährige Historie in Duisburg

Die Wurzeln der Venator Germany GmbH reichen bis in das Jahr 1878 zurück. Damals wurde die Lithopone- und Permanentweißfabrik Schöningen AG gegründet. 1883 übernahm Rudolf Sachtleben die Geschäftsleitung und verlegte den Standort 1892 nach Duisburg. Dort wurde ab dem Jahr 1962 Titandioxid produziert – ein industriell breit eingesetztes Pigment. Nach mehreren Umbenennungen firmiert das Unternehmen seit 2017 unter dem Namen Venator Germany GmbH. Die Venator-Gruppe zählt zu den weltweit führenden Chemieunternehmen mit Schwerpunkt auf Titandioxid-Pigmenten, Performance Additives, Buntpigmenten, Holzschutzmitteln und Wasserchemikalien. Der Konzern betreibt 25 Produktionsstätten mit insgesamt rund 2.300 Mitarbeitenden in Europa, den USA und Asien. Die Konzernzentrale befindet sich in Wynyard im Vereinigten Königreich. In Deutschland ist der Konzern mit Standorten in Duisburg und Uerdingen vertreten.

Restrukturierung belastet Duisburger Gesellschaft

Im Zuge einer konzernweiten Restrukturierung verlagerte der Mutterkonzern die Titandioxidproduktion im Jahr 2024 von Duisburg zur Venator Uerdingen GmbH. Seitdem fokussiert sich der Duisburger Standort auf die Produktion von Funktionellen Additiven (FAD) sowie Nano-Fine-Produkten. Diese hochspezialisierten Chemikalien kommen in verschiedenen Industrien zum Einsatz. Laut Unternehmensangaben verbessern FAD-Produkte die mechanischen Eigenschaften von Polymeren, erleichtern die Kunststoffverarbeitung und steigern die Leuchtkraft von Farben. Nano-Fine-Produkte dienen unter anderem als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln, Kosmetikartikeln und Holzbeschichtungen.

Energiepreise als Auslöser der Krise

Nach Angaben der vorläufigen Insolvenzverwalterin führten die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise infolge des Ukraine-Kriegs zu massiven Kostensteigerungen in der energieintensiven Produktion. Zudem belastet die Verlagerung der Titandioxidproduktion nach Uerdingen die Auslastung am Duisburger Standort. Im laufenden Geschäftsjahr erreichte die Auslastung der Additiv-Sparte nur noch rund 77%. Erschwerend kommt die konzerninterne Finanzierungssituation hinzu. Anfang September 2025 teilte der Mutterkonzern mit, keine weiteren Mittel für die deutschen Gesellschaften bereitzustellen. Fast zeitgleich wurde auch über mehrere britische Gesellschaften der Gruppe ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Geschäftsbetrieb bleibt aufrechterhalten

Sarah Wolf, Anchor

Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage bleibt der Betrieb in Duisburg bestehen. Die vorläufige Insolvenzverwalterin kündigte an, sich gemeinsam mit ihrem Team kurzfristig einen umfassenden Überblick über die finanzielle Situation zu verschaffen. Sie werde unverzüglich Gespräche mit Kunden, Lieferanten, Banken und Arbeitnehmervertretern aufnehmen. „Wichtig ist es jetzt, das Vertrauen im Markt zu sichern sowie die Produktions- und Lieferfähigkeit des Unternehmens aufrechtzuerhalten“, erklärte Sarah Wolf. Die rund 344 Mitarbeitenden erhalten laut Wolf weiterhin ihre Löhne und Gehälter, die über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit abgesichert sind. Bereits am 29. August 2025 wurde beim Amtsgericht Krefeld ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Vermögen der Venator Uerdingen GmbH eröffnet. Dort bestellte das Gericht Rechtsanwalt Jan-Philipp Hoos aus Düsseldorf zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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