„Im Rock’n’Roll gibt es das Wort Rente nicht“

Peter Maffay ist Deutschlands erfolgreichster Rockmusiker. Er ist Bio-Bauer und hat seit 14 Jahren eine Stiftung für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Im Interview spricht er über das Unternehmertum, die Bedeutung von Geld und die Übernahme von Verantwortung. 

Sie sind 65 geworden und denken noch lange nicht ans Aufhören. Sie sind wohl kein Fan der Rente mit 63.

Im Rock’n’Roll gibt es das Wort „Rente“ nicht. Entscheidend ist, sich gelöst dem Dialog mit dem Publikum und dem Musikmarkt zu erhalten. Und wenn beides funktioniert und obendrein der Spaß erhalten bleibt, macht es Sinn weiterzumachen.

Was können Unternehmer von Musikern lernen?
Das Bauchgefühl. Vieles in den Unternehmen wird nach rationalen Gesichtspunkten entschieden. Das wird sicherlich wichtig und richtig sein. Den Bauch, den Instinkt aber völlig außer Acht zu lassen, halte ich für schade, weil damit wichtige Aspekte unberücksichtigt bleiben und dann auch die Lust schwindet.

Kaufmann und Künstler, passt das zusammen?
Was viele in der Öffentlichkeit nicht wissen, ist, dass die Umstände, mit denen wir Musiker tagtäglich zu tun haben, also das Zusammenspiel mit Tonträgerfirmen, Tourneeveranstaltern, Studioproduktionen, Merchandising etc., weitgehend nach ökonomischen Gesichtspunkten ablaufen. Insofern ist das kein weißer Fleck auf unserer Landkarte.

Sie engagieren sich mit Ihrer Stiftung stark im sozialen Bereich. Vermissen Sie das bei anderen Unternehmen?
Ein Unternehmen oder ein Management, das heute etwas auf sich hält, darf an den gesellschaftlichen Notwendigkeiten und Verpflichtungen nicht achtlos vorbeigehen und muss Verantwortung übernehmen. Diese Entwicklung verläuft in Deutschland sehr positiv. Das soziale Engagement in Form von Sponsoring, Zustiftungen und ähnlichem führt zu Synergien zugunsten von Organisationen und Menschen, die auf die Unterstützung der Gesellschaft angewiesen sind. Dieser Prozess wirkt sich positiv aus und ist entscheidend für die Arbeit im sozialen Bereich. Ohne Partnerschaften, die aus dieser Haltung heraus resultieren, wäre eine Stiftungsarbeit wie die unsere zum Beispiel nicht denkbar.

Tutzing oder Mallorca, wo leben Sie lieber?
Beides hat seine Reize und Schwerpunkte. Tutzing, also Deutschland, ist für uns die Basis unserer Unternehmungen, da steht der Apparat, der die wirtschaftliche Kraft für alle unsere Aktivitäten erzeugt. Mallorca ist einer der drei Standpunkte, an dem wir Rückzugsmöglichkeiten für traumatisierte Kinder bieten, die wir im Rahmen unserer Stiftungsarbeit betreuen.

Haben Sie in Ihrer Karriere etwas bereut?
Es gibt in jeder Karriere Stärken und Schwachpunkte, also auch in unserer Entwicklung. Die Summe der Dinge, die nicht aufgegangen sind, hat aber – Gott sei Dank bis jetzt zumindest – die positive Entwicklung unserer Arbeit nicht nachhaltig beeinträchtigen können, weder im Bereich der Musik noch bei der Stiftung. Im Gegenteil: Wenn es Schwierigkeiten gab und wir sie überwunden hatten, bedeutete das immer gleichzeitig auch einen Schritt nach vorne, eine Profilierung.

Was bedeutet Geld für Sie?
Es wäre blauäugig und nicht korrekt, die Bedeutung von Geld zu bagatellisieren. Die Wahrheit ist: Um unsere zahlreichen Tourneen absolvieren zu können, um musikalisch unabhängig zu bleiben und Konzepte zu entwickeln, die unsere Perspektive absichern, brauchen wir Geld. Dadurch sind wir auch immer wieder gezwungen, ökonomische Vorgänge eben nicht nur aus dem Blickwinkel eines Musikers heraus zu beurteilen, sondern auch aus unternehmerischer Sicht.

 

Zur Person

Peter Maffay

Geboren: 1949 in Kronstadt

Beruf: Musiker

Hobbys: Harley Davidson

Größte Erfolge: Verkauf von mehr als 40 Mio. Tonträgern und mehr als 10 Mio. Konzerttickets

www.maffay.de

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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