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Turnaround mit Stillen Beteiligungen

Viele kennen das Problem: Die Bank gibt kein Geld für den Turnaround.  Stille Beteiligungen können eine Möglichkeit sein: Sie sind flexibel in der Gestaltung und langfristig in der Finanzierung. Normalerweise kommen sie bei Wachstumsprojekten oder zur Regelung der Unternehmensnachfolge zum Einsatz. 

Nach Jahren schnellen Wachstums und der Übernahme eines Konkurrenten zeigte sich bei einem traditionellen Betrieb des Spezialmaschinenbaus, dass die aus einem Kleinbetrieb heraus gewachsene Organisationsstruktur nicht mehr die Realität einer Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Mitarbeitern abbildete. Die Fehler waren offensichtlich. Es wurde zu spät auf veränderte Markttrends und neue Produktentwicklungen der Konkurrenz reagiert. Umsätze und Ergebnisse sanken, die Fremdverschuldung stieg. Ein Sanierungsgutachten bestätigte dem Unternehmen Sanierungsfähigkeit. Für die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen war aber eine Aufstockung der Finanzmittel um fünf Mio. Euro notwendig. Trotz des insgesamt positiven Votums waren die Fremdkapitalgeber hierzu nicht bereit.

Beteiligungskapital verhilft zu Turnaround

Der einzige Ausweg war eine teilweise Neuadjustierung der Passivseite. Die Eigenkapitalbasis musste gestärkt werden, um die Banken zu beruhigen. Das Unternehmen wandte sich an eine am Mittelstand orientierte Beteiligungsgesellschaft und so an einen potenziellen Kapitalgeber, dessen Zielsetzung sich mit der des Familienunternehmens traf: Langfristige Begleitung und Entwicklung des Unternehmens, Stille Beteiligung als wirtschaftliches Eigenkapital mit eingeschränkten Mitspracherechten für den Kapitalgeber. Die Due Diligence verlief positiv. Eine Stille Beteiligung von 2,5 Mio. Euro trug zur Abdeckung des Kapitalbedarfs bei. Die Beteiligungsgesellschaft brachte ihre Kompetenz in den Unternehmensbeirat ein. Da auf eine direkte Minderheitsbeteiligung verzichtet wurde, einigten sich die Partner neben der Fixvergütung auf eine angemessene Gewinnbeteiligung für die Beteiligungslaufzeit von sieben Jahren.Viele kennen das Problem: Die Bank gibt kein Geld für den Turnaround.  Stille Beteiligungen können eine Möglichkeit sein: Sie sind flexibel in der Gestaltung und langfristig in der Finanzierung. Normalerweise kommen sie bei Wachstumsprojekten oder zur Regelung der Unternehmensnachfolge zum Einsatz. 

Mit dem neuen Investor im Rücken konnten auch die Banken beruhigt werden. Die Kreditgeber hielten ihr Engagement auf bisherigem Niveau. Mehr noch: Zwei weitere Banken engagierten sich neu. So konnten die erforderlichen fünf Mio. Euro dargestellt werden. Die geplanten Maßnahmen konnten umgesetzt und die ursprüngliche Wachstumsstrategie wieder fortgesetzt werden. Jahresumsatz und Gewinn erhöhten sich konsequent. Somit wurde eine sukzessive Entschuldung der Unternehmensgruppe und in der Folge eine weitgehende Unabhängigkeit von der Fremdkapitalseite erreicht. Inzwischen hat die dritte Generation das Familienunternehmen übernommen.

Kreditgeber bleiben an Bord

Bei einer Stillen Beteiligung erhält der Investor zwar gewisse Informations- und gegebenenfalls auch Mitbestimmungsrechte, aber keine Unternehmensanteile. Das macht Stille Beteiligungen vor allem für Familienunternehmen attraktiv, die langfristig das Heft in der Hand behalten wollen. Vor dem Engagement einer Beteiligungsgesellschaft steht die Due Diligence, die eingehende Prüfung des Unternehmens. Kommt diese zu einem positiven Ergebnis, kann dann der Beteiligungsnehmer auf eine Reihe von Vorteilen zählen: Er erhält langfristiges, stabiles Fresh Money für das Unternehmen. Damit können die notwendigen Umstrukturierungsmaßnahmen realisiert werden, etwa eine Änderung der Produktpalette oder der Aufbau einer neuen Vertriebsstruktur.

 Beteiligung ist Vertrauenserklärung

Eine Beteiligung ist mehr als Geld: Es ist eine Vertrauenserklärung. Es erleichtert Fremd­kapitalgebern ein Mitziehen oder eine Erweiterung ihres Engagements. Eine Beteiligungsgesellschaft wird von ihrer Seite aus auch aktiv Bankengespräche anregen und koordinieren. Sie bringt ihr Know- und Do-how aus nahezu allen betriebswirtschaftlichen Bereichen ein, agiert als Sparringspartner für strategische Fragen, vermittelt qualifizierte Berater. Kurz: Sie wird alles dransetzen, ihr Partnerunternehmen weiterzuentwickeln. Zahlreiche Beispiele belegen, dass Turnaround-Beteiligungen eine echte Chance zu einem erfolgreichen Neubeginn darstellen.


Zur Person

(© Privat)

Dr. Thomas Bucksteeg leitet bei der BayBG den Bereich Turnaround. Die BayBG ist eine am Mittelstand orientierte Beteiligungsgesellschaft mit aktuell rund 500 Beteiligungsnehmern im Portfolio. Neben Hunderten von Wachstums- und Innovationsunternehmen hat die BayBG bereits 60 Unternehmen in Turnaround-Situationen begleitet. www.baybg.de

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