Tiefrote Zahlen belasten den Autozulieferer ZF

Unternehmen wollen digitalisieren, stoßen aber auf Hindernisse. Die Potenziale sind groß. Interview mit Dr. Matzner, KI-Experte bei DPE.
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Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen AG hat für das Geschäftsjahr 2024 heute in einer Pressemitteilung einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro bekannt gegeben. Vor allem hohe Rückstellungen in Höhe von rund 600 Mio. EUR haben das Ergebnis belastet. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 verzeichnete der Konzern noch einen Gewinn von 126 Mio. EUR. Der Umsatz fiel um 11% von 46,6 auf 41,4 Mrd. EUR. Auch das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sank von 2,3 auf 1,5 Mrd. EUR. Neben der schwachen Nachfrage, insbesondere im Bereich der Elektromobilität, führten hohe Zinszahlungen und die Konjunkturschwäche zu finanziellen Problemen. Die Schulden des Unternehmens stiegen von 9,9 auf 10,5 Mrd. EUR. Die Eigenkapitalquote liegt bei 19,2%.

Sparmaßnahmen und Restrukturierungen

ZF will laut einem Pressestatement mit einem umfangreichen Sparprogramm gegensteuern. Ziel ist es, das Unternehmen zu entschulden und in den Kernbereichen Fahrwerk-, Nutzfahrzeug- und Industrietechnik sowie im Aftermarket-Geschäft profitabler aufzustellen. Neben der Auslagerung des Achsmontagegeschäfts in ein Joint Venture mit Foxconn und dem geplanten Verkauf der Airbagsparte prüfe ZF auch eine Abspaltung der E-Division, die Getriebe und Elektroantriebe umfasst. Insgesamt plane der Konzern, bis zu 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen. Bereits 2024 sank die weltweite Beschäftigtenzahl um rund vier Prozent auf rund 160.000. In Deutschland ging die Zahl der Mitarbeiter ebenfalls um gut vier Prozent auf etwas mehr als 52.000 zurück.

Unsichere Zukunft und düstere Prognose

Auch für das Jahr 2025 rechnet ZF nicht mit einer deutlichen Besserung. Der Umsatz soll bei stabilen Wechselkursen bei etwa 40 Mrd. EUR stagnieren. Die bereinigte Ebit-Marge erwartet das Unternehmen nur zwischen drei und vier Prozent. ZF-Vorstandschef Holger Klein kündigte an, verstärkt Partnerschaften im Bereich Elektromobilität und Fahrerassistenzsysteme zu suchen. Ziel sei es, die finanzielle Flexibilität zu erhöhen und Wachstumspotenziale besser auszuschöpfen.

Wechsel im Aufsichtsrat

Parallel zur Veröffentlichung der Zahlen kommt es zu einem Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats. Der ehemalige Hella-Chef Rolf Breidenbach löst den bisherigen Vorsitzenden Heinrich Hiesinger ab. Breidenbach soll den Sanierungskurs aktiv begleiten und bringt langjährige Erfahrung aus der Automobilbranche mit. Die Entscheidung gilt auch als Signal für einen stärkeren Reformdruck innerhalb des Konzerns.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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