Systemlieferant für Baumärkte startet durch

Mit diesen Systemregalen versorgt Suki europaweit erfolgreich Bau- und Gartenmärkte. Foto: suki.international GmbH

Während der Coronapandemie hatten vielerlei Branchen mit den Auswirkungen der Lock­downs zu kämpfen – doch die Baumärkte erlebten eine Sonderkonjunktur. Profitiert hat da­von auch die suki.international GmbH (Suki). Das Unternehmen der Serafin Gruppe gehört zu den wichtigsten Zulieferunternehmen für Baumärkte in Europa.

Während des ersten Lockdowns blieben Garten- und Baumärkte komplett geöffnet – beim zweiten Lockdown gehörten sie zu den ersten Geschäften, die wieder öffnen durften. Dies führte bei Suki mehrfach zu Sonderschichten: Denn viele Menschen nutzten Zeit und Geld des ausgefallenen Auslandsurlaubs für Renovierung oder Neuanschaffungen in Haus und Wohnung. Suki versorgt europaweit Baumärkte mit einem umfangreichen Waren­sortiment für den Verkauf an die Endverbraucher.

Erfinder der sichtverpackten Eisenwaren

Begonnen hat die Geschichte des Unter­nehmens vor 70 Jahren mit dem Vertrieb von sogenannten Kleineisenwaren – also Schrauben und Nägel – an Baumärkte in Deutschland. „Suki war der Erfinder der sichtverpackten Eisenwaren und hat da­mit eine völlig neue Vertriebsform er­mög­licht“, sagt Sebastian Laus, seit 21 Jah­ren Geschäftsführer bei Suki. Es dauerte nicht lange, bis das Unternehmen in Deutschland mit Sitz in Landscheid in der Eifel die Marktführerschaft für diesen Sektor übernahm.

Ein großer Sprung in der Unternehmensentwicklung erfolgte nach der Wie­der­vereinigung in Deutschland. „In den Folgejahren haben wir unseren Service dann in Europa ausgerollt – eine klassische Internationalisierung. Inzwischen sind wir bei allen großen Anbietern wie beispielsweise Adeo oder Kingfisher gelis­tet“, sagt Laus. Mittlerweile sieht sich das Unternehmen mit seinen zahlreichen internationalen Tochtergesellschaften als führenden europäischen Systemlieferanten für Werkzeuge und Eisenwaren.

Logistik zum Geschäftsmodell entwickelt

„Nachdem Logistik und Abwicklung bei Suki einen immer breiteren Raum eingenommen haben, war es eine beinahe zwangsläufige Entscheidung, dass wir unser Know-how im Bereich Logistik als ein eigenes Geschäft anbieten und entsprechend offensiv vermarkten“, erinnert sich Laus. Und so folgte 2010 der Schritt zur Gründung der Facido GmbH. Die neue Firma wächst und gedeiht. Nach Angaben von Geschäftsführer Laus bewegt das neue Unternehmen als beauftragter Händler inzwischen jährlich Waren im Wert von knapp 100 Mio. EUR.

Die sprichwörtliche Digitalisierung geht auch an dem Unternehmen nicht vorbei – vielmehr gehört Suki sogar zu den aktiven Antreibern. Der Vertrieb der Produkte aus den Bereichen ­Werkzeu­ge, Kleinteile, Eisenwaren und andere Baumarktartikel erfolgt durch Suki im Auftrag der Händler auch über Onlineshopsysteme. „Wir haben uns zu einem Omni-Channel-Anbieter weiterentwickelt, indem wir Onlineshop und Retail gemeinsam anbieten können“, sagt Laus. Für die Händler werden Suki und Facido damit mehr und mehr zu einer Art „Amazon für Baumärkte“, denn die Abwick­lung und Logistik übernehmen prak­tisch komplett die Fachleute von Suki.

Seit 25 Jahren der vierte Besitzer

Sebastian Laus

Was als „Schneider und Klein Iserlohn“ – also Suki – klein begann, hat sich nun im Laufe der Jahrzehnte zu einem wahrhaftigen Hidden Champion entwickelt. Kein Wunder also, dass Suki das Inte­resse von internationalen Investoren weckte. „Wir hatten in den vergangenen 25 Jahren bereits vier verschiedene Besitzer. Geschadet hat uns das aber nicht und wir haben unser Wachstum weiter fortsetzen können“, erinnert sich Laus. Unter anderem gehörte Suki schon mal zur Dyckerhoff-Gruppe; zuletzt war der amer­ikanische Konzern Illinois Tool Works (ITW) als strategischer Investor am ­Ruder. Seit 2013 ist Suki Teil der Serafin-­Gruppe. Aber wie kam es dazu?

Wunsch nach Unabhängigkeit

„Wir haben 2013 im Management und mit unserem Investor überlegt, wie die weitere Entwicklung aussehen soll. Und dabei hat sich für uns als Unternehmen immer mehr herauskristallisiert, dass wir als unabhängige Firma besser agieren können, als wenn wir Teil einer Konzern­struktur sind. Wir haben an unsere Chance als eigenständige Firma geglaubt“, entsinnt sich Laus. Und so machten sich Suki und ITW gemeinsam auf die Suche nach einem Übernehmer – ein klassischer Konzern-Carve-out. Sukis Ziel bestand darin, einen langfristigen Inves­tor zu finden, der die eigenständige Strategie des Unternehmens mitträgt und unterstützt. „Serafin war für uns ein idealer Partner, denn wir haben es mit einem langfristig agierenden Familienunternehmen zu tun“, sagt Laus. So kam es 2013 zu der Übernahme und Suki ist damit eines der ältesten Unternehmen im Portfolio von Serafin. Das Wachstum hat sich seitdem kontinuierlich fort­gesetzt. Der Bruttoumsatz stieg von 113 Mio. auf 197 Mio. EUR (anno 2020) und die Mitarbeiterzahl erhöhte sich auf rund 700.

Corona: Fluch und Segen zugleich

Auch wenn Baumärkte europaweit in der Coronapandemie eine Art Sonderkonjunk­tur erlebten, war diese Zeit für Suki nicht einfach. In dieser Phase erwies sich auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe als strategischer Vorteil, denn es herrschte ein reger Erfahrungsaustausch. Dabei ging es unter anderem um gute Lösungen für Hygienemaßnahmen oder auch spezi­fi­sche Umsetzungen von Coronaregelungen. Nun kämpft Suki wie zahlreiche andere Betriebe auch mit der gestressten globalen Lieferkette. „Da die Konjunktur in China und in den USA getrieben durch die riesigen Coro­na­pakete der Regierung boomt, werden die Beschaffungsmärkte immer enger“, erklärt Laus. Er hat inzwischen mit erhöhten Lagerkapazitäten auf die neuen Gegebenheiten reagiert, um die Kundschaft auch weiter zuverlässig beliefern zu können.

Gute Aussichten

Trotz der akuten Probleme mit der Liefer­kette blicken Laus und Marco Pagacz, Geschäftsführer der Serafin Unternehmensgruppe, positiv in die Zukunft. „Ich sehe Homing und Cocooning in den kommenden Jahren weiter als Trend. Die Baumarkt- und Renovierungsbranche wird ihr Wachstum fortsetzen, und davon können wir nur profitieren“, sagt Laus. „Der Branche geht es gut und wir wollen weitere Marktanteile gewinnen“, schließt sich Pagacz an.


„Wir haben Mittel für Investitionen”

Interview mit Marco Pagacz, Geschäftsführer, Serafin Unternehmensgruppe GmbH

Unternehmeredition: Wie sieht das Investmentprofil von Serafin aus?

Marco Pagacz: Wir engagieren uns in ­Unternehmen mit einer Umsatzspanne zwischen 20 Mio. und 200 Mio. EUR. Dabei streben wir eine lang­fristige Be­teiligung an und agieren nicht exit­getrieben. Besonders inte­res­sant sind für uns Carve-outs von Konzernen.

Sie haben also noch Möglichkeiten für Übernahmen?

Marco Pagacz

Ja – wir haben noch Mittel für weitere Inves­titionen und Übernahmen. Durch die Coronakrise ist viel Bewegung in die Konzerne gekommen. Sie überdenken ihre Strategie und auf diese Weise ergeben sich für uns weitere Optionen für den ­Einstieg. Auf dem Markt ist gerade viel los – auch wenn die Preisfindung aufgrund der Pandemie und der Unsicherheiten unverändert schwer ist.

 

 

Wie sieht Ihre Kommunikation mit den Portfolios aus? Wie führen Sie die Beteiligungen?

Bei uns gilt die Devise, dass wir das Management weitestgehend autark arbeiten lassen. Wir schauen uns die Führungsmannschaft vor dem Einstieg intensiv an. Wenn wir dann ein gutes Gefühl haben, ist es auch wichtig, das entsprechende Vertrauen zu geben. In das Kerngeschäft ­reden wir nicht hinein – wir stehen aber immer als Ratgeber bei Fragen zur Verfügung. Und Kontinuität im Management ­sehen wir als ein Qualitätsmerkmal an. Wir geben unternehmerische Freiheit, denn auf diese Weise werden Wachstum und Innovation möglich. Gleichzeitig profitieren die Serafin-Unternehmen von den Vorteilen der Gruppe, beispielsweise durch Holding-Unterstützung in den Bereichen Finanzierung, HR und Recht sowie durch gemeinsame Rahmenverträge und einen generell intensiven Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen.


Kurzprofil suki.international GmbH

Gründungsjahr1951

Branche: Systemlieferant für Bau- und Heimwerkermärkte

Unternehmenssitz: Landscheid

Umsatz: 197 Mio. EUR (brutto)

Mitarbeiterzahl606

www.suki.com

Dieser Beitrag ist in der Unternehmeredition 3/2021 erschienen.

Autorenprofil
Alexander Görbing

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger Artikel„Mehr Transaktionen als im Vorjahr“
Nächster Artikel„Unsere Unternehmen kommen deutlich gestärkt aus der Krise“