Studie: Mittelstand ist sehr optimistisch

(c) Kzenon

Auch wenn die Wunden durch die Coronapandemie noch nicht ganz verheilt sind und die globalen Lieferengpässe das Wachstum behindern, so blickt der deutsche Mittelstand optimistisch in die Zukunft. Nach einer aktuellen Studie der Unternehmensberatungen Ebner Stolz Management Consultants GmbH (Ebner Stolz) und Wolff & Häcker Finanzconsulting AG (whf) blicken 79% der befragten Unternehmen optimistisch in die Zukunft. Und immerhin 60% der Betriebe werten auch die aktuelle Situation als „gut“ oder „sehr gut“.

Michael Euchner, Partner Ebner Stolz

„Lage und Zukunftsaussichten im Mittelstand haben sich nach der Coronakrise deutlich stabilisiert. Erfreulicherweise rechnen viele Befragte damit, das Vorkrisenniveau schneller zu erreichen als noch vor einiger Zeit befürchtet“, sagte Michael Euchner, Partner bei Ebner Stolz bei der heutigen Präsentation der Studie „Finanzierung im Mittelstand 2021“. Das liegt vermutlich auch daran, dass laut der Befragung die Bedingungen für die Beschaffung von Kapital weiter gut sind. 83% der teilnehmenden Unternehmen gaben an, keine Probleme bei der Kapitalbeschaffung zu haben. Knapp zwei Drittel der Betriebe erklärten zudem, dass fehlendes Kapital bzw. fehlende Fördermittel kein Hemmnis für weiteres Wachstum darstellen. Wenn es um anstehende Investitionen geht, dann wollen 41% der Unternehmen neue Anlagen und Maschinen kaufen und 34% planen weitere Maßnahmen zur Digitalisierung.

Bankkredite sehr beliebt – Private Equity abgeschlagen

Aber woher soll das Geld kommen? Auch hier liefert die Studie entsprechende Antworten. Mit Bank- und Förderdarlehen, Gesellschafterdarlehen sowie Leasing/Factoring würden mittelständische Unternehmen bei der Wahl der Finanzierung unverändert auf die klassischen Mittel setzen. Allein 69% setzen auf Bank- und Förderdarlehen und 59% auf Gesellschafterdarlehen. Weit abgeschlagen am Ende des Feldes liegen Private Equity mit 4% und Private Debt mit 3%. Dieser Wert ist niedrig und zeigt, dass die entsprechenden Branchen- und Unternehmensvertreter noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten haben. Allerdings zeigt sich die überwiegend gute Stimmung in den Unternehmen auch daran, dass 40% der befragten Unternehmen überhaupt keinen Bedarf an externem Kapital haben. Das liegt unter anderem daran, dass mehr als zwei Drittel die notwendigen Mittel durch Gewinnthesaurierung beschaffen – also das, was moderne Startups als „Bootstrapping“ bezeichnen. Die Coronapandemie hat laut der Studie keinen Einfluss auf das Verhältnis zu den Hausbanken – das geben 86% der Befragten an. Bei 10% habe sich das Verhältnis sogar gebessert. Nur wenige Unternehmen berichten von verschärften Reporting-Auflagen, strengeren Klauseln oder reduzierten Kreditlinien. Gleichzeitig geht der Großteil der Firmen davon aus, dass das Zinsniveau mittel- und langfristig steigen wird. „Viele Unternehmen erleben eine deutliche Verteuerung bei ihrer Warenbeschaffung. Dies führt bei ihnen auch zu der Erwartung steigender Inflation und höherer Zinsen“, sagt Prof. Dr. Hendrik Wolff, Vorstand bei whf.

Coronakrise ohne langfristige Folgen

Erstaunlich gut haben die Betriebe die Coronakrise in Deutschland überstanden – trotz Beschränkungen und Lockdown. Zwei Drittel der Unternehmer verspüren keinen bis kaum einen bleibenden Einfluss der Krise auf ihr Unternehmen. Lediglich 2% der Mittelständler befürchten existenzbedrohende Folgen der Pandemie. „Somit lässt sich feststellen, dass die langfristigen Folgen der Krise schwächer ausgefallen sind als von vielen Experten zunächst erwartet und prognostiziert“, sagt Euchner in der Studie. Mehr als zwei Drittel der Betriebe nutzten den erleichterten Zugang zur Kurzarbeit, um die Coronakrise zu meistern. Steuerliche Hilfen oder KfW-Kredite wurden nur von jeweils einem Fünftel genutzt. Und die Betriebe äußerten auch ihre Zufriedenheit mit den Hilfsmaßnahmen durch die Regierung.

Prof. Dr. Heiko Aurenz
Prof. Dr. Heiko Aurenz, Foto: Ebner Stolz

Die eher harmlosen Bremsspuren durch die Pandemie bei den Unternehmen führen dann aber auch dazu, dass die Mehrheit der befragten mittelständischen Unternehmen (84%) keinen Druck auf ihr Geschäftsmodell durch die Coronakrise empfindet. „Die Geschäftsmodelle vieler mittelständischer Unternehmen haben sich in der Coronakrise bewährt. Dennoch nimmt der Druck zu, Prozesse weiterzuentwickeln, die Digitalisierung umzusetzen und neue Vertriebskanäle zu erschließen“, sagt dazu Prof. Dr. Heiko Aurenz, Partner bei Ebner Stolz.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelMBGen: Regionale Finanzierungen für Gründer und Mittelständler
Nächster ArtikelFamilie Strüngmann investiert in Münchner Tech-Start-ups