Stimmung auf dem Private-Equity-Markt hellt sich auf

Private Equity-Markt weiterhin im Aufwind
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Das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt hat sich im vierten Quartal 2022 positiv entwickelt. Der Private Equity-Geschäftsklimaindikator steigt um fast zehn Zähler – bleibt aber weiter im negativen Bereich. Das ist eines der Ergebnisse des German Private Equity Barometers. Zwar sei die aktuelle Lage erneut schlechter beurteilt worden, das sei nach den Ergebnissen der Befragung durch die Verbesserung der Geschäftserwartungen deutlich überkompensiert worden. Stimmung und Erwartung liegen allerdings immer noch im negativen Bereich.

Konjunkturoptimismus lässt Stimmung steigen

Nach den jüngsten Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) haben sich die Prognosen aufgehellt und Deutschland schrammt nach Ansicht der Studienautoren offenbar an der befürchteten Rezession vorbei. Im Zuge dessen habe sich der Stimmungsindikator in der Private Equity-Branche zum Konjunkturklima verbessert. Das gelte auch sowohl für den Stimmungsindikator zum Zinsniveau. Denn trotz neuer Leitzinserhöhungen zur Bekämpfung der hohen Inflation geht es hier wieder nach oben. Auch die Beurteilung der Konditionen für Akquisitionsfinanzierung, die aufgrund der großen Rolle von Fremdkapital bei Private Equity-Transaktionen wichtig für den Markt sind, verbessert sich. Auch wenn sich die Indikatoren im Vergleich zum schlechten Vorquartal verbessern, so bleiben sie im vierten Quartal trotzdem weiter tief im Minus.

Günstige Einstiegsgelegenheiten

Alle Indikatoren hätten aber gemein, dass die Erwartungskomponente deutlich zulegen konnte – die Stimmung wird also auf breiter Front wieder besser. So sei auch zu erklären, dass die Beurteilung der Einstiegsbewertungen wieder zulegen konnte. Sie liege im historischen Vergleich auf einem deutlich überdurchschnittlichen Niveau und deute auf günstige Einstiegsgelegenheiten hin. Das sei wohl auch der Grund dafür, dass die auch die Bereitschaft für Neuinvestitionen wieder stark gestiegen ist. Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), erklärt dazu: „Die schwierige Konjunkturlage in Deutschland drückt das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt zweifellos. Die stark gestiegenen und vermutlich weiter steigenden Leitzinsen sind sowohl für das typische Private Equity-Finanzierungskonzept herausfordernd wie auch für die zusätzlich von stark gestiegenen Energiekosten geplagten Zielunternehmen. Für viele Unternehmen gilt es zunächst einmal, möglichst unbeschadet über den Winter zu kommen. Wenn das geschafft ist, ist schon einmal viel Unsicherheit genommen. Angesichts von Fachkräftemangel, Beschaffungsengpässen und Energiekrise wird aber so manches Unternehmen gezwungen sein, sich neu aufzustellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich hier Investitionschancen für Private Equity-Investoren ergeben, ist groß.“

Ulrike Hinrichs, Foto: BVK

Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK), fügt an: „Der Beteiligungsmarkt kann sich nicht vom gesamtwirtschaftlichen Umfeld entkoppeln. Das gilt für das Spätphasensegment noch viel mehr als für das Venture Capital-Segment. Eine Rezession wird inzwischen deutlich eingepreist, deshalb auch die historisch niedrige Bewertung des Konjunkturumfelds. Der Wettbewerb um die im aktuellen Umfeld attraktivsten Unternehmen dürfte sich verstärken. Gleichzeitig gilt es, die bestehenden Portfoliounternehmen durch die Krise zu manövrieren. Langfristig belastend dürften sich vor allem das schwierige Exitumfeld und die Fundraisingsituation erweisen.“

Das German Private Equity Barometer wird unter den Mitgliedern des BVK, den Mitgliedsinvestoren des Deutsche Börse Venture Networks sowie weiteren Beteiligungsgesellschaften mit Sitz in Deutschland vierteljährlich erhoben. Berichtet wird das Marktklima auf dem deutschen Private Equity-Markt auf Basis der Einschätzungen von Beteiligungsgesellschaften mit einem Fokus auf reife, mittelständische Unternehmen. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) ist die Stimme und das Gesicht der Beteiligungsbranche in Deutschland. Der Verband setzt sich für bessere Rahmenbedingungen und einen leichteren Zugang zu Beteiligungskapital ein, damit noch mehr Unternehmen in Deutschland von Beteiligungskapital profitieren können. Der Verband vereint ca. 300 Mitglieder. Darunter befinden sich rund 200 Beteiligungsgesellschaften und Investoren sowie rund 100 Beratungsgesellschaften und Dienstleister der Branche.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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