Stabile Geschäftsentwicklung im Dienstleistungssektor

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
Foto: © Miha Creative_AdobeStock

Die deutsche Wirtschaft zeigt zum Ende des dritten Quartals ein gemischtes Bild. Während der Dienstleistungssektor im September moderat wächst, gerät die Industrie erneut unter Druck. Laut den aktuellen Umfrageergebnissen der Hamburg Commercial Bank hat sich das Geschäftsklima bei den Serviceanbietern spürbar verbessert. Der entsprechende Index signalisiert nach einer längeren Schwächephase erstmals wieder eine positive Entwicklung. Die Industrie hingegen verzeichnet Rückgänge bei Aufträgen und Beschäftigung. Im Dienstleistungssektor profitierte die Geschäftstätigkeit vor allem vom konsequenten Abbau offener Aufträge. Trotz dieser Belebung bleibt die Nachfrage zurückhaltend. Die Zahl der Neuaufträge ging den zweiten Monat in Folge zurück. Die Zurückhaltung der Kunden, insbesondere bei Investitionsentscheidungen, wirkte sich erneut dämpfend auf das Neugeschäft aus. Besonders im Auslandsgeschäft setzten sich die Verluste fort.

Erwartungen sind positiv

Trotz der anhaltenden Nachfrageflaute bleiben die Erwartungen der Dienstleister auf Sicht eines Jahres positiv. Die Einschätzungen zur künftigen Geschäftsentwicklung haben sich leicht verbessert. Der Optimismus gründet auf der Hoffnung, dass sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten aufhellen. Gleichzeitig führten die rückläufigen Auftragseingänge und die sinkenden Auftragsbestände zu Stellenstreichungen. Die Zahl der Beschäftigten ging so deutlich zurück wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Als Hauptursache für die schwache Personalentwicklung wird der Mangel an Neuaufträgen genannt.

Auch auf der Kostenseite standen die Unternehmen unter Druck. Die Betriebskosten stiegen im Vergleich zum Vormonat spürbar an. Haupttreiber dieser Entwicklung war erneut der hohe Lohndruck. In der Folge erhöhten viele Dienstleister ihre Verkaufspreise, was den Preisdruck auf Kundenseite weiter verschärft. Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, sprach in seiner Bewertung der Lage von einem insgesamt robusten Bild, insbesondere im Dienstleistungsbereich. Allerdings gebe es klare Belastungsfaktoren. Die Zurückhaltung bei Neuaufträgen stelle sowohl für Dienstleister als auch für Industrieunternehmen ein Risiko dar.

Verarbeitendes Gewerbe fällt zurück

Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima leicht verschlechtert. Zwar legte die Produktion nochmals zu, allerdings fiel der Anstieg deutlich verhaltener aus als in den Vormonaten. Die Industrieunternehmen profitierten vor allem vom Abbau bestehender Auftragsbestände, nicht von einer Verbesserung der Nachfrage. Die Auftragseingänge gingen zum ersten Mal seit mehreren Monaten wieder zurück. Mehrere Unternehmen führten dies auf die angespannte geopolitische Lage, die schwache Auslandsnachfrage und die Auswirkungen internationaler Handelshemmnisse zurück. Auch die Exportneuaufträge zeigten kaum Bewegung, nachdem sie im Vormonat noch leicht rückläufig gewesen waren.

Die Geschäftserwartungen der Industrieunternehmen fielen deutlich. Die Einschätzungen zur Entwicklung im kommenden Jahr sanken auf den niedrigsten Stand seit vielen Monaten. Die anhaltende Unsicherheit, der intensive Wettbewerb und die fehlende Impulse auf der Nachfrageseite trüben die Perspektiven spürbar. Auch bei der Beschäftigung setzte sich der negative Trend fort. Der Personalabbau in der Industrie beschleunigte sich erneut. Die Unternehmen reagierten damit auf das schwächere Auftragspolster und die anhaltende Zurückhaltung ihrer Kunden. Zugleich wurden die Einkaufsmengen deutlich reduziert. Der daraus resultierende Rückgang bei den Vormaterialbeständen fiel erneut kräftig aus.

Die Verkaufspreise gingen insgesamt leicht zurück. Die Deflationsrate fiel jedoch geringer aus als in den Vormonaten. Der Preiswettbewerb bleibt hoch, insbesondere bei der Akquise neuer Aufträge. Dr. de la Rubia warnte vor überzogenen Erwartungen: „Der erhoffte Durchbruch bei der Konjunktur bleibt bislang aus. Die strukturellen Unsicherheiten wiegen schwer und belasten sowohl das Verarbeitende Gewerbe als auch den Dienstleistungsbereich.“

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

Vorheriger Artikelbluu unit tätigt Übernahmen in Deutschland und in der Schweiz
Nächster ArtikelDruck wächst auf die Nachfolgen im deutschen Mittelstand