Schlechte Stimmung bei Private Equity

Foto: © Miha Creative_AdobeStock

Das Geschäftsklima auf dem deutschen Private-Equity-Markt ist zum Jahresstart deutlich abgekühlt. Das ist das wesentliche Ergebnis des German Private Equity Barometers von KfW Research in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) für das erste Quartal 2022. Der Geschäftsklimaindikator fällt deutlich auf einen negativen Wert von -7,2 Saldenpunkten. Seit dem Beginn des Jahres war es wieder aufwärts gegangen − aber diese Entwicklung ist nun gestoppt.  Der Krieg in der Ukraine und die sich damit stark erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit sind nach Ansicht der Autoren die wesentlichen Gründe für den Einbruch des Geschäftsklimas, der aktuellen Lagebeurteilung und der Geschäftserwartungen.

Viele Indikatoren zeigen nach unten

Die beschleunigte Zinswende der internationalen Notenbanken hat laut Equity-Barometer zu einem deutlichen Minus bei der Beurteilung des Zinsniveaus geführt. Die Ankündigung steigender Zinsen führe zu sinkenden Unternehmensbewertungen und erschwere damit das Fundraising. Deshalb notierten diese beiden Klimaindikatoren auch negativ. Der Indikator zur Quantität des Dealflows legte zu, der Indikator zur Qualität des Dealflows ist aber knapp unter seinen langjährigen Durchschnitt gefallen. Das Konjunkturklima kühlt sich in der Einschätzung der Investoren drastisch ab – sogar noch deutlich stärker als beim Coronaschock. Diese schlechteren Konjunkturaussichten könnten nach Ansicht der KfW-Experten zu einer gestiegene Nachfrage nach Private Equity durch Mittelständler geführt haben. Zugleich bringe dies auch ein Absinken der Nachfrage von Investoren mit sich. Deren Investitionsbereitschaft sei wegen der schlechten Aussichten offenbar gesunken, der entsprechende Indikator sinkt deutlich. Im Gegenzug klettert der Indikator für die Einstiegsbewertungen bei Neuinvestitionen erstmals seit dem Frühsommer 2020 wieder über seinen langjährigen Durchschnitt.

Vorsichtig bei Neuinvestments

„Aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse hat sich das deutsche Private-Equity-Geschäftsklima zum Jahresstart deutlich abgekühlt, gerade nachdem es wieder seinen alten Aufwärtstrend aufgenommen hatte. Der eskalierte Krieg in der Ukraine hat die Spannung auf die teilweise durchbrochenen Lieferketten weiter erhöht. Das drückt auf die Stimmung der Mittelständler und somit auch seiner Investoren. Die unsicheren Kriegsauswirkungen auf die Energieversorgung der deutschen Unternehmen dürften hierzu beitragen“, sagt Dr. Fritzi Köhler, Chefvolkswirtin der KfW.

Ulrike Hinrichs, Foto: BVK

Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK fügt an: „Zinswende, Ukraine und eingetrübte Konjunkturaussichten sind massive Unsicherheitsfaktoren, die die Wirtschaft insgesamt und den Mittelstand im Besonderen belasten. Diese Unsicherheit schlägt sich in einer abnehmenden Planbarkeit der Geschäftsentwicklung bestehender Portfoliounternehmen aber auch möglicher neuer Beteiligungen der Beteiligungsgesellschaften nieder. In diesem Umfeld ist es deshalb nicht verwunderlich, wenn viele Private Equity-Gesellschaften eher vorsichtig bei Neuinvestments agieren. Die Kehrseite der Medaille sind ein mittelfristig zunehmender Druck auf die Bewertungen des bestehenden Portfolios und ein sich eintrübendes Fundraisingklima.“

Das German Private Equity Barometer wird unter den Mitgliedern des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften, den Mitgliedsinvestoren des Deutsche Börse Venture Networks sowie weiteren Beteiligungsgesellschaften mit Sitz in Deutschland vierteljährlich erhoben. Berichtet wird das Marktklima auf dem deutschen Private-Equity-Markt auf Basis der Einschätzungen von Beteiligungsgesellschaften mit einem Fokus auf reife, mittelständische Unternehmen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelNeustrukturierung als Basis für die Nachfolge
Nächster ArtikelWachstum im Netz und in der Wolke