Roundtable zur neuen „Generation Entrepreneurship“ Nachhaltigkeit statt Gewinnmaximierung

Einmal im Jahr lädt die Unternehmeredition seine Jahres- und Netzwerkpartner zum fachlichen Austausch unter Experten. Gemeinsam mit den Partnern der Verlagsschwestern VentureCapital Magazin und Die Stiftung tauschten sich die Gäste und die Redaktionen der drei Magazine bei einem Event im exklusiven Main Palais in Frankfurt aus. Über die neue „Generation Entrepreneurship“ und den Trend zum Social Business diskutierten Investoren, Unternehmer und Stifter bis in den Abend hinein.

„Vom Unternehmertum zum Social Business“ lautete das Thema der Veranstaltung – und genau diesen Weg ist Christian Vater gegangen. Es war ein Weg, der 14 Jahre gedauert hat, „meine härteste und längste Reise bisher“, sagt er selbst. Dem Publikum erzählte Vater von dieser Entwicklung: Er startete ins Berufsleben nach einem Studium an der European Business School London und wollte wie alle seiner Kommilitonen möglichst schnell und möglichst steil Karriere machen. Schnell arbeitete sich er sich der Musikindustrie hoch. Er vermarktete Stars wie Robbie Williams und Kylie Minogue, merkte aber mit den Jahren, dass ihn seine Arbeit nicht ausfüllte. Im Gegenteil: Er bekam starke Selbstzweifel wegen des Kostendrucks in der Branche und dem Umgang mit den Künstlern. Ein einschneidendes Erlebnis war, wie der Entrepreneur berichtete, die Nachricht, dass er zum ersten Mal Vater werden würde. „Da wurde mir klar, dass ich beruflich etwas machen wollte, das Mehrwert stiftet. Der Entschluss war gefasst: Er wollte ein Social Business aufziehen.

Viele kleine Beträge
Die Suche nach einem Sinn im täglichen Tun, nach Selbstverwirklichung und der Möglichkeit, die Welt ein Stück besser zu machen – es sind die klassischen Triebfedern, die viele Entrepreneure motivieren, die im sozialen Bereich aktiv sind. Vater gründete die Stiftung „Deutschland rundet auf“ und rief darüber eine Initiative ins Leben, die Mikrospenden an der Supermarktkasse organisiert. Heute, 19 Monate nach dem Start, lassen laut Vater jeden Monat etwa 2 Mio. Menschen in Deutschland krumme Beträge an den Kassen von 18 Handelspartnern aufrunden und spenden damit pro Einkauf wenige Cents an Projekte, die Kinderarmut bekämpfen. Die Masse an Kleinstspenden ergebe insgesamt Beträge, die wirklich etwas verändern könnten, so der Ideengeber.

Wirtschaften mit Prinzipien
Dass der Begriff Rendite nicht nur die Vermehrung von Kapital beschreibt, stellten die Teilnehmer der Diskussionsrunde unter Moderation von Tobias Karow, Verlagsleiter des Magazins Die Stiftung, ebenfalls klar. Vielmehr gebe es auch eine soziale und ökologische Dimension von Rendite, die Investoren stärker im Blick haben sollten, wünschten sich die Experten. Wie sein Familienunternehmen diese Aspekte vereint, erläuterte Jurek Voelkel. Der 22Jährige war der Jüngste in der Runde, blickt aber gleichzeitig auf die längste unternehmerische Historie zurück. Seine Großeltern gründeten nach dem 1. Weltkrieg eine Obstplantage, aus der eine Bio-Saftkelterei hervorging, die sein Vater heute in dritter Generation führt. Die Weichen für die vierte Generation sind bereits gestellt: Voelkel und seine drei älteren Brüder arbeiten bereits im Unternehmen mit, das Firmenkapital wurde in eine Stiftung eingebracht.

Nachhaltigkeit, faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen und ökologischer Landbau werden bei Voelkel großgeschrieben. „Der Cranberryhersteller in Kanada oder der Orangenproduzent in Ägypten. Alle sind Teil des Produktes und sollen dafür entsprechend entlohnt werden“, sagt Voelkel.

Sozial, aber nicht arm
Jedes Unternehmen könne diesem Vorbild folgen, war sich das Podium einig. In der Generation der heute 20- bis 30Jährigen fände bereits ein Wandel statt. Statt Karriere um jeden Preis strebe diese sogenannte Generation Y nach einer sinnvollen Tätigkeit. Dass das nicht im Gegensatz zu gutem Einkommen und wirtschaftlichem Erfolg stehen muss, betonte Social Entrepreneur Vater: „Wir haben einen Businessplan, der bereits im dritten Jahr den Break Even vorsieht.“ Man müsse von der Überzeugung wegkommen, dass Sozialunternehmen nichts verdienen und keinen Profit machen dürften. Dann könne vielleicht, so Vaters Hoffnung, auch die junge Generation dazu motiviert werden, sich in soziale Unternehmen einzubringen, statt eine Karriere im Investmentbanking und in der Unternehmensberatung anzustreben.

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