Der Betrieb der Helvoet Rubber & Plastic Technologies GmbH & Co. KG ist nach ihrem Insolvenzantrag nunmehr gerettet. Die zur Gunzenhausener RF Gruppe gehörige RF Duroplast GmbH hat das Unternehmen mit der gestern erteilten Zustimmung der Gläubigerversammlung rechtwirksam übernommen. Dem erfolgreichen Verkauf vorangegangen war eine fast einjährige Betriebsfortführung mit einer intensiven Zusammenarbeit zwischen der Geschäftsführung und dem Team des Insolvenzverwalters Dr. Robert Hänel von Anchor Rechtsanwälte. Der deutsche Teil der Helvoet-Gruppe musste Ende 2023 Insolvenzantrag stellen. Wesentlicher Grund waren eine zu geringe Auslastung nach Ausbruch des Ukraine-Krieges und Problemen mit den weltweiten Lieferketten. Die Lage wurde erschwert durch zunehmende Konkurrenz aus Billiglohnländern und die erheblichen Steigerungen bei den Energiekosten.
Spezialist für Duroplast
Das Unternehmen wurde 1949 als Familienbetrieb gegründet und ist auf die Kunststoffverarbeitung spezialisiert. Seit 2013 gehörte es zur niederländischen Helvoet-Unternehmensgruppe, die auch über Produktionsstätten in den Niederlanden, Belgien, Indien und Polen verfügt. Der Unternehmensstandort in Gilching ist spezialisiert auf die Fertigung von Spritzgussteilen aus den Materialien Duroplast und Thermoplast. Gerade bei der Fertigung mit Duroplast sieht sich das Unternehmen als ausgewiesene Spezialistin, da dieses Material schwer zu verarbeiten ist. Es kann als Alternative zu Metall eingesetzt werden, ist aber leichter. Zu den Kunden zählen unter anderem Unternehmen aus dem Siemens-Konzern, der Fahrradbremsenhersteller Magura sowie Unternehmen aus dem Automotive-Bereich. Im Betrieb arbeiten aktuell 31 Mitarbeiter.
Betriebsfortführung als Basis für Verkauf
In enger Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden gelang es dem Team des Insolvenzverwalters, für eine gute Auslastung der Produktion zu auskömmlichen Verkaufspreisen und verlässlichen Zahlungskonditionen zu sorgen. Zeitweise mussten aus Kapazitätsgründen sogar zusätzliche Leiharbeiter eingestellt werden, um die Aufträge abzuwickeln. Betriebswirtschaftlich unterstützt wurde das Anchor-Team von der Claho GmbH unter der Leitung von Dr. Claus Hornig. Parallel begann ein strukturierter M&A-Prozess, um einen Investor für das Unternehmen zu finden. Gesteuert wurde dieser Prozess durch die InsoConsult GmbH unter Leitung von Robert Bischoff. Nach Ansprache von über 100 möglichen Kandidaten kam es zu Verhandlungen mit drei potenziellen Investoren. Mit dem Verkauf an die RF Duroplast GmbH konnte dieser Prozess nun erfolgreich abgeschlossen werden.
Anchor ist ein Hybrid aus Anwaltskanzlei und Unternehmensberatung. Mit 14 Standorten und rund 150 Mitarbeitern in den Bereichen Insolvenz und Sanierung gehört die Kanzlei deutschlandweit zu den großen Restrukturierungseinheiten. Anchor hat zahlreiche größere Unternehmen in und außerhalb der Insolvenz begleitet und saniert. InsoConsult ist auf die Umsetzung von Investorenprozessen bzw. Fortführungslösungen im Insolvenzfall spezialisiert.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.