Jetzt helfen nur noch Qualitätsaktien: Zum ersten Mal seit dem Bestehen der Währungsunion und der Bundesrepublik Deutschland liegt der wichtigste Leitzins bei null. Eine Rendite über Anleihen ist so nicht mehr möglich.
Die Identifikation von Qualitätsaktien ist anspruchsvoll
Doch schon bei der Frage, was Qualitätsaktien eigentlich sind, beginnen die Schwierigkeiten. Denn nur auf den ersten Blick sind Qualitätsaktien Unternehmen, die unter anderem einen niedrigen Verschuldungsgrad, eine hohe Profitabilität und eine geringe Volatilität der Gewinne aufweisen. Hinzu kommt in den meisten Fällen eine attraktive Dividendenrendite – möglichst kombiniert mit der Aussicht auf kontinuierlich steigende Ausschüttungen. Neben den sehr guten Fundamentaldaten müssen Unternehmen, die sich für die Kategorie „Qualitätsaktie“ qualifizieren, über ein nachvollziehbares und vor allem ein tragfähiges Geschäftsmodell verfügen. Sie sollten idealerweise Waren und Dienstleistungen anbieten, die auch in Krisenzeiten abgesetzt werden können. Klassische Qualitätsaktien wären nach dieser Definition zum Beispiel Anteilsscheine von Nahrungsmittelkonzernen, soliden Industrieunternehmen, Versorgern oder Mineralölunternehmen.
Ein genauerer Blick auf Letztere aber offenbart: Die Annahme, „einmal Qualitätsaktie, immer Qualitätsaktie“, ist ein Trugschluss. Wer zum Beispiel in den beiden großen deutschen Energieversorgern investiert ist, die nach der Energiewende binnen vergleichsweise kurzer Zeit massiv an Wert verloren haben, der weiß warum. Und gerade das Beispiel der Mineralölkonzerne verdeutlicht, dass Geschäftsmodelle, die lange Zeit als weitestgehend krisenfest galten, erstaunlich schnell unter Druck geraten können. Disruptive Technologien, wie das Fracking, haben zu einem Überangebot an Rohöl und einem drastischen Verfall des Ölpreises geführt, der sich nur ganz allmählich wieder zu erholen scheint. In vielen traditionellen Industriesektoren schließlich hat die Digitalisierung das Potenzial, bis dato solide Geschäftsmodelle ins Wanken zu bringen und damit einstigen „Qualitätsaktien“ innerhalb kurzer Zeit ihren Nimbus als verlässliche Anlage zu rauben. Wer dank eines innovativen Technologieanbieters wie Uber, Ebay oder Amazon in seiner Industrie zum „Dinosaurier“ geworden ist, disqualifiziert sich für eine langfristige, werterhaltende Investmentstrategie von selbst.