Private-Equity-Markt zeigt erste Erholungstendenzen

Während der Druck auf Private-Equity-Manager steigt, rücken kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) weiter in den Fokus.
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Trotz anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten haben sich die globalen Private-Equity-Märkte im ersten Halbjahr 2025 spürbar belebt. Laut den aktuellen Private Markets Insights von Capital Dynamics ist das weltweite Exit-Volumen im Vergleich zum Vorjahr um 41% auf 545,9 Mrd. US-Dollar gestiegen. Diese Erholung wurde nach Aussage der Studie vor allem im ersten Quartal durch rege M&A-Aktivitäten sowie mehrere größere Börsengänge getragen. Der Optimismus am Markt wurde allerdings im zweiten Quartal durch einen Rückgang der Exits um 35% gegenüber dem Vorquartal gebremst. Hintergrund dieser Entwicklung war eine abwartende Haltung vieler Marktteilnehmer infolge politischer Unsicherheiten nach der Ankündigung des sogenannten „Liberation Day“ durch Präsident Trump im April.

Continuation Funds nehmen weiter zu

Auch wenn das Transaktionsvolumen auf dem Sekundärmarkt 2024 rückläufig war, stieg der Anteil von von Private-Equity-Gesellschaften initiierten Transaktionen sowie sogenannten Continuation Funds laut Capital Dynamics auf 44 % des Gesamtvolumens. Das entspricht einem Rekordwert von 75 Mrd. US-Dollar. Die Zahl der Fondsabschlüsse nahm zudem im ersten Quartal 2025 um 8 % zu. Besonders das Mid-Market-Segment zeigte sich dynamisch. Die dort tätigen Fonds profitieren laut den Autoren von einem attraktiven Risiko-Rendite-Profil, geringerer Konkurrenz, moderateren Bewertungen und einem stärkeren operativen Fokus.

Capital Dynamics sieht den Sekundärmarkt weiterhin als strategisch wichtig für institutionelle Anleger und General Partner. Er ermögliche ein flexibles Liquiditätsmanagement und erleichtere die Verlängerung der Haltedauer hochwertiger Vermögenswerte. Investitionen in kleinere und mittlere Unternehmen bieten nach Einschätzung der Analysten zusätzliche Resilienz, da diese tendenziell weniger stark auf makroökonomische Schwankungen reagieren. Für das zweite Halbjahr 2025 erwartet Capital Dynamics eine erneute Belebung der Exit- und Transaktionsaktivitäten. Diese werde gestützt durch eine verbesserte gesamtwirtschaftliche Lage und zunehmende IPO- und M&A-Dynamik. Besonders attraktiv bleiben laut dem Bericht Investitionen in technologieorientierte Branchen, das Gesundheitswesen sowie Finanz- und B2B-Dienstleistungen. Trotz bestehender Unsicherheiten bleibe Private Equity laut Einschätzung des Hauses ein zentrales Instrument zur Portfolio-Diversifikation und zur Stabilisierung in volatilen Marktphasen.

Stimmungsumschwung im Markt

Auch auf dem deutschen Private-Equity-Markt zeigt sich eine spürbare Stimmungsverbesserung. Das aktuelle German Private Equity Barometer von KfW Research, dem Bundesverband Beteiligungskapital und dem Deutsche Börse Venture Network verzeichnet für das zweite Quartal 2025 einen sprunghaften Anstieg des Geschäftsklimaindikators um 33,3 Zähler auf nun -3,9 Punkte. Das ist der zweithöchste gemessene Zuwachs seit Beginn der Erhebungen. Sowohl die Einschätzungen zur aktuellen Lage als auch die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich deutlich verbessert. Insbesondere der Indikator für die Erwartungen stieg um 42,4 Zähler auf 4,7 Punkte.

Die positive Entwicklung wurde laut den Studienautoren durch mehrere Faktoren begünstigt. Neben der gelösten Stimmung auf der Branchenkonferenz „Super Return“ Anfang Juni nennt KfW Research auch den Höchstwert beim Fundraisingklima als entscheidenden Treiber. Dieser legte um 31 Zähler auf -3,9 Punkte zu. Die Hoffnung auf eine Neuausrichtung internationaler Kapitalanleger weg von den USA hin zu Europa stütze diesen Aufwärtstrend, ebenso wie sinkende Leitzinsen der Europäischen Zentralbank und eine sich abzeichnende konjunkturelle Erholung. Auch bei der Investitionsbereitschaft zeigt sich eine Aufhellung. Der entsprechende Indikator kletterte um 8 Zähler auf 12,9 Punkte und steht damit im positiven Bereich. Die Einschätzung der Einstiegsbewertungen bleibt trotz eines leichten Rückgangs weiterhin auf hohem Niveau, was laut den Autoren eine gute Ausgangslage für eine zunehmende Investitionstätigkeit in den kommenden Quartalen bietet.

Ulrike Hinrichs,BVK
Ulrike Hinrichs,BVK

KfW-Chefvolkswirt Dr. Dirk Schumacher sieht in dem Aufschwung eine durch Hoffnung getriebene Entwicklung: „Dass das Geschäftsklima auf dem deutschen Private-Equity-Markt im Frühsommer so deutlich anzieht, ist doch eine kleine Überraschung.“ Es bleibe jedoch abzuwarten, ob es sich um ein nachhaltiges Stimmungsbild oder lediglich ein kurzfristiges Hoch handle. Auch Ulrike Hinrichs, Vorstandssprecherin des BVK, zeigt sich zuversichtlich: „Nahezu alle wichtigen Stimmungsfaktoren haben sich verbessert, zum Teil sogar massiv.“ Besonders das verbesserte Fundraising- und Exit-Umfeld sowie die gestiegene Investitionsbereitschaft böten Anlass zur Hoffnung für eine stabilere Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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