Private Equity: die Assetklasse für Unternehmer

Investitionen im Einklang mit der Grundüberzeugung des Entrepreneurships

Unternehmervermögen lautet der Themenschwerpunkt der vierten Ausgabe 2025 der Unternehmeredition, die gerade erschienen ist.
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Private Equity (PE) umweht noch immer der Flair des Exklusiven: In der klassischen Ausprägung werden Ticketgrößen im deutlich zweistelligen Millionenbereich aufgerufen. Doch die Demokratisierung der privaten Märkte schreitet unter dem Stichwort Retailisation voran – Unternehmer können heutzutage unter zahlreichen alternativen Anlagen wählen. Dieser Artikel ist in der Unternehmeredition 4/25 erschienen. 

Die großen Storys des erfolgreichen, langfristigen Investierens weisen eine gemeinsame Kon- stante auf: Ob legendäre Hedgefonds, Warren Buffett mit Berkshire Hathaway oder das Endowment-Prinzip, wie es zum Beispiel David Swensen für Yale umgesetzt hat – stets nehmen Private Equity und generell Private Markets ­eine tragende Rolle ein. Eine weitere Gemeinsamkeit: Private Equity erzielte immer dann im Vergleich zu öffentlich regulierten Märkten überdurchschnittliche Renditen, wenn hohe Summen zur Verfügung standen, um effizientes Investieren und hinreichende Diversifikation gleichzeitig sicherzustellen.

Die Überrendite klassischer Private- Equity-Fonds basiert unter anderem auf der Vereinnahmung einer Komplexitäts- und einer Illiquiditätsprämie. Komplexität bedeutet unter anderem, im globalen Maßstab eine hinreichende Anzahl aussichtsreicher Projekte zu erkennen, prüfen, bewerten und letztlich zu attraktiven Konditionen investieren zu können. Die Illiquidität ergibt sich aus den gewöhnlich mehr als zehnjährigen Laufzeiten der Fonds, die häufig noch um mehrere Jahre verlängert werden können – etwa wenn das gesamtwirtschaftliche Exit-/Liquidationsszenario suboptimal ist. Für Peter Brock, erfahrener Family Officer und Berater, stellen diese Fonds weiterhin „die Königsklasse einer Private-Equity-­Investmentstrategie dar“. Bei größeren Family Offices ab einem Gesamtvermögen von circa 50 Mio. bis 200 Mio. EUR sei es möglich, „wirklich nach Branchen, Regionen oder Themen diversifizierte PE-Portfolios aufzubauen, um verschiedene Vintage-Jahre und Top-­Quartile-Fonds in sein Portfolio zu integrieren.“

Caroline Heinrichs, verantwortlich für Investmentlösungen bei Perpetual, dem Investment Office der Wilsdorf-Familie, sieht für die Umsetzung der klassischen Strategie ebenfalls hohen Kapitalbedarf. „Aufgrund der Marktstruktur liefert eine eigene Auswahl direkter geschlossener Fonds nur dann ein diversifiziertes Portfolio, wenn man Kapital von einem mindestens hohen zweistelligen Millionenbetrag in Private Equity investieren kann. Gleichzeitig ist die Auswahl und der Zugang zu geschlossenen Fonds eine ressourcenintensive ­Arbeit und erfordert dezidiertes Know-how.“ Dr. Florian Dillinger, Präsident des Verwaltungsrats der Matador Secon­dary Private Equity AG, ist ähnlicher Auffassung: „Ab etwa 50 Mio. USD lässt sich ein über Regionen, Branchen, Investmentstile und Vintage-Jahre diversifiziertes Portfolio sinnvoll aufbauen.“

Retailisation durch Fintechs eingeleitet

Doch Veränderung ist unterwegs. „Private Equity ist kein exotischer Nebenschauplatz mehr, sondern ein zentrales Instrument moderner Vermögensstrukturierung für Unternehmer. Richtig eingesetzt kann die Assetklasse dabei helfen, Klumpenrisiken zu reduzieren, das Gesamtvermögen zu diversifizieren und langfristig von der Wertschöpfung anderer erfolgreicher Firmen zu profitieren“, betont Steffen

Pauls, Gründer und CEO der digitalen PE-Fonds-Plattform Moonfare. Welchen Anteil sollte Private Equity im Unternehmervermögen ausmachen? „Zunächst einmal ist es sinnvoll, Vermögen diversifiziert zum Unternehmen zu halten, um für die Familie einen gewissen Kapitalstock aufzubauen, dessen Wachstum unabhängiger vom Unternehmen bedingt ist. Ein solch diversifiziertes Portfolio enthält typischerweise nicht nur Private Equity, sondern Allokationen zu Private Credit, Infrastruktur und liquiden Assetklassen“, rät Heinrichs. Wenn man dann die Allokation zur Assetklasse Private Equity konkret beleuchtet, müsse diese im Verhältnis zur Größe des Unternehmens im Gesamtvermögenskontext betrachtet werden. „Nimmt der Unternehmenswert zum Beispiel mehr als 50 % ein, ist es empfehlenswert, zunächst andere Assetklassen im Portfolio aufzubauen. Im Allgemeinen sollte die Allokation zu Private Equity aus den Investmentzielen abgeleitet und dabei sollten sowohl die Risikotragfähigkeit als auch die Liquiditätsanforderungen berücksichtigt werden. Oft ist eine Allokation von circa 30 % Private Equity eine sinnvolle Diversifikation.“

Institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Stiftungen halten heute oft mehr als 50 % ihres Vermögens in Private Equity und anderen alternativen Anlagen, so Pauls Analyse. Die Allokation des Unternehmervermögens hänge vom Risikobudget, dem langfristigen Anlagehorizont und Liquiditätsbedürfnissen ab, „aber bei Moonfare streben unsere Kunden typischerweise eine Allokation von etwa 15 % bis 25 % an“. Wichtig sei, dass Private Equity immer in ein Gesamtportfolio eingebettet wird: „Entscheidend sind Portfoliogröße, Risikotragfähigkeit und der Bedarf an laufender Liquidität. Wer diese Faktoren sauber analysiert und die Allokation schrittweise aufbaut, kann das Rendite-Risiko-Profil seines Vermögens deutlich verbessern“, erklärt Pauls.

Die Abstufung der einzelnen Bausteine sieht Brock folgendermaßen: „Private Equity oder Venture-Capital-Allokationen als unternehmerische Direktbeteiligungen reichen von 50.000 EUR am unteren Ende im Rahmen von Business Angel Investments bis hin zu mehreren 100.000 EUR in Series-A- oder -B-Finanzierungsrunden oder dann Millionenbeträgen bei nachfolgenden Wachstumsfinanzierungen.“ Im Bereich der VC- oder PE-Fonds-Beteiligungen würden die Minimum-Tickets oftmals bei 100.000 bis 250.000 EUR beginnen, „wobei zunehmend über Fintechunternehmen inzwischen kleinere Tickets zum Einstieg möglich werden“.

 

 



Kapital bündeln – Top-Fonds kaufen

Eines dieser Fintechs ist Moonfare. Über die digitale Plattform werden Kapitalsummen vieler Anleger gebündelt. „Dieses ermöglicht den Zugang zu denselben institutionellen Top-Fonds bereits ab 50.000 EUR“, betont Pauls. Bei kleineren Portfolios seien Dachfondsstrukturen oder Feeder-Vehikel gebräuchlicher: „Sie bieten breite Diversifikation und eine professionelle Managerauswahl bei vergleichsweise niedrigen Mindestanlagen.“ Diversifikation bildet wie auch bei liquiden ­Assets die Basis für langfristigen Erfolg. „Ein ausgewogenes Unternehmerportfolio sollte über verschiedene Segmente gestreut investieren: klassische Buy-out-Fonds, Wachstums- und Venture-Capital-Strategien, gegebenenfalls Infrastruktur und Private Credit. Jede dieser Strategien bedient andere Werttreiber und Zyklen. Zudem sollte über verschiedene Jahrgänge gestreut werden. Im Verbund kann das die Schwankungen im Gesamtportfolio spürbar reduzieren und die risikoadjustierte Rendite erhöhen“, rät Pauls.

An Diversifizierungsmöglichkeiten herrscht kein Mangel, zumal zahlreiche große Player der Private-Equity-Branche selbst börsennotiert und damit einfach per Aktie investierbar sind: KKR (circa 88 Mrd. EUR Market Cap), EQT (Schweden, etwa 37 Mrd. EUR) oder die Partners Group (Schweiz, circa 26 Mrd. EUR) zählen zu den bekanntesten Adressen. Als strategisches Beteiligungsvehikel auf Fondsebene überzeugt zum Beispiel seit Jahren der AFB Global Equity Select. Fondsmanager Gunter Burgbacher legt den Fokus auf börsennotierte Beteiligungsunternehmen und zahlt damit auf das Diversifikationskonto im Unternehmervermögen ein, denn dieses Anlagesegment spielt in klassischen Fondsportfolios ansonsten eine untergeordnete Rolle. Der Fonds vereint bei globalem Ansatz etwa 40 gelistete Beteiligungsunternehmen und nutzt ein Dutzend Investmentstrategien. Da sich viele Large Caps im Portfolio finden, bedeutet ein Engagement zugleich Teilhabe an der Entwicklung von etwa 5.000 Unternehmen weltweit.

Unternehmer, die mit Home Bias und in definierte Branchen über gelistete Beteiligungsunternehmen investieren möchten, können sich in Deutschland am Basket der Unternehmeredition (S. 8) orientieren und dadurch auch bei geringem Invest breit streuen. Die Experten hinter den Beteiligungsgesellschaften verfügen dabei oft über eine ebenso herausragende Marktkenntnis und ein gutes Gespür für neue Investments. Aufgrund der Veröffentlichungspflichten am Kapitalmarkt und ihres gelisteten Status sind ihre Einschätzungen und Handlungen jederzeit transparent und unterliegen hohen Offenlegungsstandards. Im Zusammenhang mit börsennotierten Beteiligungsgesellschaften sind häufig Abschläge zu beobachten. Dies kann für Anleger beim Einstieg eine Chance darstellen, beim Ausstieg jedoch auch ein Risiko.

Secondaries mit wachsender Bedeutung

Im Hinblick auf Private Equity kommt den Secondaries steigende Bedeutung zu. „Der Sekundärmarkt wird 2025 auf ein Volumen von mehr als 200 Mrd. USD anwachsen – nach 162 Mrd. USD anno 2024 – und damit einen neuen Höchststand erreichen sowie seinen langjährigen Aufwärtstrend fortsetzen. Es bestehen mehr als genügend attraktive Opportunitäten“, sagt Dillinger. Je nach Ausrichtung der Investoren steht eine breite Auswahl an Fonds mit unterschiedlichen Strukturen zur Verfügung. Die zunehmend komplexen Zeichnungsprozesse lassen sich nach Dillingers Einschätzung durch ein Evergreen-Modell auf einen einmaligen Vorgang reduzieren. Einerseits bietet der Sekundärmarkt Bestandsinvestoren die Möglichkeit, vor dem Laufzeitende der Fonds auszusteigen. Für Neuinvestoren eröffnet sich andererseits die Chance, die Investitionsphase zu verkürzen und näher an den Ausschüttungsjahren zu partizipieren.

Für Peter Heim, Manager des Spin-off-Fund Keynote S. A., eignet sich sein Ansatz insbesondere für Unternehmer, denn diese könnten die Strategie hervorragend nachvollziehen: „Wird ein Unternehmen in die unternehmerische Selbstständigkeit entlassen, eröffnet sich häufig eine Vielzahl attraktiver Projekte mit hohen Kapitalrenditen, die innerhalb des früheren Konzerns längst hätten umgesetzt werden können.“ In den ersten ein bis zwei Jahren nach der Abspaltung würden sich oft zahlreiche Initiativen realisieren – von der Einführung neuer Produkte über die Zusammenlegung von Produktionsstandorten und eine gezieltere Ausrichtung der Marketingaktivitäten bis hin zu Kostensenkungsprogrammen und wertsteigernden Übernahmen. „Als eigenständig börsennotierte Gesellschaft trägt das Spin-off nun die Verantwortung für seine eigene Entwicklung und wird nicht mehr als ‚Passagier zweiter Klasse‘ im Konzerngefüge betrachtet. Hierdurch entsteht eine neue unternehmerische Dynamik, die sich in den ersten drei bis fünf Jahren in den Zahlen und auch im Aktienkurs widerspiegelt.“

Die Überrenditen von Spin-offs seien von unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchungen über die letzten 50 Jahre belegt. Das Management hat demnach (anders als bei IPOs) keinen Grund, den Startkurs hoch anzusetzen – im Gegenteil: Da der Wert ihrer Aktien- und Optionspakete von künftigen Kurssteigerungen abhängt, profitieren sie von einer niedrigen Anfangsbewertung. Viele sehr erfolgreiche Aktien der letzten Jahre waren Spin-offs, beispielsweise GE Aerospace und GE Vernova, Accelleron, Constellation Energy oder jüngst Resolute Holdings Management.

Risiken im Blick behalten

Die Demokratisierung der Assetklasse Private Equity und der Private Markets allgemein findet breite Zustimmung. Darüber dürfen aber die Risiken nicht vernachlässigt werden. Pauls sieht zum Beispiel branchenspezifische Herausforderungen wie die Fälligkeit von Schulden für PE-Transaktionen, die in den Spitzenjahren 2021 und 2022 abgeschlossen wurden, als die Zinssätze niedriger waren als heute.

Heinrichs gibt zu bedenken, dass im aktuellen Umfeld die Private-Equity-Branche wieder mehr Exits generieren muss. Daher sollten Investoren die gestiegene Anzahl an sogenannten Continuation Vehicles sehr vorsichtig und genau analysieren: „Ist die Fortsetzung des Investment Case weiterhin valide oder besteht ein Interessenkonflikt, indem über diesen Kanal ein Exit auf Kosten der Investoren generiert wird?“ Und natürlich mahnt die Phase der Retailisation grundsätzlich dazu, Vorsicht walten zu lassen: „Das Segment der Privatkunden ist das letzte verbleibende Marktsegment, das bisher keinen Zugang zu Private Equity hatte.

Daher legen Fondsanbieter aktuell viele neue Produkte auf, deren langfristige Validität sich erst noch zeigen muss“, formuliert es Heinrichs. Perpetual hat Open-ended-Evergreen-Fonds in den Assetklassen Private Equity, Private Credit und Infrastruktur bereits vor sieben Jahren aufgelegt. Heute bieten diese Fonds professionellen und semiprofessionellen Investoren Zugang zu einem diversifizierten Private-Markets-Portfolio, bei dem 100-%ige Interessengleichstellung mit der Familie Wilsdorf als Ankerinvestor herrscht.

Private Equity ist alternativlos

Über den in Deutschland schrumpfenden Kurszettel ist bereits viel diskutiert worden. Neben den volkswirtschaftlichen Gefahren eines minder leistungsfähigen Kapitalmarkts müssen sich Unternehmer bei den Strategieüberlegungen grundsätzlich vergegenwärtigen, dass der stark überwiegende Teil der Wirtschaft nicht börsennotiert ist.

„Um das gesamte Spektrum der Wertschöpfung abzubilden, benötigen Anleger daher Zugang zu privaten Märkten. Andernfalls laufen sie Gefahr, attraktive Chancen zu verpassen“, warnt Pauls. Nirgends werde dies deutlicher als im Bereich KI: „Es gibt 33-mal mehr potenzielle KI-Investments an den privaten als an den öffentlichen Märkten – mit weltweit 727 börsennotierten KI-Unternehmen gegenüber rund 24.500 privaten (PitchBook 2024). Wir sind überzeugt, dass VC- und PE-Fonds einzigartig positioniert sind, die vielversprechendsten Start-ups in diesem Bereich zu identifizieren und zu skalieren.“

FAZIT

Wer als Unternehmer heute in Private Equity – der unternehmerischsten Assetklasse von allen – investieren will, muss nicht zwangsläufig ein Portfolio von Direktbeteiligungen in Unternehmen oder in PE-Fonds aufbauen, sondern findet über neue Anbieter und Fintechs sowie börsengehandelte Fonds und Aktien von Beteiligungsgesellschaften einen wachsenden Investitionskosmos.

Die Qualität der Private-Equity-Manager und der zugrunde liegenden Assets bleibt das ausschlaggebende Investitionskriterium. Minderwertige Investments lassen sich zwar stets mit hohen Discounts erwerben – langfristig zahlen sie sich jedoch nicht aus. Attraktive Investments zu identifizieren und entsprechend den strategischen Vorgaben zu allokieren, bleibt damit weiterhin die Herausforderung. Denn: Private Equity ist eine illiquide und komplexe Anlageklasse, in der die Streuung der Renditen deutlich höher ausfallen kann als an den öffentlichen Märkten.

👉 Diese Titelgeschichte ist auch in der Magazinausgabe der Unternehmeredition 4/2025 erschienen.


„Private-Equity-Investments bringen das eigene Unternehmergen wieder in die Wirtschaft ein“

Peter Brock

Peter Brock ist langjähriger Chairman des Investment Committee eines großen Schweizer Single Family Office. Er ist einer der Mitgründer des Bundesverbands Impact Investing e.V. und Managing Partner der BeeWyzer GmbH, einer Finanz Masterclass. Zuvor war er unter anderem leitend bei HSBC Trinkaus und EY tätig. Im Interview erklärt er die wichtigsten Einstiegspunkte.

 

Unternehmeredition: Herr Brock, Investitionen in die Assetklasse Private Equity rücken immer mehr in den Fokus, auch in der Veranlagung von Unternehmervermögen – ist das eine gute Idee?

Peter Brock: Für Privatinvestoren wie Unternehmer und deren Familien stellen alternative Investments eine Möglichkeit dar, ihr Portfolio gegen Marktvolatilität abzusichern und langfristig überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Laut dem UBS Global Family Office Report setzen viele Superreiche auf einen erheblichen Anteil alternativer Assets in ihren Portfolios. Diese können in Krisenzeiten stabilisierend wirken und sind oft weniger von kurzfristigen Marktschwankungen betroffen, vor allem, wenn die Investments besonders nachhaltig wirken. Private-Market-Investments stellen ein besonderes Exposure zu innovativen Geschäftsmodellen dar (KI-, Tech- und Deeptechthemen, soziale Innovationen), die man in liquiden Märkten kaum investieren kann.

Welche Grundsätze sind beim Einstieg in Private Markets zu beachten?

Die Strategic Asset Allocation (SAA), also die Festlegung der Investitionskriterien über alle Assetklassen hinweg, ist einer der großen Werttreiber bei der Bewirtschaftung von Unternehmervermögen. Die SAA ist eine von drei Arbeitsebenen in der Portfolioverwaltung; die anderen sind die Tactical Asset Allocation (TAA) und die insbesondere bei Private Equity sehr wichtige Manager Selection (MS). Die SAA legt die langfristige Allokation des Vermögens und die dazugehörigen Bench- marks fest und bestimmt oftmals über bis zu 90 % der Portfolioentwicklung.

Gelten diese strategischen und taktischen Grundsätze für alle Assetklassen im Unternehmervermögen?

Unbedingt. Die Prinzipien der SAA können sowohl auf liquide/börsennotierte als auch auf illiquide/nicht-börsennotierte Anlageformen angewendet werden. So können etwa Banken oder Vermögensverwalter für die Vermögensverwaltung in Aktien und Anleihen beauftragt werden, oder aber Private- Equity-Fonds für die Anlageklasse der nicht-börsennotierten Direktbeteiligungen.

In letzter Konsequenz kann ein Vermögensinhaber und/oder sein Family Office auch das direkte Management von unternehmerischen Beteiligungen selbst betreiben, ohne externe Berater und Verwalter dafür zu mandatieren. Es muss aber professionell organisiert werden, weil eine M&A- oder PE-Transaktion umfassende Kompetenzen in steuerlicher, rechtlicher und strategischer Hinsicht erfordert.

Unternehmer müssten doch eine besondere Affinität zu Private-­Equity als unternehmerische Assetklasse aufweisen. Lässt sich das belegen?

Durchaus. In Analysen, unter anderem seitens der WHU – Otto Beisheim School of Management, wird über Direktbeteiligungen im Umfeld von Unternehmerfamilien berichtet, dass die Hälfte der Single Family Offices (SFOs) in unternehmerische Direktbeteiligungen investiert. Wenn das ursprüngliche Familienunternehmen nicht mehr im Besitz der Familie ist, neigen SFOs demnach besonders häufig zu unternehmerischen Direktbeteiligungen.

Diese Beteiligungen werden dann nicht nur als Anlageobjekt angesehen, sondern auch als Mechanismus, um das eigene Unternehmergen wieder in die Wirtschaft einzubringen. Fakt ist, dass viele der befragten Private-Equity-Firmen die jeweiligen Zielunternehmen nur für vier bis sieben Jahre halten, während einige SFOs die jeweiligen Zielunternehmen sogar an die nächste Familiengeneration übergeben möchten.

Generell ist zu beobachten, dass die Nachfolgegeneration oftmals nicht das Familienunternehmen übernehmen möchte, sondern eine Holding aus unterschiedlichen diversifizierten Beteiligungen (Private Equity und Venture Capital) umsetzen, um eine höhere Diversifikation zu erreichen.

Sehr geehrter Herr Brock, wir danken Ihnen für diese äußerst interessanten Einblicke.

Autorenprofil
Stefan Preuss

Stefan Preuß arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Redakteur im Kapitalmarktumfeld. Der gelernte Tageszeitungsredakteur sammelte zudem Erfahrung als Investor Relations Manager. Der Redaktion der GoingPublic Media AG gehört er als ständiger Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen IPOs, Vermögensanlage und Nachfolgelösungen an. Er betreut als Redaktionsleiter die jährlichen Spezialausgaben "Mitarbeiterbeteiligung" sowie "M&A Insurance".

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