Auf dem deutschen Private Equity-Markt hat sich das Geschäftsklima im zweiten Quartal 2023 wieder deutlich abgekühlt. Der Geschäftsklimaindikator sinkt deutlich um -19,5 Zähler auf – 32,0 Saldenpunkte. Das Lageurteil bei den befragten Unternehmen ist deutlich eingeknickt und auch die Geschäftserwartungen verschlechterten sich. Die Indikatoren für die aktuelle Geschäftslage für die Geschäftserwartungen geben jeweils stark nach. Der Konjunkturpessimismus kommt bei den Unternehmen wieder zurück. Zum Jahresbeginn hatten sich beim German Private Equity Barometer die größten Konjunktursorgen vorerst zerstreut. Die wirtschaftliche Entwicklung der potenziellen Portfoliounternehmen sei wieder planbarer gewesen. Das ließ die Stimmung der PE-Investoren in der vergangenen Befragung maßgeblich steigen.
Stimmung hat sich eingetrübt
Mittlerweile habe sich das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft nach einer Reihe enttäuschender Konjunkturdaten allerdings wieder eingetrübt. Das schlägt offenbar auf die Stimmung durch. Mit der wiederkehrenden Unsicherheit bei potenziellen Portfoliounternehmen verschlechtere sich auch die Beurteilung des Dealflows. Die Stimmungswerte liegen nunmehr wieder leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Ein positives Signal sei, dass sich die Neuinvestitionsbereitschaft auf Sechs-Monatssicht nicht eingetrübt habe. Allerdings mache die neuerlichen Leitzinserhöhungen das für PE-Transaktionen typischerweise genutzte Fremdkapital immer teurer. Die Klimaindikatoren zu Verfügbarkeit und Konditionen von Akquisitionsfinanzierung markieren in der Befragung daher neue Tiefpunkte.
Dunkle Wolken am Himmel
„Der Stimmungsumschwung auf dem deutschen Private Equity-Markt hat ein jähes Ende gefunden“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die wiederkehrenden dunklen Wolken am Konjunkturhimmel haben den Private Equity-Investoren offenbar die Stimmung verhagelt. Denn die eingetrübten Wirtschaftsaussichten schlagen über ihr Portfolio und potenziellen Zielunternehmen auf die Investorenstimmung durch. Auch die neuerlichen Zinserhöhungen trugen zum Rückschlag bei, weil sie Verfügbarkeit und Konditionen des für die Transaktionen typischerweise eingesetzten Fremdkapitals verschlechtern. Die Erwartungen für Neuengagements mit Blick auf den Rest des Jahres sind allerdings noch positiv, das stimmt hoffnungsvoll.“ sagt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK, ergänzt: „Das gesamtwirtschaftliche Umfeld hat die zarte Stimmungserholung der beiden vorangegangenen Quartale wieder erstickt“, „Die Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung sowohl von Portfolio- als auch potenziellen Zielunternehmen dürften sich verstärkt haben und drücken damit unnachgiebig auf die Stimmung. Erst wenn Konjunktursorgen und Zinserhöhungen nicht mehr belasten, wird sich die Marktstimmung substanziell verbessern. Denn dann werden sich auch die Einschätzungen zum Dealflow und zu den Transaktionsfinanzierungen wieder aufhellen. Herausfordernde Zeiten bieten auf der Investitionsseite aber durchaus attraktive Einstiegschancen oder Add-on-Gelegenheiten für das bestehende Portfolio. Die anhaltend positiven Einschätzungen zu den Einstiegsbewertungen unterstreichen dies. Das German Private Equity Barometer wird unter den Mitgliedern des Bundesverbands Beteiligungskapital, den Mitgliedsinvestoren des Deutsche Börse Venture Networks sowie weiteren Beteiligungsgesellschaften mit Sitz in Deutschland vierteljährlich erhoben.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.