Selbständigkeit bringt Freud und Leid

Selbständigkeit wird belohnt, heißt es immer. Ob sich der mutige Schritt aber auch finanziell rentiert, zeigt sich erst nach drei bis fünf Jahren. Viele müssen aufstocken.

Fünf Jahre brauchen Unternehmensgründer im Schnitt, um die Einkommensschere zu etablierten Selbständigen zu überbrücken. Das fanden Forscher des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn heraus, die dafür unter anderem die Einkommenssteuerstatistik heranzogen. Nach fünf Jahren Selbständigkeit kann auch ein latentes Armutsrisiko vorherrschen – das war in den letzten Jahren immer häufiger der Fall. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit stieg seit 2011 der Anteil der Selbständigen, die staatliche Grundsicherung in Anspruch nehmen müssen, stetig an, auf nunmehr 2,8 Prozent. Seitdem verharrt er aber auf diesem Niveau. Vor allem im Kultur- und Gastronomiebereich lohnt sich Selbständigkeit oft nicht: Hier können Freiberufler oft nicht von ihrer Arbeit leben. Logistikern, Handelstätigen oder Friseuren geht es ähnlich. Auch persönliche Lebensumstände können eine Rolle spielen. Ein Drittel der Befragten kann nicht mehr als zehn Stunden die Woche arbeiten, weil sie entweder Kinder erziehen müssen oder gesundheitlich eingeschränkt sind.

Im Schnitt ist Selbständigkeit aber immer noch die bessere Wahl: Hier verdienen Selbständige immer noch mehr als abhängig Angestellte. Vor allem wenn man Akademiker ist, gerade im sozialen und gesundheitlichen Bereich. Auch Tierärzte verdienen gut. 875.000 Freiberufler hatten 2014 ein Nettoeinkommen von nicht mehr als 1.100 Euro im Monat, 285.000 mussten mit 500 Euro auskommen. www.ifm.bonn.org

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