Börsengang als strategische Nachfolgelösung

Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger kann zum Momentum für den Börsengang werden. Der hohe Aufwand eines IPOs wird so Teil einer strategischen Neuausrichtung, bei der Kapital aufgestockt wird und der Einfluss der Familie bestehen bleibt.

Allgemein ist ein Börsengang immer dann besonders interessant, wenn kein interner Nachfolger bereit steht, aber trotzdem eine kontrollierende Mehrheit behalten werden soll. Verfügt ein Unternehmen dazu über eine spannende Wachstumsperspektive, einhergehend mit einem hohen Bedarf an Kapital und strategischer Flexibilität, sind die wichtigsten Voraussetzungen gegeben. Aus persönlicher Sicht des Eigentümers sind zudem die einfache Übertragbarkeit der Aktien sowie der Erhalt von Firmenkultur und unternehmerischer Freiheit durch die diversifizierte Aktionärsstruktur wichtige Argumente. Gibt es mehrere Eigentümer, bietet die Börse einen Modus, unterschiedliche Vorstellungen unter einen Hut zu bringen. Mit Blick auf den Wettbewerb um die besten Fachkräfte weist ein Börsengang weitere Vorteile auf: Der Bekanntheitsgrad erhöht sich, Optionsprogramme und Mitarbeiterbeteiligungen sind leichter umsetzbar, Strukturen inklusive der Verbreiterung des Managements werden weiter professionalisiert. Hinzu kommt ein positiver Effekt bei öffentlichen Ausschreibungen. Die erhöhte Transparenz einer Börsennotiz kann im Wettbewerb gegen größere Mitbewerber für mittelständische Unternehmen über einen Zuschlag entscheiden.

EU will Börsengänge für KMU erleichtern

Natürlich ist die Herstellung der Börsenreife für viele Mittelständler ein weiter Weg. Personelle und gesellschaftstechnische Strukturen müssen geschaffen und das Rechnungswesen umgestellt werden. Dazu verlangt der Kapitalmarkt kurzfristige Ergebnisse und eine offene Kommunikation. Kritiker verweisen in diesem Zusammenhang gerne auf die hohen Kosten und die starke Regulierung. Sicher nicht zu Unrecht, aber letztlich ist ein Börsengang vor allem eine strategische Entscheidung. Um kleinen und mittleren Unternehmen den Gang an den Kapitalmarkt zu erleichtern, hat die EU vergangenen Juni zudem eine neue Prospektverordnung verabschiedet. Detailpläne werden für diesen Sommer erwartet.

Die Befürchtungen von Knorr-Bremse-Eigentümer Thiele, der als Aufsichtsratsvorsitzender des Bahntechnikkonzerns Vossloh bereits Kapitalmarkterfahrung sammeln konnte, haben sich jedenfalls nicht bestätigt. Angesprochen auf seine Rolle als Leiter der Hauptversammlung, bekannte er gegenüber dem Handelsblatt im September 2017: „Erst habe ich gedacht, das ist ganz furchtbar. Aber dann ging es doch ganz gut.“


Zur Person

Axel Rose ist bei der BankM – Repräsentanz der Fintech Group Bank AG – im Projektgeschäft tätig. Als Hausbank für den Kapitalmarkt unterstützt BankM Mittelständler seit dem Jahr 2007 bei strategischen Finanzierungen.

www.bankm.de

 

 

 

Autorenprofil

Axel Rose ist bei der BankM – Repräsentanz der biw Bank für Investments und Wertpapiere AG im Projektgeschäft tätig. Im Mittelpunkt dieser Tätigkeit steht die Finanzierung mittelständischer Unternehmen, für die BankM seit dem Jahr 2007 ein verlässlicher Partner am Kapitalmarkt ist.

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