Dr. Biner Bähr und Dr. Bero-Alexander Lau (beide White & Case) ist es als Insolvenzverwalter gelungen, die Geschäftsbetriebe der Marken des Textilkonzerns Ahlers zu veräußern. Dazu gehören die Ahlers AG, Ahlers P.C. GmbH, Baldessarini GmbH, Ahlers Vertrieb GmbH, Ahlers Zentralverwaltung GmbH, Pioneer Jeans-Bekleidung GmbH, Pionier Berufskleidung GmbH und Ahlers Textilhandel GmbH & Co. KG sowie die Anteile an zahlreichen Tochtergesellschaften, unter anderem in Polen und in Sri Lanka. Übernehmer sind Gesellschaften der Röther-Gruppe. Die Wirksamkeit der Kaufverträge hängt noch vom Eintritt mehrerer Vollzugsbedingungen ab.
Mehr als 170 Mio. EUR Umsatz
Die börsennotierte Ahlers AG entwickelt und vertreibt Menswear unter den vier Marken Baldessarini, Pierre Cardin, Pioneer Jeans und Otto Kern. Daneben wird unter „Pionier Workwear“ Berufskleidung angeboten. Das im Jahr 1919 gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als 1.600 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2021/2022 einen Gesamtumsatz von rund 170,9 Mio. EUR. Die Folgen der Coronapandemie und der damit einhergehenden gestörten Lieferketten, die allgemeine Kaufzurückhaltung, die hohe Inflation sowie Insolvenzen im Handel hätten laut Insolvenzverwalter den Schritt unausweichlich gemacht. Zur Röther-Gruppe gehören Modepark Röther und weitere Großhandels- und Immobilienunternehmen. Die Insolvenzanmeldung erfolgte im April 2023. Das Unternehmen wurde im Jahr 1972 gegründet und ist ein deutscher, familiengeführter, mittelständischer Modefilialist mit Sitz im baden-württembergischen Michelfeld. Modepark Röther führt 48 Filialen in zwölf deutschen Bundesländern und in Österreich. Darüber hinaus gehören zur Röther-Gruppe mehrere Großhandelsgesellschaften mit den Marken Haily’s, Zabaione, Timezone, SuZa und Ray. Die Röther-Gruppe beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter.
Viele Arbeitsplätze durch Verkauf gerettet
Nach Aussage der beiden Insolvenzverwalter bestünde nur für einige wenige Geschäftsbereiche des Modekonzerns Ahlers nach Vollzug des Kaufvertrags mit der Röther-Gruppe kein Bedarf mehr, weil diese Geschäftsbereiche nicht zur strategischen Ausrichtung der Röther-Gruppe passen. Durch einen „sozialverträglichen“ Abbau über eine Transfergesellschaft könnten rund 170 Arbeitsplätze der insolventen Ahlers-Gesellschaften erhalten werden. Zudem blieben 230 Arbeitsplätze bei dem Großteil der europäischen Tochtergesellschaften sowie 900 Arbeitsplätze bei der Tochtergesellschaft in Sri Lanka bestehen. „Hinter uns liegen äußerst arbeitsintensive Monate. Wir sind sehr froh, mit der Röther-Gruppe einen starken, strategisch orientierten und in der Modeindustrie erfahrenen Investor gefunden zu haben, der das traditionsreiche Unternehmen Ahlers erhält. Mein Dank gilt den Mitarbeitern, Handelskunden und Lieferanten, ohne deren Unterstützung die Voraussetzungen für eine Übertragung nicht zu schaffen gewesen wären“, so Dr. Bähr. „Die Übernahme von Ahlers nach sehr professionellen Verhandlungen ist ein strategischer Schritt zum Ausbau unserer Großhandelsaktivitäten. Auf die künftige Zusammenarbeit mit den erfahrenen Mitarbeitern in Herford, Europa und Sri Lanka sowie mit den Kunden und den Lieferanten blicken wir mit großer Zuversicht“, so Michael Röther, geschäftsführender Gesellschafter der Röther-Gruppe.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.
