Mittelstand und Private Equity

Erfahrungen und Einstellungen zueinander

Diesen Erkenntnissen zugrunde liegt eine Untersuchung, die auf persönlich geführten Interviews basiert. Die befragten regionalen Player sind alle Captive und Semi-Captive, sind also keine Private-Equity-Fonds, sondern haben alle einen oder wenige Eigentümer, was den Markt Baden-Württemberg sehr gut widerspiegelt. Die Identifikation der Interviewpartner erfolgte systematisch nach im Vorfeld festgelegten Kriterien und lieferte folgende wesentlichen Ergebnisse:

Der Kenntnisstand von Familienunternehmern zu Private Equity ist nach wie vor eher schlecht, allerdings in den vergangenen Jahren von Verbesserungstendenzen geprägt. Eine künftige Nutzung ist vorwiegend bei Wachstumsfinanzierungen und Nachfolgeregelungen denkbar. Familienunternehmer verbinden mit Beteiligungskapital die Einschränkung ihrer Unabhängigkeit und hohe Kosten. Vorbehalte lassen sich am ehesten über Transparenz, eine klare vertragliche Regelung und gelebte Partnerschaftlichkeit abbauen. Darüber hinaus ist den Familienunternehmern wichtig, dass der Private-Equity-Partner aus der Region kommt und erfolgreiche Referenzen vorweisen kann. Nahezu alle Befragten gingen von einem steigenden künftigen Bedarf für Private Equity aus.

Regionaler Private-Equity-Markt

Der Zugang zum baden-württembergischen Private-Equity-Markt wird als gut eingeschätzt. Die Informationsverfügbarkeit und die Chance auf Kapitalbereitstellung sind sehr hoch. Allerdings ist es überraschend, dass nur wenige Beteiligungsgesellschaften ihren Sitz in einem wirtschaftlich so starken Bundesland haben. Hier wird Nachholbedarf gesehen. Mittelständische Familienunternehmen erhalten Beteiligungen fast ausschließlich von regionalen oder nationalen Playern. Für internationale Gesellschaften oder gar Private-Equity-Fonds ist diese Zielgruppe aufgrund der geringen Investitionsgrößen kaum interessant. Die regionalen Beteiligungsgesellschaften sind in ihrem Auftreten sehr auf den Mittelstand ausgerichtet. Sie bieten vorwiegend Minderheitsgesellschaften und Mezzanine-Kapital an, weshalb auch die beschriebenen Zielkonflikte weniger stark ausgeprägt sind. Angebot und Nachfrage haben seit der Finanzkrise wieder zugenommen. Es gibt jedoch mehr Angebot als nachgefragt wird.

Fazit

Der Kenntnisstand von Familienunternehmern zu Beteiligungskapital sollte verbessert werden, um die teilweise unberechtigten Bedenken zu reduzieren. Informationen sind ein Erfolgsfaktor. Die steigende künftige Bedeutung von Private Equity für Familienunternehmen wird aufgrund der unsicheren Finanzierungssituation und Bankenabhängigkeit gesehen. Das mittelstandskonforme Angebot in Baden-Württemberg bietet zudem eine große Chance der Akzeptanz. Mit der Umsetzung der aufgezeigten Möglichkeiten des Vorbehaltsabbaus könnte die Nachfrage nach Private Equity steigen und so der Standort Baden-Württemberg weiter gestärkt werden.


Zu den Personen

Claudius Darge Prof. Dr. Christian MöbiusClaudius Darge (M.A.) ist Risikomanager für Firmenkreditengagements bei der Kreissparkasse Göppingen, Prof. Dr. Christian Möbius ist Professor für Finanzwirtschaft an der DHBW Karlsruhe und Lehrbeauftragter an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Stuttgart. www.dhbw.de

 

Autorenprofil

Claudius Darge (M.A.) ist Risikomanager für Firmenkreditengagements bei der Kreissparkasse Göppingen, Prof. Dr. Christian Möbius ist Professor für Finanzwirtschaft an der DHBW Karlsruhe und Lehrbeauftragter an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Stuttgart.

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