Die wirtschaftliche Lage im deutschen Mittelstand bleibt angespannt. Laut dem aktuellen Geschäftsklimaindex von Creditreform, der auf einer Umfrage unter mehr als 1.200 Unternehmen basiert, zeigt sich im Herbst 2025 lediglich ein minimaler Aufwärtstrend. Die wirtschaftliche Erholung bleibe damit schwach und ist von Unsicherheit geprägt. Trotz einer leichten Verbesserung der Geschäftserwartungen bleibt die Bewertung der aktuellen Lage durch die Unternehmen überwiegend negativ. Nach Einschätzung von Creditreform-Wirtschaftsforscher Patrik-Ludwig Hantzsch fehlt der Wirtschaft auch nach mehr als zwei Jahren Rezession ein entscheidender Impuls. Erst im kommenden Jahr sei wieder mit Wachstum zu rechnen – vor allem durch steigende Staatsausgaben. Wie nachhaltig dieser Effekt ausfalle, sei jedoch ungewiss.
Zaghafter Optimismus bei Investitionen
Der Erwartungsindex liegt aktuell bei plus 3,7 Punkten. Eine knappe Mehrheit der Unternehmen blickt damit wieder vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Auch die Investitionsbereitschaft ist leicht gestiegen: 43,5 % der Befragten planen derzeit Investitionen, im Vorjahr waren es 40,4 %. Nach Angaben von Creditreform bleibt das Niveau dennoch unter dem früherer Jahre. Hantzsch warnt, dass viele Unternehmen weiterhin zurückhaltend oder sogar pessimistisch seien. Eine anhaltende Stagnation sei daher nicht auszuschließen. Er betont, dass strukturelle Reformen wie wettbewerbsfähige Energiepreise und weniger Bürokratie notwendig seien, um Investitionen zu fördern.
Stellenabbau setzt sich fort
Die Beschäftigungslage im Mittelstand hat sich 2025 weiter verschlechtert. 17,6 % der Unternehmen haben laut Creditreform Personal abgebaut, während nur 15,3 % neue Stellen geschaffen haben. Der Abbau erfolgt laut Hantzsch zunehmend aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Zudem wirke sich der demografische Wandel negativ auf die Beschäftigtenzahlen aus. Die Ertragslage vieler Unternehmen bleibt schwach, was sich direkt auf die Eigenkapitalsituation auswirkt. Nach Angaben von Creditreform ist der Anteil der Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote unter 10 % auf 30,8 % gestiegen – der höchste Wert seit neun Jahren. Besonders betroffen seien Betriebe aus der Bauwirtschaft, dem Handel und der Industrie. Nur 33,1 % der Unternehmen verfügen über eine Eigenkapitalquote von über 30 %. Hantzsch warnt vor einem steigenden Insolvenzrisiko, sollte sich diese Entwicklung fortsetzen.
Zurückhaltung beim Einsatz von KI
Die Nutzung Künstlicher Intelligenz bleibt im Mittelstand begrenzt. Derzeit setzen 26,9 % der Unternehmen entsprechende Anwendungen ein, weitere 17,0 % planen deren Einführung. Eine Mehrheit von 55,4 % verzichtet bislang vollständig auf KI. Der Einsatz konzentriert sich auf Kundenservice, Marketing und Vertrieb, während Produktion und Logistik kaum betroffen sind. Die wichtigsten Hürden seien laut Creditreform fehlende Ressourcen, Know-how und Datenschutzbedenken. Nur 25,6 % der Unternehmen erwarten eine spürbare Entlastung beim Fachkräftemangel durch KI, lediglich 4,3 % zeigen sich gänzlich optimistisch.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.