Der nordrhein-westfälische Automobilzulieferer Winning BLW hat beim Amtsgericht Wuppertal einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen plant, sich im Rahmen eines Eigenverwaltungsverfahrens neu aufzustellen. Als Grund nannte die Geschäftsführung einen erheblichen Umsatzrückgang, der in den vergangenen Monaten nicht kompensiert werden konnte. Von der Insolvenz betroffen sind rund 500 Mitarbeiter an den Standorten Remscheid, Duisburg und Penzberg.
Nach Angaben des Unternehmens soll der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt fortgeführt werden. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind bis Ende des Jahres durch das Insolvenzgeld gesichert. Die Verantwortlichen sehen in der Insolvenz eine strategische Chance zur Restrukturierung und Anpassung an die veränderten Marktbedingungen. „Wir bedauern, diesen Schritt gehen zu müssen, sehen dies aber als Chance, uns neu aufstellen zu können“, erklärten die Geschäftsführer Roland Heller und Vedran Biljaka.
Lieferkettenprobleme als Krisenursache
Winning BLW stellt unter anderem Kegel- und Schalträder, Lenkritzel sowie Teile für Motoren, Getriebe- und Achsantriebe her. Diese Produkte sind vor allem für die Automobilindustrie bestimmt, die aktuell durch den Umstieg auf Elektromobilität und anhaltende Lieferkettenprobleme unter Druck steht. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als führender Zulieferer für komplexe Präzisionsschmiedeteile, sowohl für Pkw- und Lkw-Hersteller als auch für industrielle Anwendungen.
Unklar ist bislang, ob auch die zweite Gesellschaft des Unternehmens, die Winning BLW Management GmbH, ebenfalls Insolvenz anmelden muss. In dieser Gesellschaft sind rund 400 weitere Mitarbeiter beschäftigt. Auch sie arbeiten an den drei genannten Standorten. Eine Entscheidung hierzu steht noch aus. Der vorläufige Sachwalter Jens Schmidt und der Generalbevollmächtigte Jan Groß begleiten den Sanierungsprozess. Beide sollen sicherstellen, dass das Verfahren strukturiert abläuft und eine wirtschaftliche Perspektive für das Unternehmen geschaffen wird.
Herausforderungen in der Branche
Nach Einschätzung von Branchenbeobachtern ist die Insolvenz von Winning BLW Teil einer größeren Entwicklung innerhalb der Automobilzulieferindustrie. Viele Unternehmen kämpfen mit sinkender Nachfrage, steigendem Innovationsdruck und strukturellen Veränderungen in der Produktion. Der deutsche Automobilmarkt befindet sich im Umbruch, was auch etablierte Zulieferer wie Winning BLW zunehmend belastet.
Im Rahmen des Eigenverwaltungsverfahrens will sich Winning BLW neu positionieren. Eine mögliche strategische Neuausrichtung könnte die Entwicklung von Komponenten für Elektrofahrzeuge und die Integration digitaler Technologien in die Produktion umfassen. Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern und das Unternehmen auf ein stabiles Fundament zu stellen.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.
