Angeregte Diskussionen rund um das Social Entrepreneurship lieferten sich Experten bei den Unternehmergeschichten der Unternehmeredition. Mitveranstalter waren die gemeinnützige AfB, Handicap International und die Stiftung Pfennigparade.
Was ist der Unterschied zwischen einem Sozialunternehmen und einem klassischen Unternehmen? Wie kann eine Hilfsorganisation erfolgreich sein und eine gemeinnützige GmbH gutes Geld verdienen? Das waren die großen Fragen, die am 27. Mai im Rahmen der Unternehmergeschichten der Unternehmeredition bei der Stiftung Pfennigparade in München beantwortet wurden. Wo sonst, wenn nicht an diesem Ort, hätte der Abend einen besseren Rahmen finden können? Zur Stiftung Pfennigparade gehören mittlerweile 13 Tochtergesellschaften. Sie ist u.a. eines der größten Rehabilitationszentren in Deutschland, in der rund 3.500 Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten.
Drei Menschen mit Behinderung waren es auch, die den Abend einleiteten und erzählten, wie sie trotz ihres Handicaps einen Arbeitsalltag hoch professionell gestalten, als Künstler oder Informatiker arbeiten.
Was man mit großem Willen, viel Ehrgeiz und großem Herz erreichen kann, erläuterte Jean Baptiste Richardier, Präsident von Handicap international: Mit „Ärzte ohne Grenzen“ arbeitete er 1982 in einem Flüchtlingslager zwischen Thailand und Kambodscha, als in ihm die Idee reifte, eine Hilfsorganisation zu gründen. Mittlerweile ist Handicap International in 60 Ländern vertreten, um behinderte Menschen weltweit zu unterstützen.
Bei Paul Cvilak stand der soziale Gedanke zunächst nicht im Vordergrund. Eher einem glücklichen Umstand war es zu verdanken, dass er das Sozialunternehmen AfB vor zehn Jahren gründete. Von Green IT und CSR sprach damals noch niemand. Doch sukzessive baute er das Unternehmen auf. Die Hälfte seiner rund 200 Mitarbeiter ist behindert. Hauptsächlich bereitet AfB Daten von gespendeten IT-Anlagen auf, um diese dann weiter zu verkaufen. „Wir kalkulieren hart und unterscheiden uns hier nicht von anderen Unternehmen“, sagt Cvilak. Mit Sozialromantik habe das nichts zu tun.
Unter der Leitung von Markus Rieger, Vorstand der GoingPublic Media AG, zusammen mit Thomas Schiffelmann, Marketingleiter Deutschland bei Handicap International und dem Vorstand der Stiftung Pfennigparade, Dr. Jochen Walter, diskutierte Cvilak auf dem Podium über die unternehmerische Gesamtverantwortung. Klar war für alle, dass Unternehmen einen gesellschaftlichen Auftrag haben. Für Schiffelmann grenzen sich Sozialunternehmen jedoch dadurch ab, dass häufig ein Macher oder Gründer an der Spitze steht, der mit dem Herzen dabei ist. Den mittlerweile negativen Begriff „Gutmensch“ rückte dann Pfennigparade-Chef Walter wieder in ein besseres Licht. Denn wie schnell könne es passieren, dass sich die Zukunft eines Menschen durch ein Unglück von heute auf morgen schlagartig ändert. Und plötzlich ist man dann auf die Hilfe anderer angewiesen. Doch läuft auch bei sozialen Unternehmen nicht alles glatt. „Wir haben all die Probleme, die normale Unternehmen auch haben.“
Die Herausforderung der Inklusion dürfte allerdings nicht so groß sein. Mit Sicherheit ist der Umgang gesunder mit behinderten Menschen in einem Sozialunternehmen unkomplizierter als in anderen.