m:access wird 20 – und bleibt relevant

Jubiläumskonferenz diskutiert Kapitalmarktchancen für den Mittelstand

Foto: © GoingPublic Media AG

Am 2. Juli 2025 feierte die Börse München im Hotel Andaz in München das 20-jährige Bestehen ihres Mittelstandssegments „m:access“. Die Jubiläumskonferenz würdigte nicht nur zwei Dekaden erfolgreicher Kapitalmarktgeschichte, sondern bot auch tiefgehende Einblicke in aktuelle Herausforderungen und Chancen mittelständischer Börsenunternehmen. Im Mittelpunkt stand eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, begleitet von Unternehmenspräsentationen und einer Preisverleihung, die herausragende Leistungen würdigte.

Vor zwei Jahrzehnten entstand m:access als Antwort auf die wachsenden Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen nach einem kapitalmarktnahen, aber zugleich regulierungsfreundlichen Handelssegment. Im Interview mit der Unternehmeredition blicken die Initiatoren Marc Feiler und Rainer Wienke zurück: „Die Idee war, eine Börsenheimat zu schaffen, die auf Augenhöhe mit dem Mittelstand agiert – mit geringeren regulatorischen Hürden, aber hohem Transparenzanspruch.“ Das Modell war erfolgreich: Rund 70 Unternehmen nutzen heute m:access als Börsenplatz – Tendenz steigend.

Unternehmerstimmen: Zwischen Wachstum, Wandel und Widerstandskraft

Foto: © GoingPublic Media AG

Das Konferenzprogramm gab zahlreichen börsennotierten Mittelständlern eine Bühne. So präsentierte etwa die Baader Bank ihre starke Position als technologische Plattform für Wertpapier- und Bankdienstleistungen in Europa. „Wir wollen in jeder Marktphase leistungsfähig sein – wenn es volatil wird, muss unsere Plattform stehen“, betonte CEO Nico Baader.

 

Foto: © GoingPublic Media AG

Auch die Blue Cap AG zeigte sich mit Rückenwind: Trotz leichtem Umsatzrückgang verzeichnete das Beteiligungsunternehmen eine deutliche Margensteigerung. CEO Dr. Henning von Kottwitz lobte das Portfolio-Management: „In einem Seitwärtsmarkt profitabel zu bleiben, ist eine Leistung unserer Teams – das zeigt die Widerstandskraft unserer Beteiligungen.“

 

Foto: © GoingPublic Media AG

Die MS Industrie AG nutzte die Gelegenheit, ihre erfolgreiche Automatisierung und den strategischen Fokus auf die Lkw-Branche hervorzuheben. Vorstand Andreas Aufschnaiter (li. im Bild) verwies auf steigende Auftragsbestände und eine optimierte Bilanzstruktur nach dem Teilverkauf der Ultraschallsparte: „Wir investieren langfristig in Wertschöpfung – in Deutschland und den USA.“

 

Weitere eindrucksvolle Beiträge kamen u.a. von der Funkwerk AG, die mit ihrer Tochter Radionica Marktanteile in Osteuropa ausbaut, und der BHB Holding, die durch regionale Verwurzelung, starke Marken und eine neue High-End-Abfüllanlage überzeugt.

Podiumsdiskussion „20 Jahre m:access“

Foto: © GoingPublic Media AG

Den inhaltlichen Höhepunkt der Konferenz bildete die prominent besetzte Podiumsdiskussion „20 Jahre m:access“, die unter der Moderation von Johannes Stoffels (4investors) zentrale Fragen zur Zukunft des Segments und des Kapitalmarkts für KMU aufgriff. Das Podium war hochkarätig besetzt: Neben Stoffels diskutierten Dr. Andreas Aufschnaiter (MS Industrie AG), Adi Drotleff (Mensch und Maschine Software SE) sowie Nico Baader (Baader Bank).

Gemeinsam zogen sie eine Bilanz aus zwei Jahrzehnten Mittelstandsfinanzierung über m:access – und sparten dabei nicht mit klaren Worten zur aktuellen Lage.

Foto: © GoingPublic Media AG

Nico Baader, der seit Gründung zahlreiche Unternehmen an die Börse begleitet hat, würdigte die Vielfalt und Flexibilität des Segments: „m:access ist für viele Unternehmen die einzige realistische Börsenoption. Ohne dieses Segment wären viele Perlen vom Kapitalmarkt verschwunden.“ Gleichzeitig mahnte er mit Nachdruck die überbordende Regulatorik an: Der heutige IPO-Prozess sei überkomplex, teuer und zeitlich kaum planbar. „Wir reden von Prospekten mit 900 Seiten – das ist absurd. Der Mittelstand braucht Planungssicherheit, nicht mehr Paragrafen.“

Auch Dr. Andreas Aufschnaiter von der MS Industrie AG, deren Unternehmen 2023 von Frankfurt nach München gewechselt ist, betonte die Vorteile des M:access-Modells: „Wir haben das Segment bewusst gewählt – die Regulierung ist angemessen, das Reporting transparent, aber beherrschbar.“ Der Wechsel von IFRS auf HGB habe ihnen spürbare Entlastung gebracht, insbesondere in der Kommunikation mit Investoren und Banken. „Es braucht nicht 80 Seiten ESG-Bericht – sondern ein klares Bild vom Unternehmen.“

Foto: © GoingPublic Media AG

Besonders pointiert äußerte sich Adi Drotleff, CEO der Mensch und Maschine Software SE. Er sprach von einem gefährlichen Trend der Überregulierung: „Wenn Berlin und Brüssel so weitermachen, müssen wir uns über den Rückzug vom Kapitalmarkt nicht wundern. Der deutsche Markt leidet unter typisch deutscher Komplexität – das schreckt einfach ab.“ In seinem Unternehmen habe man rechtzeitig auf die rechtlichen Entwicklungen reagiert – inklusive Segmentwechsel und doppeltem Listing (München/Xetra) – um international sichtbar zu bleiben. „Was wir brauchen, ist keine zusätzliche Berichtspflicht, sondern ein funktionierender Markt.“

Die Diskussion nahm auch die strukturelle Investorenlücke in den Blick: Für Börsenkandidaten mit Marktkapitalisierungen zwischen 100 und 500 Millionen Euro fehle es schlicht an institutionellem Kapital. Baader machte deutlich: „In dieser Größenordnung sind wir in Deutschland fast blind. Ohne internationale Investoren ist da nichts zu holen – und die brauchen einfache Strukturen.“

Das Podium endete nicht ohne Visionen: Fünf Jahre nach dem 20. Jubiläum, so die Hoffnung, solle m:access mit deutlich mehr Unternehmen, besserer Sichtbarkeit und weniger Bürokratie in die Silberhochzeit gehen. Oder wie Baader es formulierte: „Nicht nur fünf Unternehmen mehr, sondern mal fünfmal mehr – das würde richtig Spaß machen.“

Preisverleihung: KumU-Journalistenpreis würdigt Kapitalmarktberichterstattung

Foto: © GoingPublic Media AG

Im Rahmen der Jubiläumskonferenz wurde zum siebten Mal der KumU-Journalistenpreis durch den Interessenverband Kapitalmarkt KMU verliehen. Mit dem Preis werden journalistische Arbeiten gewürdigt, die den Kapitalmarkt für kleine und mittlere Unternehmen verständlich und differenziert beleuchten. Ziel der Auszeichnung ist es, die Aufmerksamkeit für die besonderen Herausforderungen und Potenziale von Kapitalmarktzugängen für den Mittelstand zu erhöhen und das Thema einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Den ersten Platz belegten Oliver Bönig und Thomas G. Wunder mit ihrem Beitrag „Mittelstand und Kapitalmarkt: Vom Hidden Champion zum Börsen-Star?“ in AnlegerPlus. Auf den zweiten Platz kam Jan Klauth mit dem WELT-Artikel „6572 Euro aus dem Nichts? Wie ich die lukrative VL-Methode für mich entdeckte“. Den dritten Platz erhielt Eva Rathgeber für ihren Beitrag „Schott Pharma: Erfolgreicher Börsengang nach dem Carve-out“ in der Unternehmer Edition.

Zum krönenden Abschluss lud das Get-together in der M’Uniqo Rooftop Bar hoch über den Dächern Münchens zum entspannten Ausklang mit fantastischer Aussicht und anregenden Gesprächen ein.


Fazit: Kapitalmarktformat mit Zukunft – wenn die Rahmenbedingungen stimmen

Foto: © GoingPublic Media AG

Die Jubiläumskonferenz zeigte eindrucksvoll, dass m:access auch nach 20 Jahren ein relevanter Pfeiler für mittelständische Börsenunternehmen ist. Der Mix aus Dialog, Praxisbeispielen und kritischer Reflexion machte die Veranstaltung zu einem Forum für ehrliche Debatten. Und für die Erkenntnis, dass ein funktionierender Kapitalmarkt für den Mittelstand nicht nur wünschenswert, sondern essenziell ist – für Innovation, Beschäftigung und Wachstum in Deutschland. Wie ein Teilnehmer es formulierte: „Gute Unternehmen werden auch im m:access gefunden – aber wir müssen es ihnen leichter machen, dorthin zu kommen.“

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen.

Vorheriger ArtikelGlasmanufaktur Brandenburg wird saniert
Nächster ArtikelINTARIA und Moore schließen strategische Partnerschaft