Die wirtschaftliche Lage im Sommer 2025 ist geprägt von globalen Unsicherheiten. Besonders die neue US-Zollpolitik, der Krieg in der Ukraine sowie die anhaltenden geopolitischen Spannungen wirken sich massiv auf Lieferketten, Produktionskosten und Absatzmärkte aus. In ihrem aktuellen Restructuring Update Q2/2025 analysiert die KPMG die Folgen dieser Entwicklungen und zeigt auf, wie Unternehmen auf Veränderungen in Marktanforderungen und Rahmenbedingungen reagieren sollten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Handelskrieg als Weckruf: Risiken und Reaktionsmöglichkeiten
US-Präsident Donald Trump hat im April 2025 eine neue Zollpolitik eingeführt, die pauschale Basistarife sowie erhöhte länderspezifische Zölle vorsieht. Auch Exportbeschränkungen auf kritische Produkte wie Chips und seltene Erden verschärfen die Situation. Unternehmen sehen sich nun steigenden Rohstoffpreisen, Vorproduktknappheiten, Lieferkettenstörungen und Preisvolatilität gegenüber.
KPMG empfiehlt eine strukturierte Krisenfrüherkennung nach IDW ES16: Dazu gehören Szenarioplanungen, Sensitivitätsanalysen und konkrete Maßnahmen wie Vorratsaufbau, Lieferantenwechsel oder Nutzung von Freihandelszonen. CFOs und Geschäftsführungen sind nach StaRUG verpflichtet, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Die Automobilindustrie im Wandel: Transformation mit Folgen
Ein weiteres Fokusthema des Updates ist die tiefgreifende Transformation der Automobilindustrie. Während in Europa der Trend zur Elektromobilität deutlich Fahrt aufgenommen hat, hinken die USA hinterher. In China hingegen dominiert der Heimatmarkt mit innovativen, digitalen Fahrzeuglösungen zunehmend – europäische Hersteller verlieren an Bedeutung.
Für deutsche OEM und Zulieferer bedeutet dies: sinkende Absatzzahlen, Produktionsrückgänge, Investitionsbedarf bei gleichzeitigem Preisdruck. Einige große Player wie ZF und Bosch planen massive Stellenstreichungen. Der Mittelstand leidet besonders unter Insolvenzen und Kapazitätsengpässen. Dennoch zeigen sich erste erfolgreiche Reaktionen wie strategische Partnerschaften oder Fokussierung auf Nischenmärkte wie den Verbrenner-Aftermarket.
Deindustrialisierung in Deutschland: Realität oder Mythos?
Sinkende industrielle Beschäftigungszahlen und Produktionsrückgänge wecken die Sorge vor einer schleichenden Deindustrialisierung. Zwar ist der Anteil der Industrie an der Gesamtwirtschaft seit Jahrzehnten rückläufig – gleichzeitig steigt jedoch die Bruttowertschöpfung. Dies lässt sich durch wertigere Produkte, Hybridlösungen und eine verstärkte F&E in Deutschland erklären.
Dennoch gefährden hohe Energiepreise, Bürokratie, Fachkräftemangel und langsame Digitalisierung die Wettbewerbsfähigkeit. KPMG mahnt strukturelle Reformen an, um den Industriestandort zukunftsfähig zu machen – etwa durch Automatisierung, Digitalisierung und innovationsgetriebene Strategien.
Fixkostenbarriere als strategisches Dilemma
Angesichts anhaltender Umsatzrückgänge müssen Unternehmen prüfen, ob Preisanpassungen, Volumenakquisitionen oder Kapazitätsreduktionen helfen, wirtschaftlich zu bleiben. Eine zentrale Rolle spielt dabei die sogenannte Fixkostenbarriere – also der Punkt, unterhalb dessen keine wirtschaftliche Produktion mehr möglich ist.
KPMG empfiehlt ein gestuftes Vorgehen: Beginnend mit Preisanpassungen über Flexibilisierung der Kapazitäten (z. B. durch Leiharbeit oder Outsourcing) bis hin zur vollständigen Stilllegung von Produktionseinheiten, wenn keine wirtschaftliche Alternative mehr besteht. Eine detaillierte Analyse und Szenarioplanung ist unerlässlich, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Fazit: Proaktive Restrukturierung als Erfolgsfaktor
Die deutschen Unternehmen stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen – aber auch Chancen. Mit strukturiertem Vorgehen, frühzeitiger Krisenerkennung und entschlossener Strategieanpassung können sie nicht nur überleben, sondern gestärkt aus der Transformation hervorgehen. KPMG bietet hier fundierte Analysen, Handlungsempfehlungen und Begleitung auf dem Weg durch die Krise.