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Mit Algorithmen Kosten sparen

Im Einkauf kommt es schon lange nicht mehr nur auf den Teilepreis an. In komplexen Lieferketten entscheiden die Gesamtkosten darüber, ob ein Bauteil einfach nur billig oder wirklich günstig ist. Bei der Entscheidung hilft neuerdings Künstliche Intelligenz.

Die deutsche Industrie kauft bis zu 70 Prozent ihrer Wertschöpfung zu – in Form von Rohmaterialien, Bauteilen, Systemgruppen und Services. Der Einkauf managt die komplexe Supply Chain. Er bündelt Bedarfe, verhandelt Preise, qualifiziert Lieferanten und sorgt dafür, dass Zukaufteile verlässlich zur Verfügung stehen. Genau wie in anderen Bereichen hält die Digitalisierung auch in die Beschaffung Einzug. Bestellvorgänge lassen sich vom Auftrag bis zur Bezahlung bereits vollständig automatisieren. Handelsware lässt sich über digitale Kataloge und Online-Plattformen kostengünstig und effizient beschaffen. Preisverhandlungen für Commodities laufen über Robots und Online-Auktionen.

Immenser Hebel auf die Marge

Tatsächlich ist der Hebel immens, den der Einkauf auf Marge und Working Capital (Bestände) hat. Im Fokus steht zunächst der Materialpreis. Wer konsequent bündelt (hier gilt: keine Bestellung am Einkauf vorbei) und gut verhandelt, kann ansehnliche Ersparnisse erzielen. Die Voraussetzung dafür ist, Materialien zu Gruppen zusammenzufassen und Lieferanten zentral zu managen. Auch hierbei unterstützen Tools, die immer intelligenter werden und Einkäufern auch Entscheidungen abnehmen können.

Und das ist auch gut so. Denn je individueller die Produkte, je komplexer Bauteile und Lieferketten, desto weniger beeinflusst der reine Materialpreis die Gesamtkosten. Für Unternehmen, die in individuellen Nischen unterwegs sind, ist Kostensparen anspruchsvoll geworden.

Statt vordergründig an den falschen Stellen zu sparen, lautet die Frage: Stimmt unser Wertschöpfungs-Footprint? Wo liegt unsere Kernkompetenz? Was machen wir selbst, was kaufen wir zu? Doch der Alltag im Einkauf ist so schon anspruchsvoll genug. Nicht selten „löschen“ Einkäufer als Feuerwehrleute permanent Lieferengpässe. Auch um Lieferanten-Audits, Zertifikate und Qualitätsprobleme bei Lieferanten müssen Einkäufer sich kümmern.

Künstliche Intelligenz für den Einkauf

Es gibt eine Reihe recht neuer Tools, die beim Einkauf helfen, an den richtigen Stellen einzugreifen. Moderne Analytics- und Controlling-Lösungen für das Supply Chain Management generieren mittels künstlicher Intelligenz selbstständig Vorschläge zur Kostenreduktion auf Lieferanten- oder Materialebene und geben Hinweise zur Optimierung der Einkaufsprozesse.

Im Einkauf kommt es schon lange nicht mehr nur auf den Teilepreis an. In komplexen Lieferketten entscheiden die Gesamtkosten darüber, ob ein Bauteil einfach nur billig oder wirklich günstig ist. Bei der Entscheidung hilft neuerdings Künstliche Intelligenz.

Die Systeme analysieren Einkaufsdaten über Nacht und liefern am Morgen auf Knopfdruck Prognosen für Lieferrisiken und Einsparpotenziale. Verstehen kann man diese KI-Lösungen als intelligente Begleiter der Beschaffung. Die Algorithmen analysieren zum Beispiel Korrelationen von Mengen, Preisen und Losgrößen, optimieren Beschaffungsstrategien oder machen Handlungsvorschläge auf Basis von Grenzkostenbetrachtungen.

Selbstlernende Programme können ebenfalls Second Source-Optionen (an welchen Stellen macht es Sinn, alternative Lieferanten aufzubauen?) oder optimierte Maßnahmen zur Lieferantenqualifizierung vorschlagen. Die Systeme lernen nämlich aus den Erfolgen und Misserfolgen der Vergangenheit.

Einkäufer an Sprachassistent

Künstliche Intelligenz gleicht die Prozessdefizite aus, die den Einkauf daran hindern, wertschöpfend tätig zu werden. Die Vision ist folgende: Am Anfang des Arbeitstages fragt der Einkauf den Sprachassistenten: „Wie kann ich heute Kosten sparen?“ Die To-do-Liste, die der Mitarbeiter dann erhält, entstand in der Nacht vorher. Effektiver waren Effizienz- und Geldsparen noch nie. Die Mitarbeiter haben außerdem einen Zugewinn an Zeit und kreativen Phasen.

Fazit

Unternehmen kaufen bis zu 70 Prozent ihrer Wertschöpfung zu. Der Hebel, den der Einkauf auf die Marge hat, ist immens. Kosten alleine über den Teilepreis einzusparen ist aber zu kurz gedacht. Im Fokus stehen die Effizienz und Stabilität der gesamten Wertschöpfungskette. Bedacht werden müssen neben Preis und Timing auch Qualität und Lieferrisiken. Künstliche Intelligenz hilft, die wirklichen Kostenhebel zu finden und die richtigen Entscheidungen zu treffen.


Zur Person

Christopher Messina ist Geschäftsführer der Kloepfel Supply Group Holding und hat zehn Jahre Erfahrung im Executive- sowie im Operations-Management. Neben führenden Positionen in der Medizintechnik verantwortete er ebenfalls den Innenausbau von Kreuzfahrtschiffen sowie die Restrukturierung von großen Unternehmen.
www.kloepfel-group.com

 

 

 

 

 

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