Insolvenzen nehmen zu

Insolvenz
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Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im März 2023 um 13,2% gegenüber dem Vormonat gestiegen. Bereits im Februar hatte der Zuwachs bei mehr als 10% gelegen. Die Insolvenzstatistik bildet dabei nur die Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen. Eine einfache Betriebsschließung taucht in dieser amtlichen Statistik nicht auf. Die deutschen Amtsgerichte verzeichneten 20,2% mehr Insolvenzen als im Vorjahr. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den im Januar gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf knapp 2,3 Mrd. EUR. Die meisten Unternehmensinsolvenzen habe es im Baugewerbe sowie im Handel gegeben.

Normalisierung des Niveaus

Christoph Niering

„Der zuletzt deutliche Anstieg der Unternehmensinsolvenzen deutet im langjährigen Vergleich nur auf eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens hin. Dieses liegt aber schon lange auf niedrigem Niveau: Bereits vor der Coronapandemie ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen über ein Jahrzehnt kontinuierlich gesunken. Auch der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in einer speziellen Branche ist noch kein Hinweis darauf, dass sich die langfristige konjunkturelle Entwicklung in Deutschland insgesamt verschlechtert hätte“, erklärt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). Einerseits spüre besonders die Baubranche noch die gestiegenen Finanzierungskosten durch hohe Inflationsraten. Anderseits habe sich die Industriekonjunktur aufgrund der gesunkenen Energiepreise wieder verbessert.

Nach der Energiekrise ist vor der Energiekrise?

In Deutschland verbessert sich nach Aussage des Informationsdienstleisters Sentix die Lagebeurteilung im April zum sechsten Mal in Folge. Der befürchtete Energiegau sei glücklicherweise ausgeblieben, wenn auch zu immensen Kosten. Und mit dieser Politik scheine man in Deutschland fortfahren zu wollen. Am 15. April wurden die letzten Meiler vom Netz genommen, die rund 5-7% der täglichen Stromproduktion übernommen hatten. Die anhaltend negativen Konjunkturerwartungen der Anleger sind laut Sentix vielleicht auch ein Fingerzeig, dass damit die Frage der Energiesicherheit wohl nicht nachhaltig und positiv beantwortet ist.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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