Insolvenzen auf Rekordniveau

Insolvenz
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Deutschlands Wirtschaft befindet sich in einer prekären Lage: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen erreichte laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im März einen neuen Höhepunkt. Der Wert übertrifft nicht nur den Rekord des Vormonats, sondern liegt nun auch deutlich über dem Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre. Besonders betroffen seien große Arbeitgeber, deren Insolvenzen etwa 11.000 Arbeitsplätze gefährden. Diese Entwicklung werde durch den hohen Schuldenstand vieler Unternehmen, der durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Staatshilfen noch verschärft wurde, begünstigt.

Zahlen dürften wieder abflachen

Trotz der alarmierenden Zahlen gibt es Hoffnung: Frühindikatoren deuten darauf hin, dass der Anstieg der Insolvenzzahlen bald abflachen könnte. Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität, sieht einen “Silberstreif am Horizont”. Er erwartet, dass die Insolvenzzahlen ab Mai wieder leicht zurückgehen, obwohl sie noch einige Monate über dem Vor-Corona-Niveau bleiben dürften. Müller betont die Notwendigkeit von Insolvenzen für eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft, da sie den Weg für neue und tragfähige Geschäftsmodelle freimachen. Der Arbeitskräftemangel in vielen Branchen sei ein weiterer wichtiger Aspekt in der aktuellen Wirtschaftslage. Dieser Mangel sorge dafür, dass Beschäftigte aus insolventen Unternehmen relativ schnell eine neue Anstellung finden können, wodurch das Risiko langfristiger Arbeitslosigkeit und Einkommensverluste derzeit begrenzt ist.

IWH fordert Reaktion der Politik

Die IWH-Analyse zeige weiterhin, dass die Corona-Pandemie und die darauf folgenden staatlichen Hilfsmaßnahmen viele unproduktive Unternehmen künstlich am Leben gehalten hätten. Diese Unternehmen stünden nun vor großen Herausforderungen, da sie sich in einem schwierigeren Wirtschaftsumfeld behaupten müssen. Der Anstieg der Zinsen habe zudem viele Geschäftsmodelle, die auf niedrigen Zinsen basierten, ins Wanken gebracht. Die aktuellen Insolvenzzahlen verdeutlichen nach Ansicht des IWH die Dringlichkeit einer effektiven wirtschaftspolitischen Reaktion, um die Volkswirtschaft zu stabilisieren und eine gesunde Umstrukturierung des Marktes zu fördern. Trotz der schwierigen Lage würde der Arbeitskräftemangel Chancen für eine schnelle Wiedereingliederung der betroffenen Arbeitnehmer bieten und eine Anpassung der Wirtschaft an die veränderten Rahmenbedingungen ermöglichen.

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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