„Ich leite das Unternehmen seit 70 Jahren“

Er ist 90 Jahre alt und denkt noch lange nicht ans Aufhören: Otto Greither ist der vermutlich älteste Firmenchef Deutschlands. Als seine Mutter 1945 starb, übernahm er den Heilmittelhersteller Salus. Den hatte bereits sein Vater im Zuge der Reformbewegung zu einer lokalen Größe aufgebaut. Otto Greither expandierte, kaufte Firmen hinzu und startete den internationalen Vertrieb. Heute beschäftigt die Salus Gruppe knapp 400 Mitarbeiter und erwirtschaftet 100 Mio. Euro Umsatz. Wie man sich so lange fit hält, erklärt der Salus-Chef im Interview.

Also Sport und eine gesunde Lebensweise. Mit 90 Jahren steht aber doch irgendwann die Frage nach der Nachfolge im Raum. Was haben Sie hier für Pläne?

Mein Bruder hat fünf Kinder, ich selbst habe sechs und 14 Enkel. Ich habe zwei Kinder aus erster Ehe und vier aus zweiter Ehe. Es wird also eine familieninterne Lösung sein. Den Nachfolger habe ich schon aufgebaut.

Sie haben schon viele Auszeichnungen bekommen, für Ihr Lebenswerk und auch Ihr ökologisches Engagement. Was war für Sie die wichtigste?

Ich habe so viele erhalten, dass ich schon gar nicht mehr weiß für was. Zum Beispiel auch den Familienlöwen der CSU, wegen der sozialen Komponente in unserem Betrieb. Dabei haben wir die schon immer gepflegt. Nach dem Krieg waren wir zum Wiederaufbau auf alle Mitarbeiter angewiesen. Für mich war ganz klar, dass ich da nicht irgendwie abhebe, nur weil ich der Chef war. Für mich waren das eher Freunde, die mir geholfen haben.

Was bedeuten Ihnen dann solche Auszeichnungen?

Sie sind eine Bestätigung, dass das Engagement auch staatlich anerkannt wird. Ich habe es nicht nötig, nach außen zu zeigen, was für ein Kerl ich bin. (lacht)

 Wie hat sich diese Mitarbeiterbindung im Alltag gezeigt?

Ich habe immer versucht, Mitarbeiter so zu behandeln, wie ich selbst auch behandelt werden will. Das hat sich sehr bewährt. Ich habe dadurch viel Loyalität erfahren. Als wir zum Beispiel mal einen Brand hatten, wussten wir nicht, ob die Versicherung einspringt und wir die Löhne fortzahlen konnten. Die Mitarbeiter haben wie selbstverständlich zu mir gesagt, dass sie auch ohne Geld  arbeiten, notfalls auch samstags und sonntags. Es sei genauso ihre Firma wie meine. Das hat mich zu Tränen gerührt. Meine Familie und ich saßen dann mit am Verleseband und haben so lange mitgearbeitet, bis wir den Rückstand wieder aufgeholt hatten.

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