Verschiedene Exit-Strategien bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile, die gründlich abgewogen werden müssen. Durch eine sorgfältige Planung und Bewertung der verfügbaren Optionen können Investoren die Chancen eines erfolgreichen Exits erheblich erhöhen. Zugleich ist und bleibt der Exit-Prozess derzeit dennoch nicht selten ein steiniger Weg.
Der Ausstieg aus einem Private-Equity-Investment ist oft kompliziert, da zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden müssen. Investoren müssen die Marktbedingungen, die finanzielle Situation des Unternehmens und die Interessen der verschiedenen Stakeholder einbeziehen. Zudem können rechtliche und regulatorische Herausforderungen den Prozess weiter verkomplizieren.
Zentrales Problem: der Bewertungs-Gap
Ein zentrales Problem im aktuellen Marktumfeld ist der weiterhin bestehende Bewertungs-Gap. Während Verkäufer für gewöhnlich hohe Erwartungen an den Verkaufspreis haben, die oftmals auf das generell höhere Bewertungsniveau im Zeitpunkt des Einstiegs zurückzuführen sind, sind Käufer aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage und der gestiegenen Marktvolatilität derzeit vorsichtiger und bieten konservativere Preise. Obwohl externe Finanzierungen grundsätzlich verfügbar sind, sind die Zinsen seit 2022 deutlich gestiegen, was wesentlich zum Bewertungs-Gap beiträgt. Diese Diskrepanz kann den Exit-Prozess erheblich verzögern oder sogar gänzlich scheitern lassen.
Um den Bewertungs-Gap zu überwinden, bedarf es oft intensiver Verhandlungen und weitgehender Kompromisse. Verkäufer müssen oftmals dafür bereit sein, ihre Preisvorstellungen anzupassen oder Earn-out- und andere Kaufpreisanpassungen zu akzeptieren, um eine Transaktion überhaupt erst möglich zu machen.
Geopolitische Unsicherheiten
Unsicherheit und Volatilität der Marktbedingungen, geopolitische Unsicherheiten und Risiken – wie Handelskonflikte, politische Instabilität und regionale Spannungen – können Exit-Prozesse erheblich beeinflussen. Insbesondere Kriege, Zölle und dadurch ausgelöste Anpassungen in den Lieferketten stellen derzeit in zahlreichen Branchen schwer bis nicht überwindbare Herausforderungen dar. Sie beeinflussen die Kostenstruktur des Unternehmens erheblich, was dessen Bewertung wesentlich erschwert, insbesondere wenn sich diese Faktoren fast täglich verändern. Unternehmen werden deswegen oftmals deutlich konservativer bewertet oder es wird gänzlich Abstand von einem Erwerb genommen. Kann mangels Visibilität auf die operativen Auswirkungen kein nachhaltiger Business Plan erstellt werden, schauen zudem auch Kreditgeber deutlich selektiver auf die zu erwerbenden Unternehmen und führen eine vertiefte Due Diligence durch.
Investoren müssen sich der geopolitischen Risiken bewusst sein und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um deren Auswirkungen zu minimieren. Dazu gehört die Diversifizierung der Lieferketten, die Absicherung gegen politische Risiken und die Anpassung der Geschäftsstrategie an sich ändernde Rahmenbedingungen. Selbst wenn diese Faktoren genauestens überwacht werden, sind entsprechende Anpassungen aber oftmals mit erheblichem Aufwand verbunden und kurzfristig gar nicht umsetzbar.
Regulatorisches Umfeld
Auch das regulatorische Umfeld kann den angedachten Exit verzögern oder sogar gänzlich verhindern. Aktivitäten des Unternehmens, z.B. in sanktionierten oder sanktionsnahen Bereichen oder Territorien oder mit sanktionierten Parteien, lassen potentielle Käufer oftmals gänzlich Abstand von einem Erwerb nehmen. Dies gilt nicht nur, wenn Sanktionsverstöße zu befürchten sind oder nicht ausgeschlossen werden können, sondern teilweise auch – etwa aus Reputationsgründen – wenn die Aktivitäten im Einklang mit geltenden Gesetzen erfolgen.
Zu beachten ist zudem, dass regulatorische Änderungen kurzfristig auftreten und erhebliche Auswirkungen auf den Exit-Prozess haben können. Investoren sollten daher sicherstellen, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden, und regulatorische Entwicklungen regelmäßig überwachen und flexibel auf Änderungen reagieren.
Fehlende Exit-Readiness des Portfoliounternehmens
Die fehlende Exit-Readiness des Unternehmens kann oft zu einem Problem werden. Ein Unternehmen muss gut vorbereitet sein, bevor ein Exit-Prozess gestartet wird. Dies umfasst eine solide finanzielle Basis, eine klare Wachstumsstrategie und eine starke Führung. Es empfiehlt sich, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um das Unternehmen auf den Exit vorzubereiten. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Management und eine regelmäßige Überprüfung der Fortschritte sind hierfür entscheidend.
Auch das Marketing des Exits ist entscheidend für seinen Erfolg. Nicht selten binden Erwerber heutzutage schon ab dem Zeitpunkt des Einstiegs potentielle künftige Käufer ein, um sie an das Unternehmen zu binden und über dessen Entwicklung zu informieren, damit es im Zeitpunkt des Exits bereits eine Gruppe von potentiellen Käufern gibt, deren Due Diligence Aufwand reduziert wird und die Vermarktung der angestrebten Unternehmensbewertung optimiert wird.
Rechtliche Hindernisse und Fallstricke
Beim Ausstieg können zahlreiche rechtliche Hindernisse und Fallstricke lauern. Eine sorgfältige rechtliche Prüfung des Unternehmens im Vorfeld des Exit-Prozesses ist entscheidend, um entsprechende Probleme zu identifizieren und zu vermeiden oder jedenfalls zu minimieren. Diese werden einen Exit-Prozess zwar isoliert betrachtet üblicherweise nicht scheitern lassen, können aber in Zeiten, in denen Exit-Prozesse aufgrund des weiterhin bestehenden Bewertungs-Gaps, geopolitischer Unsicherheiten und Risken und eines schwierigen regulatorischen Umfelds ohnehin schon schwierig sind, das Fass schnell zum Überlaufen bringen und potentielle Käufer Abstand vom Erwerb nehmen lassen.
Finanzierungsstrukturen im Auge behalten
Komplizierte und nicht nachvollziehbare Finanzierungsstrukturen gehören heutzutage zum Alltag einer fehlenden Exit-Readiness. Gerade in Zeiten, in denen Unternehmen länger im Portfolio gehalten werden als ursprünglich geplant, kommt es nicht selten zu Pattsituationen bei Finanzierungen, gerade im Buy-and-Build Umfeld. Wenn der Leverage auf der operativen Ebene des Unternehmens zu hoch geworden ist, greifen Private Equity-Investoren auf alternative Finanzierungsstrukturen zurück (z.B. HoldCo PIK Finanzierungen) oder schaffen es gar nicht mehr, dem Unternehmen zusätzliches Fremdkapital zuzuführen, was spätestens während der Due Diligence des Käufers aufgedeckt wird und das Vertrauen erschüttert, wie Fremdkapitalgeber in Zukunft auf das Unternehmen schauen. Daher ist es entscheidend, schon frühzeitig die Kommunikation zu Kreditgebern zu pflegen und sich zusätzliche Freiräume im Einrichten von zusätzlichem Fremdkapital zu schaffen. Auch hier ist letztlich die Equity Story für die Kreditgeber von entscheidender Bedeutung.
Bedeutung von Kommunikation und Vertrauen
Eine klare und transparente Kommunikation sowie der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen und Respekt mit allen Stakeholdern sind von hoher Bedeutung bei PE-Exits. Alle Beteiligten müssen über den Exit-Prozess informiert sein und ihre Rolle verstehen. Investoren, Management und andere Beteiligte haben oft unterschiedliche Ziele und Erwartungen, welche zunächst vereinheitlicht werden müssen. Durch offene Kommunikation können Missverständnisse vermieden und eine reibungslose Zusammenarbeit gewährleistet werden. Gerade in Zeiten, in denen Exit-Prozesse ohnehin schon schwierig sind, gilt es, diesbezügliche Störfaktoren zu vermeiden.
Fazit
Der Ausstieg aus Beteiligungen stellt Private Equity-Investoren derzeit vor zahlreiche Herausforderungen. Exit-Prozesse sind derzeit oftmals komplex, zeitaufwendig und kostspielig. Es müssen häufig erhebliche Ressourcen und Zeit investiert werden, um unerwartete Hindernisse und Verzögerungen zu überwinden und Kompromisse zu schließen. Durch eine sorgfältige Planung und Vorbereitung und Bewertung der verfügbaren Optionen können die Chancen eines erfolgreichen Ausstiegs erheblich verbessert werden. Selbst mit der besten Vorbereitung ist ein erfolgreicher Exit derzeit aber häufig nicht gewährleistet und bleibt in manchen Branchen ohne ein erhebliches Maß an Flexibilität – insbesondere bei der Bewertung des Unternehmens – weiterhin oftmals sehr schwierig.