Das Münchner Verteidigungstechnologieunternehmen Helsing übernimmt den Flugzeughersteller Grob Aircraft SE mit Sitz in Tussenhausen. Die Akquisition erfolgt durch den Kauf der Anteile von der bisherigen Eigentümerin H3 Aerospace GmbH & Co. KG. Ziel der Übernahme ist der Ausbau der eigenen Fähigkeiten in der militärischen Luftfahrt und die engere Verzahnung von Künstlicher Intelligenz, Sensorik und Luftfahrtsystemen. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung. Über finanzielle Details wurde Stillschweigen vereinbart. Helsing entwickelt KI-basierte Systeme für militärische Anwendungen, darunter die Kampfdrohne HX-2, die in der Ukraine im Einsatz ist. Grob Aircraft bringt in die Partnerschaft bewährte Flugzeugplattformen aus leichten Verbundwerkstoffen und umfassende Expertise im militärischen Flugtraining ein. Das Unternehmen beschäftigt rund 275 Mitarbeitende und verfügt über einen firmeneigenen Flugplatz. Laut Unternehmensangaben werden Kunden in militärischen und zivilen Trainingsprogrammen weltweit beliefert.
Bereits in der Vergangenheit arbeiteten beide Firmen zusammen. Flugzeuge von Grob Aircraft dienten als Plattform für die von Helsing entwickelte KI-Software Cirra. Das System analysiert Bedrohungsszenarien in Echtzeit und unterstützt die elektronische Kampfführung. Diese erfolgreiche Kooperation soll durch die Übernahme nun in die Entwicklung integrierter Luftkampfsysteme überführt werden. Dabei soll Hardware, Software und KI aus einer Hand kommen und optimal aufeinander abgestimmt sein.
Technologischer Schulterschluss
Nach Angaben von Helsing verfolgt die Übernahme auch ein strategisches Ziel. Durch technologische Eigenständigkeit solle die Verteidigungsfähigkeit Europas gestärkt werden. Dr. Gundbert Scherf, Mitgründer und Co-CEO von Helsing, betonte: „Unsere Kompetenzen ergänzen sich perfekt, unsere Wachstumsambitionen sind deckungsgleich. Und wir sind beide absolut entschlossen, die Souveränität in Europas Verteidigungsindustrie zu stärken.“ Auch André Hiebeler, geschäftsführender Gesellschafter von Grob Aircraft, sieht großes Potenzial in der Partnerschaft: „Zusammen schaffen wir so eine einzigartige Kooperation, um Innovation in unserem Sektor ganz neu zu definieren.“ In Tussenhausen erwartet man durch die geplanten Investitionen neue Arbeitsplätze. Auch der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger begrüßte die Übernahme. Er sprach von einer vielversprechenden Verbindung aus Innovationsgeist und langjähriger Erfahrung.
Verteidigungsportfolio wächst weiter
Mit der Übernahme von Grob Aircraft baut Helsing seine Aktivitäten in der Luftfahrt aus. Neben der Drohne HX-2, die nach Unternehmensangaben resistent gegen elektronische Störungen sein soll, entwickelt Helsing auch KI-Systeme für See-, Land- und Weltraumoperationen. Zuletzt wurde ein KI-gestütztes Unterwassersystem vorgestellt. Die geplante Kombination aus den Luftfahrtfähigkeiten von Grob Aircraft und den Softwarelösungen von Helsing soll die Grundlage für neue Luftkampfsysteme bilden, die Europa unabhängiger von außereuropäischen Technologieanbietern machen sollen. Laut Wirtschaftsminister Aiwanger füge sich der Zusammenschluss in die Strategie der bayerischen Staatsregierung ein, Bayern als Innovationsstandort für Luft- und Raumfahrt sowie KI weiter zu stärken. Am Standort Tussenhausen könnten nach Einschätzung des Ministers zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Bayern sei mit dem HUB Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ein Vorreiter bei der Förderung solcher Unternehmensallianzen.