Webasto peilt Sanierung bis 2028 an

Der oberbayerische Automobilzulieferer Webasto befindet sich weiterhin in einem umfassenden Sanierungsprozess, der nach Angaben des Unternehmens bis zum Jahr 2028 abgeschlossen sein soll. Vorstandschef Jörg Buchheim betont, dass die im vergangenen Jahr gestartete Restrukturierung nach Plan verlaufe. Eine tragfähige Finanzierungslösung sei laut Buchheim „in Sicht“. Nach Angaben von Webasto lasten aktuell Verbindlichkeiten von mehr als einer Milliarde Euro auf dem Unternehmen. Buchheim, der das Amt des Vorstandsvorsitzenden im März von Holger Engelmann übernommen hatte, arbeitet gemeinsam mit dem Chief Restructuring Officer Johann Stohner von Alvarez & Marsal sowie dem Aufsichtsrat, den Eigentümern und den Finanzierungspartnern an einem Sanierungskonzept. Eine wichtige Zwischenetappe wurde mit der Verlängerung der bereits im Dezember abgeschlossenen Stabilisierungsvereinbarung erreicht. Diese Vereinbarung, ursprünglich bis Ende Mai 2025 befristet, gilt nun bis zum Sommer.

Liquiditätsbedarf in Millionenhöhe

Um die geplanten Maßnahmen umzusetzen, benötigt Webasto nach eigenen Angaben kurzfristig 200 Mio. EUR an zusätzlicher Liquidität. Im Gespräch mit BR24 erläuterte Buchheim, dass eine Treuhandlösung diskutiert werde. Dabei würden die Eigentümer ihre Anteile einem Treuhänder übertragen, während Banken im Gegenzug die notwendigen Mittel bereitstellen. Diese Lösung wäre laut Buchheim relativ schnell umsetzbar. Aufgrund des Drucks der Gläubiger dränge jedoch die Zeit. Wie das Unternehmen mitteilte, sank der Umsatz im Geschäftsjahr 2024 von 4,6 auf 4,3 Mrd. EUR. Konkrete Angaben zu Gewinn oder Verlust wurden nicht gemacht. Die Zahl der Beschäftigten weltweit reduzierte sich im gleichen Zeitraum von 16.600 auf 15.300. In Deutschland will Webasto im laufenden Jahr weitere 650 Stellen streichen. Bereits 2024 hatte der Zulieferer rund 1.300 Stellen weltweit abgebaut, unter anderem durch die Schließung zweier Werke in China.

Geopolitische Unsicherheiten

Die Situation bleibt nach Einschätzung des Unternehmens angespannt. Laut Buchheim sei Webasto zwar solide ins Jahr 2025 gestartet, ein vollständiger Turnaround erfordere jedoch weiterhin „erhebliche Anstrengungen“. Neben der volatilen Nachfrage belasten laut Buchheim auch geopolitische Spannungen, insbesondere handelspolitische Maßnahmen der USA und neue Wettbewerber aus China, die Geschäftsentwicklung erheblich. Trotz der Krise investiert Webasto in neue Produkte. Auf der Automesse in Shanghai präsentierte das Unternehmen neue Dachsysteme für Elektrofahrzeuge sowie Unterhaltungslösungen für die Fondpassagiere. Ziel sei es, den „Local for local“-Ansatz zu stärken. Entwicklung und Produktion sollen künftig näher an den jeweiligen Märkten erfolgen. Damit will sich Webasto flexibler auf lokale Kundenbedürfnisse einstellen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit sichern. Nach Einschätzung von CRO Stohner bestehe Einigkeit über die Zielrichtung der Sanierung. Gemeinsam mit allen Beteiligten arbeite man daran, bis Sommer 2025 eine dauerhafte Finanzierungslösung zu sichern. Das übergeordnete Ziel sei laut Buchheim, die Ertragskraft von Webasto wiederherzustellen und das Unternehmen für künftige Herausforderungen resilient aufzustellen. Die vollständige Umsetzung des Restrukturierungsplans soll bis 2028 abgeschlossen sein.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

Vorheriger ArtikelOliver Zeitler: „Man muss sich regelmäßig auf die Probe stellen“
Nächster ArtikelHelsing übernimmt Grob Aircraft