Gute Aussichten für Private Equity in Deutschland

Der Transaktionswert von Private-Equity-Deals in Deutschland ist deutlich gestiegen. Künftig rückt der Mittelstand in den Fokus. Das zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY.

Größeres Dealvolumen bei gleichbleibender Aktivität

Trotz der erheblichen Finanzmittel, die den Private-Equity-Häusern durch Beteiligungsverkäufe zuflossen (sie nahmen beim Verkauf von Beteiligungen insgesamt 13 Mrd. EUR ein), gab es bei den Neuinvestitionen nur relativ wenig Bewegung am Markt: Die Zahl der Deals lag mit 51 auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums (52). Der Wert der Transaktionen hingegen stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2012 dank einiger großer Transaktionen von 8,3 auf 9,4 Mrd. EUR. Weitere größere Private Equity Deals sind in der Pipeline, sodass das Jahr 2013 – gemessen am Transaktionswert – das stärkste Private-Equity-Jahr seit 2008 werden dürfte. Damals hatten Finanzinvestoren 15 Mrd. EUR in Deutschland investiert.

Deals im Mittelstand und bei Großunternehmen

Zu den großen Transaktionen zählten im ersten Halbjahr 2013 insbesondere die Übernahme von Springer Science durch BC Partners (3,3 Mrd. EUR), der Erwerb des Energiedienstleisters ista International durch CVC Partners (3,1 Mrd. EUR) sowie des Industriekeramikherstellers CeramTec durch Cinven (1,5 Mrd. EUR). Auch wenn diese großen Transaktionen in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit erfahren, ist die Landschaft insgesamt auch beeinflusst von zahlreichen mittelständisch geprägten Transaktionen. So fanden im ersten Halbjahr 2013 48 solcher Transaktionen statt (Vorjahreszeitraum: ebenfalls 48). Ihr Wert betrug 1,8 Mrd. EUR gegenüber 0,9 Mrd. EUR im Vorjahreszeitraum. Wie in der Vergangenheit konzentrieren sich Private-Equity-Investoren aus USA und Großbritannien sowie andere internationale Investoren im Wesentlichen auf große Transaktionen, während deutsche und andere europäische Private-Equity-Unternehmen sich stärker auf Transaktionen im Mittelstand fokussieren.

Bedeutung des Mittelstands nimmt weiter zu

Der Beitrag mittelständisch geprägter Transaktionen ist also nicht zu unterschätzen. Und die Bedeutung dieser Transaktionen wird weiter zunehmen, denn einerseits haben die Private-Equity-Fonds hohe Summen eingesammelt, die investiert werden wollen, andererseits fehlt es oft an großen Zielunternehmen, die verkaufen wollen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Identifikation von verkaufsbereiten Eigentümern in vielen Fällen schwierig ist. Finanzinvestoren werden also zwangsläufig mehr und mehr Investitionen in mittelständische Unternehmen in den Fokus nehmen. Eine nachhaltige und stärkere Fokussierung auf kleinere Transaktionen, auf die Hidden Champions des Mittelstandes erscheint jedenfalls geboten.

Hemmschuh Berührungsängste

An kaufbereiten Investoren mangelt es nicht, auch die Finanzierungsbedingungen für Private-Equity-Investitionen sind derzeit gut. Auch wenn die Fremdkapitalbeteiligungen deutlich niedriger sind als in den Jahren vor 2008, sind die Banken durchaus bereit und in der Lage, Private- Equity- Deals zu unterstützen, insbesondere bei robusten und nachhaltig erfolgreichen Zielunternehmen. Die Schwierigkeiten hierbei liegen wohl auch an den häufig noch verbreiteten Vorbehalten gegenüber Finanzinvestoren, obwohl es in der Vergangenheit zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Transaktionen gegeben hat.

Dabei sind die Vorbehalte in den allermeisten Fällen unbegründet. Denn nur selten greifen Finanzinvestoren in das tägliche operative Geschäft der Zielunternehmen ein, zumeist beschränken sie sich auf strategische Themen und die Besetzung in entsprechenden Gremien. Oft kooperieren Finanzinvestoren dabei auch mit ehemaligen Führungskräften aus der Branche, um das notwendige Industrie-Know-how zu gewährleisten. Ganz erheblich profitieren kann der Mittelstand von den Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung, den internationalen Kontakten und der umfangreichen Erfahrung der Finanzinvestoren bei der Erschließung neuer Märkte sowie von professionellen Expansionsstrategien oder der Umsetzung von Optimierungs- und Verbesserungsmaßnahmen.

Viele Finanzinvestoren setzen Schwerpunkte auf bestimmte Branchen, aber auch auf spezifische Unternehmenssituationen. Darüber hinaus haben sich viele Private-Equity-Häuser auf bestimmte Größenordnungen spezialisiert, so dass man für jede Größenordnung und jede Branche auch entsprechend kompetente Finanzinvestoren findet.

Fazit:
Die Bedeutung von Transaktionen im mittelständischen Umfeld wird weiter zunehmen, die Mittel hierfür stehen seitens der Investoren zur Verfügung. Es kommt für das mittelständisch geführte Unternehmen auf die Auswahl des richtigen Partners an, um am Ende des Investmenthorizonts einer Private-Equity-Investition eine für alle Stakeholder erfolgreiche Transaktion durchzuführen.

 

Autorenprofil

Tobias Hartung ist Partner bei EY.

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