Nachdem die Edelmetallbranche im vergangenen Jahr einen signifikanten Geschäftseinbruch erlitten hatte, wurde die Degussa Sonne/Mond Goldhandel GmbH unter dem neuen CEO Christian Rauch erfolgreich neu strukturiert.
Degussa im Wandel der Zeiten
Seit 6.000 Jahren spielen Gold und Silber in den meisten Hochkulturen eine wichtige Rolle, seit 2.000 Jahren auch als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel. Bis heute haben sie in der modernen Vermögensverwaltung ihren festen Platz bei der Zusammenstellung eines ausbalancierten Portfolios. Insbesondere Gold hat sich seit Jahrhunderten als stabile Anlage bewährt. Im Jahr 1873 wurde in Frankfurt am Main die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt (Degussa) ins Leben gerufen. Neben der Konzentration auf das Edelmetallgeschäft diversifizierte sie sich zu einem Anbieter von Industriechemikalien. Von 1988 bis 2002 war die Degussa im DAX vertreten. 2010 erwarb die Unternehmensgruppe August von Finck jr. die Markenrechte und gründete in München die Degussa Sonne/Mond Goldhandel GmbH. Nach seinem Tod 2021 wurde sein Sohn August François Mitglied des Verwaltungsrats. Mit mehr als 200 Mitarbeitern in derzeit 16 Niederlassungen in Deutschland und Europa gehört das Unternehmen zu den marktführenden bankenunabhängigen Edelmetallhändlern in Europa. Im März 2023 übernahm Christian Rauch die Geschäftsführung zu einem Zeitpunkt, als die Edelmetallbranche einen wirtschaftlichen signifikanten Geschäftseinbruch erlebte, und strukturierte das Unternehmen neu.
Unternehmeredition: Herr Rauch, warum sollten Anleger in Gold und Edelmetalle investieren?
Christian Rauch: Ein kurzer Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt: Seit November 2023 ist der Goldpreis um mehr als 38% gestiegen – im Jahr 2024 kletterte er von Allzeithoch zu Allzeithoch und steht heute bei über 2.500 EUR. Aktuelle Prognosen sehen auch für die Zukunft weitere Wertzuwächse. Und anders als bei Aktien oder Kryptowährungen können sich Investoren bei Edelmetallanlagen immer auf deren langfristigen Werterhalt verlassen. Für langfristig planende Investoren ist und bleibt die verlässliche Krisensicherheit das wesentliche Argument für diese Art der Kapitalanlage. Es ist also immer der richtige Moment, in Gold zu investieren.
Wie entwickeln sich Platin und Palladium, die Sie ja auch im Portfolio haben?
In der Tat sehen wir bei Platin, das als Edelmetall in der Solar- und Wasserstoffindustrie, derzeit aber vor allem in der Katalysatorenherstellung für Autos eine Rolle spielt, global hohe Bedarfe. Das gilt auch für das im Vergleich zu Platin noch etwas zähere und härtere Palladium. Als echte Alternative zum Anlageprodukt Gold würde ich die beiden Edelmetalle allerdings nicht bezeichnen. Nichtsdestoweniger bleiben sie als Industriemetalle weltweit begehrt und ein wertvoller Bestandteil eines langfristig ausgewogenen Anlageportfolios. Deshalb werden Sie Platinbarren und -münzen ganz sicher auch weiterhin im Degussa-Angebotssortiment vorfinden.
Ist der Ankauf und Handel mit weiteren Edelmetallen, beispielsweise aus seltenen Erden, geplant, die für die Industrie als Grundstoffe wichtig sind?
Nein, wir konzentrieren uns auf den Handel mit klassischen Barrenprodukten in Gold, Silber und Platin sowie Bullionmünzen internationaler Münzprägestätten. Dazu kommen zahlreiche Dienstleistungen rund um einen langfristig sicheren Vermögensschutz und -aufbau.
Welche Ziele haben Sie sich mit Ihrem Amtsantritt vorgenommen?
Internationalisierung, Digitalisierung, die konstante Erweiterung unseres Angebots von Produkten und Dienstleistungen sollen die zentralen Wachstumstreiber unseres Unternehmenserfolgs werden. Meine zentrale Aufgabe sehe ich darin, das physische Niederlassungsnetzwerk und den Ausbau der digitalen Kundenplattform mit seinem Dienstleistungspaket zu verschmelzen, emotional erlebbar und in dieser Kombination erfolgreich zu machen.
Welche Maßnahmen haben Sie dazu eingeleitet?
Parallel zur rasanten Preisentwicklung am Goldmarkt haben wir verschiedene Vertriebskampagnen ins Leben gerufen, die Anlegern die Investition in Gold nahebringen. Gleichzeitig haben wir in unseren digitalen Kommunikationskampagnen mit Finfluencern über die Chancen des Investments in Edelmetallanlagen aufgeklärt und im Herbst dieses Jahres den Degussa Goldsparplan aufgelegt, den wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern der Deutschen Bank und der Postbank anbieten.
Welche neuen Zielgruppen sollen damit angesprochen werden?
Vor allem jüngere Kunden. Im Zuge einer Befragung von 25- bis 34-Jährigen hat fast die Hälfte Gold in Form von Barren und Münzen. 23% davon wurden ererbt und 22% käuflich erworben. Mit dem von uns entwickelten Sparplan kann man schon ab 25 EUR monatlich in Gold investieren. Man sollte nicht sein ganzes Geld in Gold stecken, aber 10% bis 15% des Portfolios können es schon sein: Denn Gold ist mobil und überall auf der Welt liquidierbar und jederzeit in Geld zu tauschen.
Welche Möglichkeiten bieten sich für Unternehmer, ihr Vermögen mit Investments in Gold zu vermehren oder das Liquiditätsmanagement im Unternehmen zu verbessern?
Für Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch für institutionelle Investoren sind Anlagen in Edelmetalle, und insbesondere in Gold, hochgradig attraktiv. Grundsätzlich gilt: Der Kauf von Anlagegold ist steuerfrei. Für die Anlage in Edelmetalle und ein strategisches Liquiditätsmanagement sind mögliche Gewinne aus dem Verkauf von Münzen und Barren nach einer Haltefrist von einem Jahr kapitalertragsteuerfrei. Etwas komplizierter wird es, wenn Unternehmensvermögen in Form von Edelmetallen an die nachfolgende Generation weitergegeben werden soll. Hier gilt: Werden Edelmetalle vererbt, gelten für Eltern, Kinder und Enkel andere – in jedem Fall aber äußerst lukrative – Freibeträge als für Geschwister oder Freunde bei der Bemessung der Erbschaftsteuer.
Wie entwickeln sich die weiteren Bereiche rund um den Metallhandel wie Schließfachdienstleistungen und Logistik?
Unser Kunden können ihre Wertgegenstände – das betrifft neben Schmuck und andere Wertsachen auch Dokumente − wahlweise in einer unserer Niederlassungen im eigenen Schließfach deponieren oder mittel- und langfristig in unseren Wert- und Zollfreilagern hinterlegen. Dazu beraten wir Anleger jederzeit diskret und persönlich und nutzen hierzu unsere zwölf deutschen und vier internationalen Standorte in London, Madrid, Genf und Zürich. Darüber hinaus bieten uns unsere zentral gelegenen Standorte hervorragende Bedingungen zum persönlichen Austausch der Menschen vor Ort – und zum Erleben der Marke. Wir laden unsere Kunden zusammen mit interessanten Gästen aus Wirtschaft und Gesellschaft zu unseren regelmäßig stattfindenden Ausstellungen junger und zeitgenössischer Künstler ein. Damit sehen wir uns als Wegbereiter für junge Talente in der bildenden Kunst und Musik.
Stichwort: junge Talente. Sie haben mit dem Berliner Start-up Lab 2 im Rahmen einer Kooperation die Degussa Gold Card entwickelt. Wie profitieren Sie von der Zusammenarbeit mit Start-ups?
Wir haben die Card im Rahmen gemeinsam entwickelt, wobei es sich hier um ein Geschenkaccessoire zur Aufbewahrung von acht Mini-Goldbarren à 1 Gramm in der Größe einer Kreditkarte handelt. Sie ist seit Juni dieses Jahres verfügbar und trifft auf reges Interesse. Mit jungen Talenten zusammenzuarbeiten, deren Impulse aufzunehmen und Neues zu entwickeln, ist für uns aktive Zukunftsarbeit. Aktuell haben wir bereits mehrere Ideen, über die ich aber noch nicht sprechen kann.
Herr Rauch, vielen Dank für das gute Gespräch!
👉 Dieser Beitrag ist in der Unternehmeredition-Magazinausgabe 4/2024 mit Schwerpunkt “Unternehmervermögen” erschienen.
ZUR PERSON
Christian Rauch ist CEO der Degussa Sonne/Mond Goldhandel GmbH. Er verfügt über langjährige Erfahrung an der Spitze von Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt arbeitete zunächst fast zehn Jahre für die Sony Corporation in verschiedenen Funktionen von Marketing und Vertrieb. Danach war er ab 2009 bei Montblanc weltweiter Managing Director für die Business Units Schreibgeräte, Leder und Schmuck, bevor er 2014 CEO von Montblanc Italien wurde. Nach 20 Jahren in großen Konzernen wechselte Christian Rauch 2018 als CEO zur italienischen Luxus-Outdoor-Marke Unopiù.
Torsten Holler
Der Wirtschaftsjournalist Torsten Holler schreibt seit 1987 regelmäßig für renommierte Wirtschaftsmedien über verschiedenste Themen.
