Führungswechsel bei Webasto

Webasto tauscht den CEO aus: Jörg Buchheim übernimmt inmitten der Krise. Sanierung, Stellenabbau und Finanzlücke prägen die Zukunft.
Holger_Engelmann (li.) und Jörg Buchheim ©Webasto

er Autozulieferer Webasto tauscht mitten in einer finanziellen Krise seinen Vorstandschef aus. Jörg Buchheim, ein erfahrener Sanierungsexperte, übernimmt die Führung des traditionsreichen Familienunternehmens aus Stockdorf. Er löst Holger Engelmann ab, der vorzeitig aus seinem eigentlich bis Ende 2025 laufenden Vertrag ausscheidet. Mit dem Wechsel will das kriselnde Automotive-Unternehmen nach eigenen Angaben Stabilität in der Führung sichern, während die Restrukturierung weiter voranschreitet. Buchheim bringe umfassende Erfahrung in der Automobilzulieferindustrie mit. In der Vergangenheit leitete er das China-Geschäft des Lichtspezialisten Hella und führte den Schiebedachlieferanten Inalfa Roof Systems aus einer existenzbedrohenden Krise. Zuletzt war er CEO des norwegischen Automobilzulieferers Kongsberg Automotive, wo er ein umfassendes Transformationsprogramm umsetzte. Der Webasto-Aufsichtsrat sieht in Buchheim die richtige Führungspersönlichkeit für die anstehenden Herausforderungen. „Mit ihm gewinnen wir einen Experten für Transformationsprojekte, der Webasto wieder auf eine stabile Grundlage stellen soll“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Finanzielle Schieflage

Unter der bisherigen Führung geriet Webasto in eine wirtschaftliche Krise. Das Unternehmen erwirtschaftete 2024 einen Verlust von 195 Mio. EUR. Zudem belaufen sich die finanziellen Verbindlichkeiten mittlerweile auf über eine Milliarde Euro. Eine zentrale aktuelle Herausforderung ist die Schließung einer Finanzierungslücke von rund 200 Mio. EUR, die durch neue Investoren oder die Eigentümerfamilie gedeckt werden muss. Die Schwierigkeiten des Unternehmens sind auch auf externe Faktoren zurückzuführen. Besonders der Absatzeinbruch in China belastet das Geschäft, nachdem der Markt lange als Wachstumsstütze diente. Zeitweise erwirtschaftete Webasto dort fast 40%. Neben den allgemeinen Marktschwierigkeiten trugen unternehmerische Fehlschläge zur Krise bei. Besonders problematisch war ein verzögerter Produktionsanlauf in einem US-Werk. Zudem scheiterte der Versuch, mit Ladesäulen für Elektrofahrzeuge ein neues Geschäftsfeld zu erschließen.

Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet

Um die Lage zu stabilisieren, wurden bereits umfassende Sparmaßnahmen umgesetzt. Das Unternehmen schloss Werke und strich rund 1.600 Arbeitsplätze. Zudem wurde mit Johann Stohner ein erfahrener Restrukturierungsexperte in den Vorstand geholt. Trotz dieser Schritte bleibt der Druck hoch. Buchheim steht nun vor der Aufgabe, das Unternehmen finanziell zu stabilisieren und langfristig neu auszurichten. „Webasto ist ein traditionsreiches Unternehmen mit großem Potenzial“, sagte er in einem Presse-Statement. „Mein Ziel ist es, mit einer klaren Strategie die Transformation erfolgreich zu gestalten.“ Der Führungswechsel wird von Eigentümern und Aufsichtsrat als notwendiger Schritt gesehen. Mit der neuen Unternehmensspitze hofft Webasto, die Krise zu überwinden und langfristig wieder profitabel zu werden.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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