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Dynamisch in Ohio

Mit Lösungen für die Smart Factory hebt der IT-Spezialist Forcam die Produktivität seiner Firmenkunden auf ein höheres Niveau. Sein eigenes Geschäft forciert er über eine Niederlassung in den USA.

Manchmal dürfte sich Franz Gruber als halber Amerikaner fühlen. Seit 2014 verbringt der Chef des Smart-Factory-Spezialisten Forcam rund die Hälfte des Jahres im US-Bundesstaat Ohio. Das Ravensburger Unternehmen hilft Firmen rund um den Globus, ihre Produktivität zu steigern. Nirgendwo stößt dies auf so viel Interesse wie dort. „Die USA sind nach wie vor die weltweit führende Industrienation und durch unsere Niederlassung vor Ort können wir das enorme Potential für die Industrie 4.0 am besten nutzen“, sagt Gruber.

Revolutionäre Technologie für den Weltmarkt

Schon in der Entwicklungsphase hatte das Unternehmen den US-Markt für seine innovative Technologie zur digitalen Fabriksteuerung sondiert und 2014 die Tochtergesellschaft Forcam Inc. in Cincinnati gegründet. Zur Markteinführung 2016 war dann ein Team mit Vertrieb, Consulting, Service und Support vor Ort präsent. In den vergangenen Jahren begleitete die DH Capital des SAP-Gründers Dietmar Hopp die Ravensburger als strategischer Gesellschafter. Mittlerweile stößt Forcam mit seinem ganzheitlichen Ansatz, der Produktivitätssteigerungen von bis zu 40 Prozent ermöglicht, auf stark steigende Nachfrage. Kunden sind große deutsche und US-Konzerne genauso wie mittelständische Firmen. Das Marktforschungshaus ISG hat Forcam gerade zu den fünf Anbietern in Deutschland mit der besten Technologie für die Industrie 4.0 gekürt. „Die bei unseren Kunden erzielten Resultate und der schnelle Return on Investment, den wir ihnen bieten, sind zusammen mit unserer Technologieführerschaft die Basis für weiteres Wachstum“, so Gruber.

Zentrum im Vierstundenradius

Forcam hat den Schritt in die USA zunächst vor allem deshalb unternommen, weil Großkunden die Präsenz vor Ort gewünscht haben. Der Standort Cincinnati ist aber auch für die Realisierung der Wachstumsambitionen gut geeignet. Die Stadt liegt im Zentrum eines Vierstundenradius, der einen enormen Wirtschaftsraum umfasst. Von hier aus ist etwa die Hälfte aller Fertigungsstätten und Konsumenten der USA innerhalb einer LKW-Tagesreise erreichbar. Hinzu kommt: Rund 30 Prozent der Einwohner Ohios haben deutsche Wurzeln. „Das war bei der Aufnahme deutlich spürbar, wobei uns die Chamber of Commerce etwa auch bei der Erklärung der rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen gut unterstützt hat“, erzählt Gruber.

Mit Lösungen für die Smart Factory hebt der IT-Spezialist Forcam die Produktivität seiner Firmenkunden auf ein höheres Niveau. Sein eigenes Geschäft forciert er über eine Niederlassung in den USA.

Standortvorteile in Ohio

Er schätzt zudem das Netzwerk der mehr als 200 Hochschulen in Ohio, die für einen starken Pool qualifizierter Arbeitskräfte sorgen. „Die Wissenschaft unterstützt mit ihren Forschungsergebnissen auch die Etablierung moderner Technologie in der Wirtschaft, die ihrerseits für eine rege Nachfrage nach den Dienstleistungen des IT-Sektors sorgt“, berichtet Glenn

Software von Forcam: Mit ihr sollen Industrieunternehmen ihre Produktivität erhöhen.

Richardson von JobsOhio, der Non-Profit-Wirtschaftsförderung des Bundesstaats. Sie unterstützt Unternehmen bei der Gründung und Erweiterung ihres Geschäfts oder bei der Eröffnung einer Niederlassung. Diese stoßen auf eine starke wirtschaftliche Infrastruktur. So investierten Amazon und GE vor Kurzem etwa viel Geld in ihre IT. Auch die Automobilindustrie und die Chemie prägen den Standort. Der produzierende Sektor ist mit rund 700.000 Beschäftigten die Schlüsselindustrie des Landes. „Die fast 600 deutschen Unternehmen in Ohio können mit vielen anderen Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen zusammenarbeiten“, so Richardson. Unternehmen wie Bosch und Voith sind hier ebenso ansässig wie die Esslinger Festo Didactic, die das duale Ausbildungssystem für den amerikanischen Markt adaptiert.

Gut vernetzt

Nicht zuletzt lockt die gute Verkehrsanbindung. Dazu gehören das viertgrößte Interstate-Highway-System der USA, internationale Flughäfen und Air Cargo Terminals sowie zahlreiche Schienenwege und Containerhäfen. Das Wasserstraßennetz ermöglicht auch den Schwergütertransport in alle Regionen der USA bis hin zum Golf von Mexiko. Die Reise nach Ohio ist für Unternehmer wie den Forcam-Chef Gruber aber auch angesichts der prosperierenden US-Wirtschaft, die mit Raten von zwei bis drei Prozent wächst, derzeit besonders interessant. „Der Zuwachs in Ohio liegt sogar immer noch etwas über dem Durchschnitt“, erzählt Richardson.

Mit Lösungen für die Smart Factory hebt der IT-Spezialist Forcam die Produktivität seiner Firmenkunden auf ein höheres Niveau. Sein eigenes Geschäft forciert er über eine Niederlassung in den USA.

„Die USA besinnen sich wieder auf ihre industrielle Basis“

Interview mit Franz Gruber, Geschäftsführer, Forcam GmbH

Unternehmeredition: Was macht den US-Markt so interessant für Anbieter von Software-Plattformen für die Industrie 4.0?

Gruber: In den USA hat die Smart Factory einen hohen Stellenwert, auch weil man sich dort gerade wieder auf die Stärkung der industriellen Basis besinnt. Dieser gigantische Markt hat in unserem Geschäftsumfeld eindeutig die größte Bedeutung, und wir erwarten in den USA auch das stärkste Umsatzwachstum.

Was hat den Ausschlag für Ohio gegeben?

Grundsätzlich kommt für unsere Branche auch die Westküste infrage. Doch wer glaubt, mit den großen Playern im Silicon Valley konkurrieren zu können, irrt sich. Auch die Ostküste um Boston herum wäre eine Alternative gewesen. Letztlich haben uns aber das „Brain-Potential“ und die starke industrielle Infrastruktur von Ohio überzeugt. Wichtig war auch: Wie werden wir empfangen und unterstützt? Wie steht es mit der Anbindung an potentielle Abnehmer? Wir haben darauf in Ohio sehr positive Antworten gefunden.

Was kommt auf Unternehmer sowohl persönlich als auch finanziell mit der Gründung einer US-Niederlassung zu?

In den ersten beiden Jahren muss man mit einem beträchtlichen Investment für den Aufbau einer Tochtergesellschaft rechnen. Der Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens oder eine absolut verlässliche Führungsperson muss zudem bereit sein, viel Zeit vor Ort zu verbringen, und das auch mit der Familie besprechen. Er sollte zudem seine Wertvorstellungen aus Deutschland zurücklassen und bereit sein, sich auf die Kultur in den USA einzustellen.


Kuzrprofil FORCAM GmbH

Gründungsjahr 2001
Branche Produktionssoftware für die Industrie 4.0
Unternehmenssitz Ravensburg
Umsatz 2016
rund. 10 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 121

www.forcam.de

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