Wer sein Unternehmen verkaufen will, sollte Jahre vor dem Exit beginnen, die richtigen Weichen zu stellen. Bei einem Verkauf sind vielerlei Aspekte zu berücksichtigen. Dieser Beitrag konzentriert sich auf zwei Bereiche, die oft vernachlässigt werden und meist längere Vorbereitung erfordern: Immobilienstruktur und Digitalisierungsgrad. Ergänzend ist eine klare Strategie für künstliche Intelligenz entscheidend, denn sie beeinflusst Kaufpreis, Attraktivität und Transaktionssicherheit.
Ein Unternehmensverkauf beginnt nicht am Tag der ersten Verhandlungen, sondern lange zuvor. Er ist kein Sprint, sondern ein Marathon, bei dem jeder Schritt zählt und jede Entscheidung nachhaltige Wirkung entfaltet. Wer glaubt, dass allein die Bilanz überzeugt, irrt. Käufer achten längst nicht nur auf Zahlen, sondern genauso auf Strukturen, Zukunftsfähigkeit und Risikoprofile. Sie wollen erkennen, ob ein Unternehmen nicht nur heute funktioniert, sondern auch in den nächsten Jahren stabil bleibt und sich weiterentwickeln kann. Genau darin liegt die eigentliche Herausforderung: Ein Unternehmen, das unvorbereitet in den Verkaufsprozess geht, verschenkt enormes Potenzial, verliert wertvolle Zeit und riskiert empfindliche Preisabschläge. Wer hingegen frühzeitig ansetzt, gewinnt gleich mehrfach. Man
schafft Transparenz, erhöht den Kaufpreis, reduziert Risiken, erleichtert die Due Diligence und legt damit den Grundstein für einen wirklich erfolgreichen Exit, der mehr ist als ein bloßer Eigentümerwechsel, sondern der den Übergang in eine neue Wachstumsphase markiert.
Genau an dieser Stelle lohnt es sich, die einzelnen Stellhebel genauer zu betrachten. Vor allem Immobilien und Digitalisierung zeigen, wie stark sie den Unternehmenswert prägen können, wenn sie strategisch eingebettet sind.
Immobilien und Digitalisierung: zwei Seiten derselben Medaille
Immobilien und Digitalisierung sind heute untrennbar miteinander verbunden. Während Immobilien traditionell als feste Werte betrachtet werden, verleiht die Digitalisierung diesen Assets erst die notwendige Transparenz und Steuerbarkeit. Moderne Gebäudetechnik, Sensorik und digitale Verbrauchserfassung schaffen Effizienz im Betrieb und liefern zugleich Daten, die für Investoren unverzichtbar sind. Diese Informationen können in digitale Datenräume übertragen werden und ermöglichen Käufern eine schnelle und fundierte Bewertung.
Besonders interessant wird dieses Zusammenspiel, wenn Unternehmen auf ein sogenanntes Asset-light-Modell setzen. Dabei werden Immobilien bewusst aus der Bilanz genommen oder extern organisiert, um Kapitalbindung zu reduzieren und mehr Spielraum für Investitionen in digitale Infrastruktur zu schaffen. Diese Leichtgewichtigkeit in der Bilanz steigert die Flexibilität und erlaubt es, digitale Systeme schneller und konsequenter zu implementieren.
Um den richtigen Rahmen zu schaffen, stehen Unternehmen vor mehreren strategischen Optionen:
- Sale and Lease Back: Immobilien werden verkauft und langfristig zurückgemietet. So wird Liquidität freigesetzt, ohne den Standort aufzugeben.
- Trennung von Betriebs- und Immobiliengesellschaft: Besonders für Familienunternehmen ist dies häufig eine Lösung, um Risiken zu trennen, Erbschaftsfragen zu klären und klare Strukturen zu schaffen.
- Dokumentation und baulicher Zustand: Lückenlose Nachweise über Eigentum, Belastungen, Sanierungen oder Energieeffizienz erhöhen nicht nur den Wert, sondern reduzieren auch Unsicherheiten und Risiken für Käufer.
Diese Maßnahmen verdeutlichen, dass Immobilien nicht isoliert betrachtet werden sollten. Sie sind Teil einer umfassenden Unternehmensstrategie, bei der Digitalisierung und Bilanzstruktur eng zusammenwirken. Wer die Immobilie klug einbindet, macht sie vom reinen Standortfaktor zu einem echten Werttreiber. Immobilien schaffen Wert. Digitalisierung macht diesen Wert sichtbar, transparent und steuerbar.
Digitalisierung und KI: Werttreiber oder Verkaufshemmnis?
Digitalisierung ist längst ein entscheidender Werttreiber. Käufer erwarten skalierbare Systeme und sichere Strukturen. Gleichzeitig wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz zum Prüfstein. Unternehmen ohne klare KI-Strategie wirken heute unvollständig.
Um greifbar zu machen, welche Faktoren Investoren dabei besonders im Blick haben, lohnt es sich, die zentralen Handlungsfelder genauer zu betrachten:
- Digitale Reife: Moderne ERP-Systeme, automatisierte Prozesse und digitale Buchführung sind Standardanforderungen.
- Cybersicherheit und IT-Infrastruktur: Sicherheitslücken schrecken Investoren ab und können Kaufpreise drücken.
- Digitale Dokumentation und Datenräume: Wer sein Unternehmen für die Due Diligence vorbereitet, spart Zeit, reduziert Kosten und signalisiert Professionalität.
- Strategie für künstliche Intelligenz: Ob in Kundenprozessen, Produktion oder Reporting – eine klare Haltung zu KI wird zunehmend zur Grundvoraussetzung.
Ein Unternehmen ohne digitale Reife und ohne KI-Strategie wirkt wie ein Haus ohne Fundament: teuer in der Sanierung und riskant im Bestand.
Best Practices für Verkäufer
- Frühzeitig mit Immobilien, Digitalisierung und KI-Strategie beginnen.
- Klare Strukturen, saubere Nachweise und digitale Prozesse schaffen.
- Risiken identifizieren und aktiv beheben.
- Datenräume vorbereiten, um den Verkaufsprozess zu beschleunigen.
Checkliste:
- Klärung von Eigentums- und Mietverhältnissen
- Dokumentation von Bauten, Sanierungen, Energieeffizienz
- Implementierung von ERP und digitaler Buchführung
- IT-Sicherheit auf den Prüfstand stellen
- Aufbau eines virtuellen Datenraums
- Dokumentation und Kommunikation der KI-Strategie
Wer diese Punkte systematisch abarbeitet, schafft nicht nur Sicherheit für Käufer, sondern auch Geschwindigkeit im Transaktionsprozess. Vor allem aber signalisiert er, dass das Unternehmen zukunftsfähig und belastbar aufgestellt ist.
FAZIT
Ein erfolgreicher Exit hängt nicht allein von Umsatz oder Marktposition ab, sondern auch von Strukturen, die Vertrauen schaffen. Immobilien, Digitalisierung und eine klare KI-Strategie sind zentrale Hebel. Wer rechtzeitig handelt, steigert nicht nur den Unternehmenswert, sondern auch die Attraktivität für Käufer – und gewinnt im entscheidenden Moment Handlungsspielraum.
👉 Dieser Beitrag ist auch in der Magazinausgabe der Unternehmeredition 3/2025 erschienen.





