Auf einem Spielplatz ist die Welt noch in Ordnung – meistens zumindest. Sein ganzes Berufsleben mit Spielplätzen zu verbringen ist daher eine besonders spannende Aufgabe. Die SIK-Holzgestaltungs GmbH beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren erfolgreich mit Spielplätzen. Nun ist das Unternehmen in neue Hände übergegangen – begleitet und unterstützt von der BB/MBG Berlin-Brandenburg.
Die Keimzelle des Unternehmens liegt in einer kleinen Hinterhof-Werkstatt im Landkreis Teltow-Flämig – südlich von Berlin. Noch vor der Wende im Jahr 1988 gründeten Claudia und Klaus-Peter Gust einen Betrieb für das Holzbildhauerhandwerk. Bereits ein Jahr später gab es dann nach der deutschen Wiedervereinigung den Sprung in das kalte Wasser der freien Marktwirtschaft. Aus dem Einzelunternehmen des Holzbildhauermeisters ging dann die Firma SIK-Holzgestaltungs GmbH (SIK-Holz) hervor. Die Buchstaben im Namen standen für Spielplatzgestaltung, Innengestaltung und Kunsthandwerk. Die ersten geschäftlichen Schritte unternahm die Firma in der Region Berlin. Dabei wurden zwei kleinere Spielplätze als Referenz genutzt, um die Kunden zu überzeugen.
Holz ohne chemische Behandlung
Bei den außergewöhnlichen Entwürfen wurde von Anfang an auf heimische Hölzer gesetzt. Der Favorit der beiden Gründer war immer schon das Robinienholz, denn es ist das härteste und resistenteste Holz Europas. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass 85% des Robinienholzes in Deutschland im Bundesland Brandenburg wachsen – also quasi vor der Haustür. Die teilweise krummen und geschwungenen Stämme lassen sich zwar nicht zu klassischen Brettern verarbeiten, aber die individuellen Formen machen kreative Gestaltungen und Formen möglich. Außerdem ist das Holz sehr widerstandsfähig und muss nicht chemisch imprägniert werden – und damit ist es genau das richtige Material für große Themen-Kinderspielplätze.
Spielplätze in 19 Ländern verkauft
Die Entwürfe von SIK-Holz verbinden fantasievolle Skulpturen mit den klassischen Geräten eines Kinderspielplatzes. Kunsthandwerk und Holzbildhauerkunst machen die Kreationen zu echten Unikaten. Diese Besonderheit sprach sich ebenso schnell herum wie die Naturbelassenheit des Holzes und so bekam das junge Unternehmen immer mehr Anfragen und Bestellungen. Städte und Gemeinden stellen den größten Teil der Aufträge bei SIK-Holz für die Spielplätze – aber auch Wohnungsbaugesellschaften und Schulen gehören zu den Kunden. Das Wachstum des Unternehmens setzte sich kontinuierlich fort und im Jahr 1998 erfolgte dann erstmalig die Expansion ins Ausland.
Die ersten Kunden kamen aus Belgien, Niederlanden, Norwegen und Schweden. Diese ersten Schritte zur Internationalisierung wurden bereits durch die Bürgschaftsbank Brandenburg begleitet. Inzwischen exportiert SIK-Holz seine Spielplätze in 19 Länder – der Exportanteil liegt bei knapp 30%. Aus einem kleinen Handwerksbetrieb ist nun ein international agierendes Unternehmen mit heute 235 Mitarbeitern und fast 20 Mio. EUR Umsatz geworden. In der Produktion arbeiten vorwiegend Tischler, Zimmerleute und Holzbildhauer aber auch andere Gewerke. Und inzwischen ist SIK-Holz so stark gewachsen, dass das Robinienholz aus ganz Europa bezogen wird.
Zweiter Produktionsstandort in der Lausitz
Im Oktober 2001 stieß Marc Oelker als Projektkoordinator neu zum Unternehmen. Knapp sechs Jahre später übernahm er 25% der Geschäftsanteile des Unternehmens. In die folgende Periode fällt dann weiteres Wachstum bei SIK-Holz, denn in Welzow in der Lausitz wurde ein zweiter Produktionsstandort errichtet. Auf diesem Areal ist eine Spielplatzfabrik zur Herstellung von Stadt-, Spiel- und Freizeitmöbeln aus Holz entstanden. Hier werden in erster Linie Komponenten hergestellt und keine kompletten Spielplätze. Vor mehr als zwei Jahren begannen dann der Umbau und die Erweiterung der Umgestaltung der bisherigen Produktionsflächen in Niedergörsdorf. In der Zeit der Coronapandemie brach das Geschäft bei SIK zum Glück nicht sehr stark ein, denn die Kommunen hielten ihre Bestellungen aufrecht. Auf diese Weise konnten zahlreiche Projekte trotzdem bewältigt werden.
Entwicklung wie eine Streaming-Serie
“Unsere Firmengeschichte verläuft wie eine Streaming-Serie mit mehreren Staffeln – gerade hat das dritte Sequel begonnen“, erläutert Geschäftsführer Oelker. In der ersten Staffel habe es mit „einer Frau, einem Mann und einem Trabi“ begonnen bis dann schon ein großes Unternehmen entstand. Im zweiten Teil ab 2001 mit dem Einstieg von Oelker sei es um weiteres Wachstum und zugleich einen Aufbau von stabilen Strukturen gegangen. Nun unter neuer Leitung soll das Unternehmen weiterentwickelt und noch professioneller werden. Die vergangenen Jahre hätten auch gezeigt, dass man auf Krisen vorbereitet sein muss. Dafür soll auch die Personalentwicklung vorangetrieben werden.
Designpreis gewonnen
„Uns geht es in der Zukunft um ein qualitatives Wachstum und um weiterhin gute Projektleistungen“, kündigt Oelker an. Erst vor kurzer Zeit hat SIK-Holz den Designpreis Brandenburg in der Kategorie Produktdesign gewonnen für einen elf Meter hohen Storch – ein besonderes Spielgerät aus Robinienholz für das Algarve Shoppingcenter in Portugal. Mit solchen Leuchtturmprojekten sorgt das kreative Unternehmen weiter dafür, dass man im Gespräch bleibt und neue Interessenten gewinnt. In der Zukunft will Oelker mit seinem Team daran arbeiten, dass die Zielgruppen erweitert werden, indem alle Menschen – nicht nur Kinder – spielerisch im öffentlich im Raum abgeholt werden. Dazu soll es zukünftig auch ein Verschmelzen mit virtuellen Welten geben – in Form von Augmented Reality. So können Spielgeräte von SIK mittels Handy mit ganzen neuen Umgebungen kombiniert werden, um eine neue Form des Erlebens zu ermöglich. Auf diese Weise lässt sich ein neuer Kundenkreis ansprechen und das Erlebnis auf den Spielgeräten wird noch einmal deutlich erweitert.
Viele Projekte mit der MBG Berlin Brandenburg
Zwanzig Jahre nach seinem ersten Tag bei SIK-Holz ist Oelker nun in die Fußstapfen des Gründerpaares Claudia und Klaus-Peter Gust getreten. Er übernahm weitere Anteile der Firma und ist nun mit 60% der größte Gesellschafter und zudem Geschäftsführer. Die beiden Töchter der Unternehmensgründer halten zusammen weitere 40% und arbeiten ebenfalls bei SIK-Holz mit. Den besonderen Werdegang des erfolgreichen Unternehmens haben seit vielen Jahren die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg GmbH (MBG BB) und die Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH begleitet. Zwischen den Jahren 2006 und 2021 gab es in Summe ein Dutzend stille Beteiligungen und Bürgschaften für SIK-Holz. „Wir haben hier eine sehr erfolgreiche und gewachsene Beziehung. Wir kennen uns sehr gut und da fällt die Zusammenarbeit entsprechend leicht“, erklärt dazu Michael Maurer, Leiter des Beteiligungsbereiches der MBG BB. In wenigen Monaten wird bei SIK-Holz das 35-jährige Firmenjubiläum gefeiert und sicher werden auch Pläne geschmiedet für neue Projekte und eine weitere Entwicklung des Unternehmens.
Kurzprofil SIK-Holzgestaltungs GmbH
Gründung: 1988
Branche: Freizeitindustrie, Bau von Spielplätzen
Unternehmenssitz: Niedergörsdorf/Land Brandenburg
Umsatz 2022: 19 Mio EUR
Mitarbeiterzahl: 230
www.sik-holz.de
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.
