Finanzierung in Zeiten der Krise

Anleihen als attraktive Alternative


BU: Die Bewertungen von Kapitalmarktexperten und Familienunternehmen über die Zukunftsfähigkeit der verschiedenen Finanzierungsquellen fallen sehr unterschiedlich aus.

Diversifizierung der Finanzierungsquellen

Gerade für größere Unternehmen, die Wachstumsphasen finanzieren wollen, ist Diversifizierung der Finanzierungsquellen auf lange Sicht unerlässlich. Eine aktuelle Studie der Stiftung Familienunternehmen zur „Kapitalmarktfähigkeit von Familienunternehmen“ zeigt, dass Familienunternehmen vor allem Anleihen als attraktiv einschätzen. Darauf hat sich der Markt eingerichtet. Sechs Börsen haben einen Platz für Mittelstandsanleihen etabliert. Stuttgart war in dieser Hinsicht „first mover“ mit Bondm. Auch der Schuldschein könnte laut der Studie zukünftig eine signifikante Bedeutung haben, denn er weist einige Charakteristika auf, die vielen Familienunternehmen entgegenkommen: weitgehend bekannter Investorenkreis, relativ geringe Vorbereitungszeit, schlanke Dokumentation sowie weniger restriktive Anforderungen an Rechnungslegung und Publizität.

Private Equity mit Zukunft

Die Diskussion um Private Equity wird sicherlich noch immer durch die Metapher der Heuschrecke überschattet. Tatsächlich gibt es einen grundsätzlichen unterschiedlichen Ansatz und eine grundverschiedene Kultur vieler Private-Equity-Investoren und Familienunternehmen. So sind Familienunternehmen an Langfristigkeit und Unabhängigkeit sowie auf den Erhalt eines Unternehmens ausgerichtet, welches sie an die nachfolgende Generation weitergeben. Viele Private-Equity-Investoren hingegen werden über kurzfristige Gewinnmaximierung und Renditeerwartungen von 20% wahrgenommen. Finanzbeteiligungen bei Boss, Märklin, Bavaria Yacht oder dem Autozulieferer Edscha sind nach wie vor präsent.
Trotzdem hat die Studie unserer Stiftung gezeigt, dass es bei Familienunternehmen durchaus gute Erfahrungen mit Private Equity gibt, insbesondere mit Private Equity als Minderheitsgesellschafter mit einer klaren Exit-Strategie. So wissen Familienunternehmer durchaus auch die Vorteile einer „Ehe auf Zeit“ zu schätzen: die Professionalisierung der Unternehmensführung, die Verbesserung der Kapitalstruktur, die externe Expertise zur Vorbereitung eines Börsengangs oder die Möglichkeit, bei Problemen im Gesellschafterkreis auf einen neutralen Gesellschafter als Moderator zugreifen zu können.

Fazit
Tatsächlich wird die komplette Klaviatur der Eigen- und Fremdkapitalbeschaffung in Zukunft vermehrt bespielt werden. Sicherlich auch deshalb, weil zunehmend junge, weltoffene Unternehmernachfolger neuen Finanzierungsalternativen über den Kapitalmarkt aufgeschlossener gegenüberstehen, als es noch ihre Väter taten. Unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche Nutzung des Kapitalmarktes ist und bleibt die Bereitschaft zur Öffnung des Unternehmens und zur Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit ebenso wie die gezielte Kommunikation mit Investoren. Auch hier ist ein Umdenken der nachfolgenden Generationen festzustellen.


Zur Person
Stefan Heidbreder ist Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen. Zu den Zielen der Stiftung zählen die Förderung des Austausches von Familienunternehmern, die Unterstützung von Forschungsaktivitäten und -institutionen sowie die Verbesserung der Wahrnehmung und Akzeptanz der Familienunternehmen in Politik und Öffentlichkeit. www.familienunternehmen.de

Autorenprofil

Stefan Heidbreder ist Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen. Zu den Zielen der Stiftung zählen die Förderung des Austausches von Familienunternehmern, die Unterstützung von Forschungsaktivitäten und -institutionen sowie die Verbesserung der Wahrnehmung und Akzeptanz der Familienunternehmen in Politik und Öffentlichkeit. www.familienunternehmen.de

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