Familienunternehmen Riepe kann weiter wachsen

Erfolgreiche Unternehmensnachfolge mit Unterstützung der NRW.Bank

Die Riepe GmbH & Co. KG hat mit dem Fonds der Beteiligungsgesellschaft Pinova Capital einen neuen Mehrheitsgesellschafter gewonnen.
Das Team der Riepe GmbH & Co. KG vor dem Firmensitz in Bünde. Foto: © Riepe

Die Riepe GmbH & Co. KG, ein führender Anbieter von Sprühsystemen und chemischen Produkten für die Holzverarbeitung, hat mit dem Fonds der Beteiligungsgesellschaft Pinova Capital einen neuen Mehrheitsgesellschafter gewonnen. Im Rahmen der Unternehmensnachfolge hat außerdem die NRW.Bank gemeinsam mit BIP Capital Partners Anteile an Riepe übernommen. Diese Beteiligung stellt einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung von Riepe dar und sichert das langfristige Wachstum des Unternehmens. Mit Frank Rave und Ulrich Schmidt haben sich zudem zwei Manager am Unternehmen beteiligt, die den Wachstumskurs der nächsten Jahre prägen werden.

Seit der Gründung im Jahr 1982 hat sich die Riepe GmbH & Co. KG als Spezialist für die Entwicklung und Produktion von Sprühsystemen sowie chemischen Lösungen für die holzverarbeitende Industrie etabliert. „Das Unternehmen kombiniert innovative Technologie mit maßgeschneiderten chemischen Formulierungen, um eine gleichmäßige Benetzung zu gewährleisten und die Qualität bekanteter Holzwerkstoffe zu optimieren“, erklärt Frank Rave, für den Bereich Einkauf und Produktion zuständiger Geschäftsführer bei Riepe. Ein zentrales Merkmal der Riepe-Lösungen sei die Möglichkeit, auf kostenintensive manuelle Reinigungsprozesse zu verzichten.

Die Riepe GmbH & Co. KG hat mit dem Fonds der Beteiligungsgesellschaft Pinova Capital einen neuen Mehrheitsgesellschafter gewonnen.
Riepe-Systeme ermöglichen eine präzise Anwendung von Trenn- und Reinigungsmitteln. Foto: © Riepe

Riepe wurde vor mehr als 40 Jahren von Hans-Egon Riepe und Bernd Riepe gegründet. Das Unternehmen mit Sitz in Bünde beschäftigt aktuell rund 30 Mitarbeiter. Die Kundenstruktur von Riepe umfasst sowohl holzverarbeitende Industriebetriebe als auch das Handwerk. „Nahezu alle Großanbieter für Kantenbearbeitungsmaschinen gehören zum festen Kundenstamm“, so Ulrich Schmidt, für den Vertrieb verantwortlicher Geschäftsführer bei Riepe. Besonders die Entwicklung elektronischer Sprühsysteme markierte einen bedeutenden Fortschritt für die Firma. Diese Systeme ermöglichen eine präzise und effiziente Anwendung von Trenn- und Reinigungsmitteln und verbesserten damit nachhaltig die Produktionsprozesse in der Möbelindustrie.

Erste Kontaktaufnahme bereits 2012

Herbert Seggewiß; Foto: © Pinova

Der Kontakt zwischen der Inhaberfamilie von Riepe und der Investmentgesellschaft Pinova Capital bestand bereits seit 2012. Schon damals wurde über eine mögliche Unternehmensnachfolgelösung gesprochen. Obwohl das Thema in einem ersten Schritt nicht weiterverfolgt wurde, blieb der Austausch zwischen den beiden Partnern immer weiter bestehen. Über die Jahre hinweg entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis, das schließlich 2022 zu konkreten Verhandlungen führte. „Die Eigentümerfamilie und das langjährige Management von Riepe sahen zu diesem Zeitpunkt in der Partnerschaft eine Chance, die Innovationskraft des Unternehmens weiter auszubauen, das Wachstum zu beschleunigen und die internationale Expansion zu forcieren“, erinnert sich Herbert Seggewiß, Partner bei Pinova Capital.

Die Entscheidung zur Beteiligung fiel gemeinsam durch die Eigentümerfamilie, konkret Bernd, Angelika und René Riepe, und das langjährige Management des Unternehmens. Man entschloss sich bei der Umsetzung für eine Management-Buy-out-(MBO)-Lösung. Laut Pinova Capital als Investor hätten mehrere Faktoren für das Unternehmen Riepe gesprochen: eine hohe Planungssicherheit, das kontinuierliche Wachstum sowie die Krisenresistenz des Unternehmens. Besonders die starke zweite Führungsebene überzeugte in den Gesprächen. Ein wesentlicher Bestandteil der Finanzierungslösung war die Übernahme weiterer Anteile durch die Co-Investoren NRW.Bank und BIP Capital Partners.

Strukturierter Übergangsprozess sichert Stabilität

Die Unternehmensnachfolge wurde von allen Beteiligten sorgfältig geplant und umgesetzt. Zunächst wurde eine detaillierte Analyse der Unternehmensstruktur und der zukünftigen Potenziale durchgeführt. Anschließend folgte die Konzeption einer strategischen Neuausrichtung, die sich an langfristigen Wachstumszielen orientiert und deren Umsetzung nun konsequent umgesetzt wird. Trotz des Eigentümerwechsels bleibt die operative Verantwortung weiterhin in den Händen der bestehenden Geschäftsführung. Diese Kontinuität sorgte für Stabilität bei Mitarbeitern, Kunden und Partnern. Ein wichtiger Bestandteil des Übergangsprozesses war eine transparente Kommunikation mit den Beschäftigten, um Vertrauen zu schaffen und den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten. „Die enge Zusammenarbeit zwischen Riepe und Pinova Capital hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Übernahme durch den von Pinova verwalteten Fonds erfolgreich verlaufen ist. Die gemeinsamen Zielsetzungen und die offene Kommunikation erhöhten die Akzeptanz der neuen Gesellschafter“, so Seggewiß.

Internationale Expansion und Innovationsstrategie

Mit der Unterstützung des neuen Investors verfolgt Riepe eine klare Wachstumsstrategie, die sich auf die Weiterentwicklung bestehender Produkte und Vertriebsgebiete sowie Erschließung neuer Märkte in Asien und Südamerika konzentriert. Innovation und Nachhaltigkeit spielen dabei eine zentrale Rolle. Ein Beispiel für die Innovationskraft von Riepe ist das neu entwickelte Bürstensystem „Texture Finish“. Dieses ermöglicht erstmals die industrielle Verarbeitung strukturierter Oberflächen auf Kantenbearbeitungsmaschinen. Besonders bemerkenswert ist, dass die neuen Bürsten auf nahezu allen am Markt befindlichen Aggregaten eingesetzt werden können, wodurch Kunden mit minimalem Investitionsaufwand eine deutliche Qualitätserhöhung erzielen. Ein weiterer Meilenstein für Riepe war die Expansion der Produktionskapazitäten im September 2024. Durch die Anmietung von zusätzlichen 4.500 Quadratmetern Büro- und Produktionsfläche auf einem Nachbargrundstück wurden neue Möglichkeiten zur Erweiterung des Produktportfolios geschaffen. Zudem wurde eine neue Abfüllanlage speziell für Kleingebinde bis zwei Liter angeschafft, um den steigenden Marktanforderungen gerecht zu werden.

Langfristige Stabilität gesichert

Obwohl die Möbelkonjunktur durch steigende Zinsen, sinkende Investitionen und verändertes Konsumverhalten herausgefordert ist, sieht Pinova Capital die langfristige Stabilität von Riepe gesichert. Die weltweite Präsenz und die Unverzichtbarkeit der Produktpalette für die Kunden des Unternehmens sorgen für eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen. Ein international zusammengesetzter Beirat wurde etabliert, um als strategischer Sparringspartner für die Geschäftsführung von Riepe zu fungieren. Ziel ist es, das Unternehmen durch gezielte Produktinnovationen und eine verstärkte globale Marktdurchdringung weiter zu stärken.


Kurzprofil: 

Riepe GmbH & Co. KG

Gründungsjahr: 1982

Branche: Sprühsysteme

Unternehmenssitz: Bünde

Mitarbeiterzahl: 30

https://www.riepe.eu/


„Wir wollen die Innovationskraft voranbringen“

Interview mit Claudia Köppe, Abteilungsleiterin, NRW.Bank Eigenkapitalfinanzierungen

Unternehmeredition: Wie war die Kooperation bei dieser Nachfolgelösung?

Claudia Köppe; Foto: NRW.Bank

Claudia Köppe: Die Zusammenarbeit mit dem Mehrheitsgesellschafter Pinova Capital war bereits bei der Geschäftsanbahnung vertrauensvoll, partnerschaftlich und freundschaftlich. Regelmäßige Strategiegespräche sowie vierteljährliche Treffen im Gesellschafterkreis und im Beirat stellen sicher, dass alle Beteiligten eng abgestimmt bleiben und die Unternehmensentwicklung gemeinsam vorantreiben.

Welche Rolle spielt die NRW.Bank bei solchen Transaktionen?

Die NRW.Bank beteiligt sich als öffentliche Förderbank für Nordrhein-Westfalen an Firmen, die den Wirtschaftsstandort festigen, Standorte und Arbeitsplätze sichern und Entwicklungsperspektiven aufweisen. Wir können Mezzaninekapital zur Verfügung stellen oder uns direkt beteiligen. Damit leisten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung des neuen Unternehmens. Wir investieren in Unternehmensnachfolgen oder in Wachstumssituationen. Das Engagement in Riepe lässt sich in beide Kategorien einordnen. Wir werden das Unternehmen gemeinsam mit Pinova und BIP Capital voranbringen und das Management hierbei nach besten Kräften unterstützen.

Wie groß ist aktuell die Nachfrage nach Eigenkapitalbeteiligungen bei Ihnen?

Die mittelständische Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen steht aktuell vor großen konjunkturellen und demografischen Herausforderungen. Als NRW.Bank tun wir alles dafür, die Innovationskraft in NRW voranzubringen. Finanzielle Unterstützung mit Eigenkapitalangeboten für Transformationsprozesse, Wachstum und Nachfolgesituationen gehören genauso dazu wie das Angebot von Beratungs- und Netzwerkformaten. Das wirtschaftliche Umfeld wirkt sich belastend auf die Eigenkapitalpolster der Unternehmen aus. Gleichzeitig erfordern die klimaneutrale und digitale Transformation sowie die drängende Unternehmensnachfolge entschlossenes Handeln. Wir erwarten daher trotz unverändert niedriger Investitionsneigung eine steigende Nachfrage nach Eigenkapitalbeteiligungen.

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Alexander Görbing.

👉 Diese Fallstudie ist auch in der Unternehmeredition 1/2025 mit Schwerpunkt “Unternehmensnachfolge” erschienen.

Autorenprofil
Alexander Görbing

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelÜbergabe mit Weitblick
Nächster ArtikelKI findet zunehmend Akzeptanz in KMU