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„Familie und Unternehmen sind eine unverzichtbare Einheit“

Unter dem Motto „Plugs for the world“ sieht sich Mennekes Elektrotechnik mit einem Jahresumsatz über 100 Mio. EUR als weltweit führenden Hersteller industriell genormter Steckvorrichtungen. Das Unternehmen aus dem Sauerland beschäftigt über 900 Mitarbeiter, davon ein Drittel in Deutschland, und ist in 90 Ländern präsent. Im Interview spricht Geschäftsführer Walter Mennekes über den Nachfolgeprozess, die Geschäftsentwicklung und das Potenzial im Bereich Elektromobilität.

Unternehmeredition: Herr Mennekes, Sie sind der Sohn des Firmengründers Aloys Mennekes, 2010 feierte Ihr Unternehmen 75-jähriges Jubiläum. Wie wichtig ist für Sie die Einheit von Familie und Unternehmen?


Mennekes:
Diese Einheit ist für mich absolut unverzichtbar. Sie ist es aber erst dann, wenn das Wissen um die Angewiesenheit aufeinander bei beiden vorhanden ist. Wenn das Unternehmen nicht nur Business, sondern Lebenssinn ist, Wertvorstellungen widerspiegelt und sich als eine große solidarische Familie begreift. Denn Werte wie Solidarität, Loyalität, Eigenverantwortung und Anstand sind das Fundament, in Generationen zu denken und sich konsequent mit innovativen Produkten als Marke zu behaupten und damit in die Branchen- bzw. Markenführerschaft hinein zu wachsen. Wenn es schließlich bei alledem gelingt, mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben – dann sind für mich Familie und Unternehmen eine unverzichtbare und starke Einheit, die so leicht nichts umwirft.

Unternehmeredition: Ihr Sohn Christopher trat 2007 ins Unternehmen ein und ist seit April 2011 neben Ihnen Teil der vierköpfigen Geschäftsführung. Was waren bisher die wichtigsten Meilensteine des Nachfolgeprozesses? Wie ist die aktuelle „Aufgabenverteilung“?

Mennekes:
Christopher hat sich gründlich auf die Aufgabe vorbereitet. Nach Abitur, Bundeswehr und BWL-Studium folgte zunächst ein zweijähriges Traineeprogramm bei ABB/Busch-Jaeger im In- und Ausland, um Erfahrungen zu sammeln. Er hat dann bei unserer (damals schwächelnden) Firmentochter in England Führungsaufgaben übernommen und dort in unternehmerischer Eigenverantwortung seine ersten Feuerproben bestanden. Inzwischen hat er unsere weltweit operierende Unternehmensgruppe in all ihren Standorten, Verzweigungen, spezifischen Ambitionen und Problemlagen gründlich kennen gelernt, kann das Verschiedene aufeinander beziehen und hat klare Vorstellungen davon, wie es weitergehen soll. Damit sind nicht nur in unserem Führungsquartett die Aufgaben klar verteilt, sondern es ist gewährleistet, dass auch zwischen Vater und Sohn die Aufgaben voneinander abgegrenzt sind. Das ist, solange ich noch im Unternehmen tätig bin, wichtig. Ein sich daraus ergebendes Set von beiderseits zu respektierenden Verabredungen bietet eine gute Voraussetzung für eine spannungsfreie Zusammenarbeit. Klar ist auch, dass Christopher dann, wenn ich aufhöre, vollends meine Zuständigkeiten übernimmt.

Unternehmeredition: Viele Kinder aus Familienunternehmen überlegen lange, ob sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten oder nicht. Wann war für Sie klar, dass Ihr Sohn das Unternehmen weiterführen möchte und der Aufgabe gewachsen ist?

Mennekes:
Das lässt sich natürlich nicht am Datum festmachen. Der erste und vielleicht wichtigste Schritt in Richtung auf meine Nachfolge war Christophers Entscheidung für das BWL-Studium. Damit war zwar noch nichts entschieden, aber eine Basis geschaffen.
Für mich war das insofern ein Signal, weil er mit der BWL sich auch gegen die systematische Ausbildung seiner anderen Neigungen und Interessen entschieden hatte. Mit dem Studium und danach hat sich Christopher zunehmend mit meiner Nachfolge als seiner beruflichen Perspektive vertraut gemacht und sich mit ihr angefreundet. Er ist dann, bewusst und aus eigenem Willen, in die Aufgabe hineingewachsen. Kurz und gut: Er will es, er kann es und er ist im Führungsteam und bei allen, die es angeht, längst respektiert und akzeptiert, ja willkommen. Besser konnte es nicht laufen. Klar, es geht auch bei diesem Wechsel um Tradition, um Familientradition. Das ist ja nicht nur ein Wort. Tradition wird gerade in Zeiten sich überschlagenden Wandels ein knappes und ein kostbares Gut. Für unser Unternehmen ist Tradition der Kompass und das stabile Fundament für die Zukunft. Es geht auch bei diesem Generationenwechsel darum, die bald 80-jährige Erfolgsgeschichte unseres Unternehmens fortzusetzen – am besten durch optimales Wachstum, es geht dabei um fast tausend Arbeitsplätze und es geht auch um die Zukunft unseres guten Markennamens. Ich bin mir sicher, dass Christopher sich für diesen beruflichen Weg unter anderem auch im Respekt vor unserer Tradition entschieden hat.

Unternehmeredition: Wo birgt der Generationswechsel das größte Konfliktpotenzial und wie lässt es sich Ihrer Erfahrung nach am besten entschärfen?

Mennekes:
Die Frage unterstellt, als gehöre der Generationenkonflikt unausweichlich zu einem solchen Stabwechsel. Das trifft aber nicht zu, zumindest nicht bei uns. Zwar gibt es zwischen mir als dem Älteren und dem Jüngeren Unterschiede, auch Gegensätzliches, z.B. in konkreten Einzelfragen der strategischen Ausrichtung des Geschäftsmodells oder auch in der Alltagspraxis eines unterschiedlich akzentuierten Führungsstils. Solche Differenzen gibt es allein deshalb, weil Christopher in einer anderen Welt, sagen wir mal in einer digitalisierten und globalisierten Welt erwachsen geworden ist und in ihr unternehmerisch zu denken gelernt hat.
Trotzdem: Es geht nicht ums „Entschärfen“. Es geht ums Gestalten. Es geht darum, solche Unterschiede produktiv zu machen. Für mich gilt überdies: Zu viel Harmonie macht dumm, und Unterschiede machen noch keinen Konflikt. In unserem Fall auch deshalb nicht, weil Vater und Sohn zusammenhalten, zumal sie beide als waschechte Sauerländer fest auf einem gemeinsamen Wertefundament stehen. Deshalb: In Grundfragen der Lebensorientierung bzw. des unternehmerischen Denkens gibt es zwischen uns zwar unterschiedliche Auffassungen, aber deshalb noch kein vorprogrammiertes „Konfliktpotenzial“. Das wiederum ist eine wunderbare Voraussetzung dafür, dass wir nicht die Rollen Seniorchef und Juniorchef spielen, sondern uns wechselseitig als Partner anerkennen. Wir beide wissen überdies, dass Kontroversen nicht vom Teufel sind, sondern dazugehören, ja, dass durch sie Ideen erst zünden und Entscheidungen kalkulierbar werden. Genauso wichtig ist, und zwar losgelöst von Alter und Erfahrung, dass wir beide in der Überzeugung übereinstimmen, dass Vertrauen der Kitt ist, der alles zusammenhält, und dass Vertrauen nur aus Vertrauen entstehen kann.

Unternehmeredition: Wie ist die aktuelle Geschäftsentwicklung und wie schätzen Sie die Aussichten für das Jahr 2012 ein?

Mennekes:
Die Elektroindustrie geht nach einem Rekordjahr mit 8% Umsatzwachstum voller Optimismus in das Jahr 2012. Solchen Optimismus teilen wir. Sollten sich allerdings die düsteren Prognosen einiger Institute bestätigen, sind unsere Markenprodukte stark genug, sich zu behaupten und möglichen Konjunktureinbrüchen zu widerstehen.

Unternehmeredition: Welches Potenzial sehen Sie für Ihr Unternehmen im Zukunftsmarkt der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität?

Mennekes:
Wir haben schon in den 90ern fest daran geglaubt, dass Elektromobilität nur mit einer völlig anderen innovativen elektrotechnischen Infrastruktur möglich sein wird und dass sie als neuer Leitsektor unser traditionelles Geschäftsmodell optimal ergänzen könnte.
Ergo haben wir strategiekonsequent Ladestationen – also Ladesäulen sowie die dazugehörigen Verbindungskabel samt den multifunktionalen Steckvorrichtungen – bis zur Marktreife entwickelt. Inzwischen ist zwar auch die Konkurrenz wach und stark geworden, aber wir sind ein gefragter System-Partner, unsere Produkte sind offiziell als alltagstauglich geprüft und zertifiziert, gelten als prototypisch und werden deshalb z.B. in Brüssel als Norm für ganz Europa gehandelt. Über fünfzig neue Mitarbeiter sind inzwischen für diese Produktion eingestellt, eine neue Fertigungshalle ist erworben und den Return on Investment haben wir inzwischen erreicht. Kurzum: Es macht sich. 2012 kann kommen. Wir blicken zuversichtlich nach vorn.

Unternehmeredition: Herr Mennekes, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de


Zur Person: Walter Mennekes
Walter Mennekes ist Geschäftsführender Gesellschafter der Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG (www.mennekes.de) mit Hauptsitz in Kirchhundem im Sauerland und Familienunternehmer in zweiter Generation.

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