„Familie und Unternehmen sind eine unverzichtbare Einheit“

Unternehmeredition: Wo birgt der Generationswechsel das größte Konfliktpotenzial und wie lässt es sich Ihrer Erfahrung nach am besten entschärfen?

Mennekes:
Die Frage unterstellt, als gehöre der Generationenkonflikt unausweichlich zu einem solchen Stabwechsel. Das trifft aber nicht zu, zumindest nicht bei uns. Zwar gibt es zwischen mir als dem Älteren und dem Jüngeren Unterschiede, auch Gegensätzliches, z.B. in konkreten Einzelfragen der strategischen Ausrichtung des Geschäftsmodells oder auch in der Alltagspraxis eines unterschiedlich akzentuierten Führungsstils. Solche Differenzen gibt es allein deshalb, weil Christopher in einer anderen Welt, sagen wir mal in einer digitalisierten und globalisierten Welt erwachsen geworden ist und in ihr unternehmerisch zu denken gelernt hat.
Trotzdem: Es geht nicht ums „Entschärfen“. Es geht ums Gestalten. Es geht darum, solche Unterschiede produktiv zu machen. Für mich gilt überdies: Zu viel Harmonie macht dumm, und Unterschiede machen noch keinen Konflikt. In unserem Fall auch deshalb nicht, weil Vater und Sohn zusammenhalten, zumal sie beide als waschechte Sauerländer fest auf einem gemeinsamen Wertefundament stehen. Deshalb: In Grundfragen der Lebensorientierung bzw. des unternehmerischen Denkens gibt es zwischen uns zwar unterschiedliche Auffassungen, aber deshalb noch kein vorprogrammiertes „Konfliktpotenzial“. Das wiederum ist eine wunderbare Voraussetzung dafür, dass wir nicht die Rollen Seniorchef und Juniorchef spielen, sondern uns wechselseitig als Partner anerkennen. Wir beide wissen überdies, dass Kontroversen nicht vom Teufel sind, sondern dazugehören, ja, dass durch sie Ideen erst zünden und Entscheidungen kalkulierbar werden. Genauso wichtig ist, und zwar losgelöst von Alter und Erfahrung, dass wir beide in der Überzeugung übereinstimmen, dass Vertrauen der Kitt ist, der alles zusammenhält, und dass Vertrauen nur aus Vertrauen entstehen kann.

Unternehmeredition: Wie ist die aktuelle Geschäftsentwicklung und wie schätzen Sie die Aussichten für das Jahr 2012 ein?

Mennekes:
Die Elektroindustrie geht nach einem Rekordjahr mit 8% Umsatzwachstum voller Optimismus in das Jahr 2012. Solchen Optimismus teilen wir. Sollten sich allerdings die düsteren Prognosen einiger Institute bestätigen, sind unsere Markenprodukte stark genug, sich zu behaupten und möglichen Konjunktureinbrüchen zu widerstehen.

Unternehmeredition: Welches Potenzial sehen Sie für Ihr Unternehmen im Zukunftsmarkt der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität?

Mennekes:
Wir haben schon in den 90ern fest daran geglaubt, dass Elektromobilität nur mit einer völlig anderen innovativen elektrotechnischen Infrastruktur möglich sein wird und dass sie als neuer Leitsektor unser traditionelles Geschäftsmodell optimal ergänzen könnte.
Ergo haben wir strategiekonsequent Ladestationen – also Ladesäulen sowie die dazugehörigen Verbindungskabel samt den multifunktionalen Steckvorrichtungen – bis zur Marktreife entwickelt. Inzwischen ist zwar auch die Konkurrenz wach und stark geworden, aber wir sind ein gefragter System-Partner, unsere Produkte sind offiziell als alltagstauglich geprüft und zertifiziert, gelten als prototypisch und werden deshalb z.B. in Brüssel als Norm für ganz Europa gehandelt. Über fünfzig neue Mitarbeiter sind inzwischen für diese Produktion eingestellt, eine neue Fertigungshalle ist erworben und den Return on Investment haben wir inzwischen erreicht. Kurzum: Es macht sich. 2012 kann kommen. Wir blicken zuversichtlich nach vorn.

Unternehmeredition: Herr Mennekes, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de


Zur Person: Walter Mennekes
Walter Mennekes ist Geschäftsführender Gesellschafter der Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG (www.mennekes.de) mit Hauptsitz in Kirchhundem im Sauerland und Familienunternehmer in zweiter Generation.

Autorenprofil
1
2
Vorheriger Artikel„Glück, Wille und Gene“
Nächster Artikel„Der typische Mittelständler bekommt sein erstes großes Geld erst bei der Nachfolgeregelung im Zuge eines Verkaufs”