Website-Icon Unternehmeredition.de

Sterne und Sekt

In der Advents- und Weihnachtszeit schmücken die Herrnhuter Sterne zahlreiche Wohnungen und öffentlichen Gebäude. Der Produzent des leuchtenden Weihnachtsschmucks gehört einer christlichen Glaubensgemeinde an und will rund um den Globus expandieren.

Die evangelische Pfarrerstochter Angela Merkel war sich sicher: Wir schaffen das. Und sie hat es geschafft, irgendwie. Nun hängt der größte beleuchtete Weihnachtsstern Deutschlands mit einem Durchmesser von 2,50 Meter im Bundeskanzleramt. Der von Bundespräsident Joachim Gauck hat lediglich einen Durchmesser von 1,90 Meter. Er ziert das Schloss Bellevue. Und das, obwohl sein engster Mitarbeiter David Gill, Chef des Bundespräsidialamtes, einer der sieben Söhne des Bischofs der überkonfessionell-christlichen Herrnhuter Brüdergemeine ist. Diese Glaubensgemeinschaft ist Hauptgesellschafter der Herrnhuter Sterne GmbH.

Symbol der Adventszeit: Die Herrnhuter Sterne schmücken Gebäude rund um den Globus.

Seit 1897 produziert das sächsische Traditionsunternehmen die weltweit einzigartigen Weihnachtssterne mit den 25 Zacken. „Ein Markenprodukt wie Meißner Porzellan“, sagt der seit 2003 amtierende Geschäftsführer Oskar Scholz und ergänzt: „Wir sind eine Manufaktur, die die Papiersterne immer noch in Handarbeit herstellt.“ In fünf Größen und sieben Farben werden die Sterne aus Papier gefertigt. Im Außenbereich kommt vor allem Kunststoff zum Einsatz. „Hier haben wir vier Standardgrößen, dazu kommen noch zwei Sonderanfertigungen, die wir für ausgewählte Objekte wie Regierungsgebäude oder die Dresdner Frauenkirche herstellen“, so Scholz.

Die Sterne aus der ostsächsischen 6000-Seelen-Gemeinde Herrnhut schmücken nicht nur den Münchner Flughafen, die russische Halbinsel Krim oder die beiden Gemeinden Bethlehem in Israel und im US-Bundesstaat Pennsylvania. Alljährlich bringen sie in der Vorweihnachtszeit auch unzählige Familien zum Basteln und Aufhängen der Sterne zusammen. 600.000 Stück beträgt die Jahresproduktion, zehn bis 15 Prozent davon gehen ins Ausland. In vielen Familien wird der Herrnhuter Stern vererbt. So manches Stück aus der Gründungszeit wird heute noch genutzt, weiß Geschäftsführer Scholz. Und so ist in Herrnhut das ganze Jahr über Weihnachten. In der Vorweihnachtszeit, wenn Hochkonjunktur ist, arbeiten rund 40 Saisonkräfte zusätzlich im Unternehmen.

In der Advents- und Weihnachtszeit schmücken die Herrnhuter Sterne zahlreiche Wohnungen und öffentlichen Gebäude. Der Produzent des leuchtenden Weihnachtsschmucks gehört einer christlichen Glaubensgemeinde an und will rund um den Globus expandieren.

Gewinn fließt in soziale Projekte

Die Glaubensbrüder reden Oskar Scholz nicht ins operative Geschäft hinein. Jedoch haben sie in den vergangenen Jahrzehnten streng darauf geachtet, dass der Stern und seine Produktion ihr Eigentum blieben. Im Laufe der Zeit kamen dann noch eine Lackfabrik, ein Ofenbau-Unternehmen, eine Textildruckerei, die Comenius-Buchhandlung, ein Forstbetrieb und die Herrnhuter Holzwerkstätten ins Portfolio der Brüdergemeine. Doch der Weihnachtstern war und blieb das Aushängeschild. „Vom Gewinn der Unternehmen werden soziale Projekte der Glaubensgemeinde unterstützt, Universitäten, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen etwa in Tansania finanziert.“ Von den rund eine Million Mitgliedern der Herrnhuter Brüdergemeine, die in 19 selbstständigen Kirchen organisiert sind, sind 80 Prozent in Afrika beheimatet. Rund 6.000 sind in Deutschland ansässig. Ein weltweites Netzwerk, das auf die Missionierungsarbeit seit 1732 zurückzuführen ist.

Kooperation mit Sektkellerei

Die Sterneproduktion wurde 1950 verstaatlicht, doch bereits 1968 erfolgte dann die Reprivatisierung. Dadurch blieb man nach der Wende dem Diktat der Treuhandanstalt fern. Zwar sank die Belegschaft 1990 auf sechs Mitarbeiter, doch sukzessive wurden der Direktvertrieb aufgebaut und wieder Mitarbeiter eingestellt. Es entstand ein neues Firmengebäude, eine Schauwerkstatt, und in diesem Jahr investierte man noch einmal 1,7 Mio. Euro in ein neues Lager. „Damit können wir uns jetzt kontinuierlich weiterentwickeln“, sagt Geschäftsführer Scholz. Dazu geht er Kooperationen mit passenden sächsischen Manufakturen und Unternehmen, wie etwa der ältesten Sektkellerei des Freistaates, Schloß Wackerbarth, ein: „Wir richten unser Augenmerk darauf, Handarbeit, Handwerk und Qualität gemeinschaftlich zu präsentieren. Sekt und Sterne – das ist eine gute Kombination“, sagt Scholz und ergänzt: „Eine voller Harmonie, mit der Weihnachten, das Fest der Liebe, in hektischen, krisengeschüttelten Zeiten eine besondere Note erhalten soll.“


Kurzprofil Herrnhuter Sterne GmbH

Gründungsjahr 1897
Branche Dekorationsartikel
Unternehmenssitz Herrnhut (Sachsen)
Umsatz
10 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 86

www.herrnhuter-sterne.de

Die mobile Version verlassen