„Es gibt eher zu viel als zu wenig Kapital für gute Transaktionen“

Interview mit Christian Lange, Novum Capital Management GmbH & Co. KG

Novum Capital investiert in etablierte Firmen und Spezialsituationen – flexibel, erfahren und kapitalstark.
Foto: © Chanagun_AdobeStock

Novum Capital ist eine auf Small- und Mid Caps fokussierte Beteiligungsgesellschaft, die erfolgreiche Unternehmen übernimmt und weiterentwickelt, aber auch in Spezialsituationen investieren kann. Wir sprachen mit Christian Lange, Finance Director bei Novum Capital, über die aktuelle Investorenlandschaft, die Situation auf den Finanzierungsmärkten sowie darüber, warum gerade in herausfordernden Zeiten interessante Opportunitäten für versierte Investoren entstehen.

Unternehmeredition: Wie steht es aktuell mit der Bereitschaft von Investoren, Kapital zur Verfügung zu stellen?

Christian Lange: Grundsätzlich ist das Interesse, Kapital in Private Equity zu investieren, weiterhin hoch – vor allem, weil das Risiko-Ertrags-Profil im Vergleich zu den Alternativen immer noch sehr gut ist. Aber die Investoren schauen schon etwas genauer hin, wem sie ihr Geld anvertrauen. Haben sie gute Erfahrungen mit einem Private-Equity-Haus gemacht, investieren sie gerne in den Folgefonds. Kapital wird nach Einschätzung von Marktbeobachtern in Zukunft nicht vom Markt abgezogen werden, aber vielleicht etwas konzentrierter eingesetzt. Die hohe Verfügbarkeit von Kapital und das resultierende starke Käuferinteresse führen jedoch auch dazu, dass die Bewertungserwartungen der Verkäufer weiterhin recht hoch sind. Daher scheitern Verkaufsprozesse auch oft, wenn die relativen Bewertungserwartungen zu hoch sind.

Bieten sich Novum trotzdem Beteiligungschancen?
Die meisten Wettbewerber suchen gut aufgestellte Unternehmen. Dort sind die Preiserwartungen der Verkäufer weiterhin besonders hoch. Bei Novum haben wir ebenfalls ein hohes Interesse an solchen Unternehmen – wir können mit unserem Special Opportunities Fund jedoch auch in Unternehmen investieren, die sich in einer komplexeren Situation befinden und deren Bewertungen daher realistischer sind. Zwar muss man mehr Zeit und Arbeit investieren, das zahlt sich aber oft aus. Solche Beteiligungschancen gibt es inzwischen wieder vermehrt.

Bekommen die Unternehmen in der aktuellen Situation noch Finanzierungen?

Für den Finanzierungsmarkt gilt das Gleiche wie für den Private-Equity-Markt. Die Private-Debt-Funds sind immer noch hervorragend aufgestellt, was das verfügbare Kapital angeht. Es gibt eher zu viel Kapital als zu wenig. Debt Funds sind sehr daran interessiert, weiterhin Unternehmen zu finanzieren, und gerne auch solche, die wachsen wollen. Auch die Banken haben Liquidität, die investiert werden soll. Eine wichtige Rolle spielt der Finanzierungsbedarf – angesichts des vorhandenen Kapitals sind Kreditgeber immer mehr bestrebt, höhere Kreditvolumina pro Transaktion zu vergeben, da das Ertragspotenzial aus Verzinsung und Underwriting Fees im Vergleich zur nötigen Arbeit höher ist. Dies gilt für Private-Debt-Funds angesichts der hohen Mittelaufnahme in den letzten Jahren, aber auch bei den Banken lässt sich dieser Trend feststellen. Für alle Kreditgeber spielt die Frage nach Anschlussfinanzierungen, und nach Wachstums- oder Akquisitionsfazilitäten, eine große Rolle. Sie finanzieren lieber Unternehmen, die sie schon kennen und die sich bewiesen haben, als Unternehmen, die neu für sie sind und die sie erst einmal analysieren und verstehen müssen.

Wen sprechen Sie zuerst an?
Das ist situationsabhängig. Zunächst einmal finden wir mit unseren Finanzierungsstrukturen auch die Unterstützung regionaler Banken und Sparkassen. Sofern möglich, sprechen wir daher gerne auch eine Bank an, die schon finanziert. Im Small- und Mid-Cap-Bereich ist das häufig eine regionale Sparkasse oder Bank. Diese sind inzwischen auch in der Lage, durchaus höhere Volumina allein bereitzustellen, aber bei größeren Finanzierungen oder auch Folgefinanzierungen wird unter Umständen doch ein überregionaler Partner nötig. Dies ist jedoch in der Regel nicht allzu schwierig, denn die Tatsache, dass eine Bank ein Unternehmen schon lange finanziert, sagt anderen Banken, dass da ein Kreditgeber ist, der das Unternehmen kennt und für so gut befindet, dass er weiterhin dabeibleiben möchte. Deshalb ist der Hinweis, dass man gerne weitere Darlehen ausreichen würde, aber keine verfügbaren Mittel einsetzen kann, für andere eine plausible Begründung bei einer Refinanzierung. Daneben arbeiten wir auch regelmäßig mit Debt Funds zusammen, insbesondere wenn dies zur Situation passt, zum Beispiel, wenn wir ein größeres Kreditvolumen aus einer Hand suchen oder wenn ein Fund schon Erfahrungen in der Branche des Zielunternehmens hat.

Jetzt gibt es aber gerade aktuell viele Unternehmen, die brauchen einfach Kapital, um zu überleben. Wie sieht das denn in diesen Fällen aus?

Noch gibt es nicht viele Fälle, die aufgrund tatsächlichen Kapitalmangels nicht überleben können. Weil ausreichend Kapital auf der Geberseite zur Verfügung steht, unterstützen Debt Funds und Banken weiterhin Kreditnehmer, die sie für langfristig überlebensfähig halten. Wenn es sehr eng wird, sind Banken bereit, Tilgungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, und Debt Funds verzichten für eine gewisse Zeit auf Barzinszahlungen. In den eher seltenen Fällen, dass der Gesellschafter nicht mehr in der Lage oder willens ist, das Unternehmen weiter zu unterstützen, kommt es aber auch vor, dass Debt Funds ein von ihnen fremdfinanziertes Unternehmen übernehmen.

Lieber Herr Lange, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Bärbel Brockmann.

👉 Dieses Interview erscheint auch in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand”. 


ZUM INTERVIEWPARTNER

Foto: © Novum Capital

Christian Lange,

Finance Director

Novum Capital Management GmbH & Co. KG

clange@novumcapital.com

 

 

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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