Erholung kommt nur langsam voran

Konjunkturstabile Konzepte gefragt

Eine der Gesellschaften, die auch in diesem Jahr in neue Beteiligungen investiert, ist die Nord Holding. “Wir haben im bisherigen Jahresverlauf bereits drei Deals gemacht”, sagt Geschäftsführer Matthias Kues. Drei weitere Deals sollen bis Jahresende noch kommen. Insgesamt seien jetzt konjunkturstabile Geschäftsmodelle gefragt, während zyklische Unternehmen bei den Preisvorstellungen einen Abschlag hinnehmen müssten. Mit fortschreitender Konjunkturerholung nehme die Schärfe der Portfolio-Probleme ab. Langfristig würden aber nur die PE-Häuser erfolgreich sein, die nicht vom Leverage leben, sondern echte Wertsteigerungen generieren.

Marktbereinigung erwartet

Die Krise wird am Private Equity-Markt auch mittelfristig ihre Spuren hinterlassen, wie nicht nur Brenner und Kues erwarten. Es wird eine Marktbereinigung stattfinden – in Deutschland und weltweit. Besonders schwer dürften es die PE-Fonds haben, die in den Boomzeiten 2006 und 2007 aufgelegt wurden und dann in der “Hochpreiszeit” – zum Teil mit sehr hohen Leverages – viel in Buy-outs investiert haben. “Einige Fonds werden alte Beteiligungen abwickeln und dann nichts Neues mehr machen”, sagt Dr. Christoph Brenner von der Münchner Niederlassung der Kanzlei SJ Berwin. “Der eine oder andere Marktteilnehmer wird sein Portfolio ganz verkaufen und aufgeben.” Die Probleme in den Portfolien seien aber sehr unterschiedlich. “Manche Branchen, wie beispielsweise Automotive, haben einen schnellen Turnaround, bei anderen dauert es etwas länger.” Dort, wo vereinbarte Finanzkennzahlen nicht eingehalten wurden (Covenant-Brüche), seien auch die Banken gefragt. Mit Forderungsverzichten, Stundungen bzw. mit der Verlängerung von Kreditlaufzeiten könnten sie – neben EK-Nachschüssen durch die Investoren – zur finanziellen Umstrukturierung und Gesundung solcher Unternehmen beitragen. Die Bereitschaft dazu sei gegenüber dem Vorjahr gestiegen und umso größer, je besser ein Unternehmen nun aus der Krise kommt.

Schwieriges Fundraising

Entsprechend schwierig gestaltet sich das Fundraising heute für PE-Häuser, die keine gute Performance aufweisen. “Ein positiver Track Record ist beim Fundraising enorm wichtig”, sagt Gustav Egger von der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG). Zumal die institutionellen Investoren ohnehin skeptischer geworden seien – ihre Anlagebereitschaft ist im Vergleich zu 2007 erheblich gesunken. Egger: “Insgesamt ist das Fundraising-Umfeld eher ungünstig, denn es herrscht Zurückhaltung bei Investoren, die über ihre Engagements von 2007 und 2008 nachdenken und ihre Kapitalallokation überprüfen.” Aufgrund der Investitionszurückhaltung seit Ende 2008 ist aber auch noch eine Menge Geld in den Private Equity-Fonds vorhanden. Laut BVK verfügten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland im Juni noch über knapp 33 Mrd. EUR für Investitionen. Sieht man auf der anderen Seite den Bedarf vieler Mittelständler an frischem Kapital, so könnten PE-Kapital und Mittelstand in den kommenden zwölf Monaten stärker zueinander finden – vorausgesetzt, die Bewertungsvorstellungen nähern sich an.

1
2
3
Vorheriger Artikel“Wir wollten Kalle aus dem Schattendasein im Großkonzern herausholen” (Ausgabe 4/2010)
Nächster ArtikelRückkehr zur Normalität