„Unternehmen sind nicht mehr auf Billigstandorte angewiesen“

Mit Sensoren ist die badische Sick AG weltweit erfolgreich. Vorstandschef Dr. Robert Bauer im Gespräch über die Internationalisierung des Unternehmens, die Zukunft der Industrie 4.0 und darüber, warum das Unternehmen bislang keine Wachstumsgrenzen kennt.

Zur Folge hätte dies die Reindustrialisierung in einigen Ländern. Gilt das für sämtliche Industrien oder nehmen Sie welche aus?

Eigentlich nicht. Denn Ziel ist es etwa auch, dass Massenware individualisiert hergestellt wird. Im besten Falle von zu Hause aus über einen 3-D-Drucker. Logistikketten würden wegfallen. Ökologisch wäre das ein großer Fortschritt. Man muss dann kein Ersatzteil mehr nach Australien schicken, sondern nur noch den Plan. Dafür braucht man kein Flugzeug, lediglich einen Internetanschluss.

Heißt das, dass auch die Sick AG Produktionsstandorte zurück nach Deutschland verlagert?

Wir haben schon jetzt relativ wenige Produktionsstandorte. In Zukunft werden wir an dem Ort produzieren, wo Bedarf besteht – das machen wir heute schon. Doch künftig wird die Logistikkette noch kürzer werden.

In den vergangenen zehn Jahren ist Sick kräftig gewachsen. 2007 hatten Sie 4.720 Mitarbeiter. Mittlerweile sind es knapp doppelt so viele. Auch der Umsatz hat sich seitdem auf 1,3 Mrd. Euro verdoppelt. Wie verkraftet ein Familienunternehmen dieses Wachstum?

Tatsächlich ist das Wachstum eine permanente Herausforderung. Durchschnittlich wachsen wir zehn Prozent pro Jahr. Letztlich ist es eine Frage der Kultur, wie offen Mitarbeiter empfangen werden und wie schnell sie integriert werden. Wir bekommen das gut hin, allerdings ist es kein Selbstläufer, es ist anstrengend.

Welche Wachstumspläne haben Sie denn?

Unser Ziel ist es, jährlich um zehn Prozent zu wachsen – beim Umsatz, dem Ergebnis und dem Aufwand, den wir für Forschung und Entwicklung betreiben.

Und wie lange können Sie das durchhalten?

Von der Industrie 4.0 erwarten wir uns noch mal einen Schub. Wir haben noch viele Ideen. Erst wenn wir technologisch an unsere Grenzen stoßen, würde unser Wachstum abflachen. Das ist bislang jedoch nicht absehbar.


Zur Person

SICK_Vorstandsvorsitzender_Dr.Robert_BauerSeit 01. Oktober 2006 ist Dr. Robert Bauer Vorsitzender des Vorstands der Sick AG. Zudem ist er für das wichtige Ressort Produkte und Technologie verantwortlich. Der Hersteller von Sensoren beschäftigt mittlerweile 7.400 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 1,3 Mrd. Euro. Um sich an der Spitze halten zu können, steckt das Unternehmen jährlich zehn Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Vor allem in die Industrie 4.0 will Sick weiter investieren. Daten sind das Elixier des Unternehmens.

www.sick.de

 

 

 

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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