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Einstieg nach Absturz?

Aktien sind eine attraktive Alternative zu Negativzinsen. Jedoch schreckt viele die hohe Volatilität ab, sie suchen nach dem optimalen Einstieg. Doch wer zu lange wartet, verpasst einen Großteil des Aufwärtstrends. 

Der Kurseinbruch am Jahresanfang und die anschließende Erholung an den Börsen sorgten bereits für Schweißausbrüche bei Investoren. Nur wenigen fällt es leicht, die Nerven zu bewahren. Andere wiederum nutzen solche Schwächephasen erst recht, um Aktien zu ordern. Doch welches ist die richtige Einstiegsstrategie?

Die Vermögensverwaltung Sand und Schott hat in einer umfangreichen Studie untersucht, mit welcher Strategie nach historischen Daten die größte Wahrscheinlichkeit verbunden ist, mit langfristig positiver Rendite am breiten Aktienmarkt zu investieren. Das verblüffende Ergebnis ist, dass Strategien, die auf einen möglichst günstigen Einstieg nach einem Rückschlag abzielen, die schlechtesten Werte aufweisen. Mit dieser Strategie mussten Anleger mehr Monate mit negativer Rendite aushalten und erreichten nur geringere durchschnittliche Erträge. Deutlich bessere Werte bringt dagegen sowohl ein systematischer Einstieg als auch eine sofortige Investition.

Einstieg nach Rückschlag oder „Alles auf einmal“?

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Beobachtung, dass sich die Strategien von privaten Investoren für einen Einstieg in den Aktienmarkt in drei Gruppen einteilen lassen – und jede ist überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben. Die eine Gruppe investiert anhand ihrer geplanten strategischen Allokation den gesamten Betrag, sobald neue Liquidität zur Verfügung steht. Eine zweite teilt den zu investierenden Betrag auf und investiert zum Beispiel monatlich. Die dritte Gruppe setzt auf einen möglichst günstigen Einstiegszeitpunkt. Häufig werden bestimmte Rückschläge im Aktienmarkt von zum Beispiel 20 Prozent festgelegt. Nach diesem Rücksetzer soll das zur Verfügung stehende Kapital investiert werden.

Genau diese Strategien wurden nun getestet, und zwar für den deutschen Heimatmarkt (gemessen am DAX seit 1977) und an der führenden Leitbörse USA (gemessen am S&P 500 seit 1970). Es wurde ein Anlagezeitraum von zehn Jahren angenommen.Aktien sind eine attraktive Alternative zu Negativzinsen. Jedoch schreckt viele die hohe Volatilität ab, sie suchen nach dem optimalen Einstieg. Doch wer zu lange wartet, verpasst einen Großteil des Aufwärtstrends.

Die Ergebnisse zeigen: Wer das Kapital sofort investiert hat, also unabhängig davon, ob die Börsen gerade steigen oder fallen, erreichte im Durchschnitt 9,1 Prozent Rendite und musste im Schnitt nur in rund fünf Prozent der Monate im zehnjährigen Anlagezeitraum einen Verlust verkraften. Interessant ist auch die systematische Strategie, die ratierliche Investments vorsieht. Sie brachte im Rückblick eine durchschnittliche Jahresrendite von 8,45 Prozent und nur eine etwas höhere Zahl an Verlustmonaten (sieben Prozent) als die „Buy-all-at-once“-Strategie.

Zauderer verlieren viel Geld

Das schlechteste Ergebnis erzielte dagegen der Anleger, der immer nach einem Rückschlag von mindestens 20 Prozent kaufte. Diese Strategie brachte eine durchschnittliche Rendite von nur 5,15 Prozent und überdies die mit Abstand meisten Verlustmonate im Vergleich mit anderen Strategien. Die Berechnungen für den US-Aktienmarkt zeigten in allen Fällen sehr ähnliche Ergebnisse.

Wie lässt sich das schwache Abschneiden der Drawdown-Strategie erklären? Zum einen entgehen dem Anleger Kursgewinne, während er auf den Rückschlag wartet. Diese Kursgewinne hat der Anleger, der sofort investiert, schon als Sicherheitspolster auf seinem Konto. Zum anderen sinken die Kurse nach einem ersten Rückschlag oft noch viel weiter. Damit kann sich historisch gesehen das Warten auf den „günstigen“ Einstiegszeitpunkt negativ auf die Renditeerwartung auswirken.

Fazit

Die Spekulation auf günstige Einstiegskurse ist zwar emotional nachvollziehbar, führt aber in die Falle. Der Anleger verpasst durch das Warten auf „Kaufkurse“ einen Gutteil des jeweiligen Aufwärtstrends. Dagegen führt die sofortige Anlage des Kapitals oder über einen systematischen Sparplan zu deutlich besseren Ergebnissen.


Zur Person

Dr. Max Schott ist Geschäftsführender Gesellschafter der Sand und Schott GmbH. 1994 gründete er gemeinsam mit Arne Sand die unabhängige Vermögensverwaltung in Stuttgart. www.sand-schott.com

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